Diese Nachrichten hinterlassen ein mulmiges Gefühl: Innerhalb von nur zwei Tagen sind im professionellen Radsport zwei Fälle von Herzinfarkten bei aktiven Fahrern bekannt geworden.
Doppelter Infarkt-Schock im Radsport
Am Dienstag hatte der 27 Jahre alte Nathan Van Hooydonck - Mitglied des Teams Jumbo-Visma von Tour-de-France-Sieger Jonas Vingegaard, das aktuell auch die Vuelta dominiert - einen Herzstillstand am Steuer erlitten und deswegen einen gefährlichen Autounfall verursacht. Am Tag darauf hat das Team Cofidis bekanntgegeben, dass sich auch der Niederländer Wesley Kreder derzeit von einem Herzinfarkt erholt, der ihn Ende August heimgesucht hatte.
Van Hooydonck und Kreder erlitten Herzstillstände
Der 32 Jahre alte Kreder war demnach in der Nacht auf den 29. August in ein Krankenhaus eingeliefert worden.
„Ich bin am 28. August ganz normal ins Bett gegangen. Und am nächsten Tag wachte ich im Krankenhaus auf“, wird Kreder in der Mitteilung zitiert. Die Ehefrau und die Schwiegereltern des zweifachen Familienvaters hatten lebensrettende Erstmaßnahmen eingeleitet, im Hospital sei dann eine Myokarditis diagnostiziert worden, also eine Herzmuskelentzündung.
Kreder ist am 6. September aus dem Krankenhaus entlassen worden und werde seitdem von einem Kardiologen und den Cofidis-Ärzten „engmaschig“ überwacht. „Ich bin froh, dass ich noch am Leben bin“, sagt Kreder, der sich nach eigenen Angaben inzwischen wieder „gut“ fühlt und auf eine möglichst schnelle Rückkehr aufs Rad hofft.
Cofidis machte den Fall einen Tag nach dem Unfall Van Hooydoncks öffentlich, der laut übereinstimmenden Medienberichten aus seiner Heimat ebenfalls von Herzproblemen verursacht worden war.
„Den Umständen entsprechend gut“
Der Belgier hatte die Kontrolle über sein Auto verloren und war daraufhin beim Überqueren einer Kreuzung mit einem anderen Fahrzeug zusammengestoßen. Alicia Cara, die schwangere Lebensgefährtin des Fahrers, die sich zum Zeitpunkt des Unfalls an seiner Seite befand, blieb nach ersten Erkenntnissen unverletzt. Das Drama sorgte in Belgien auch wegen der Vorgeschichte des Paars für viel Anteilnahme: Im Dezember 2021 war ihr gemeinsame Sohn Thiago tot auf die Welt gekommen.
Van Hooydonck wurde nach seinem Unfall in ein künstliches Koma versetzt, zunächst herrschte auch Verwirrung, weil ein Polizeisprecher von „lebensbedrohlichen Verletzungen“ sprach. Jumbo-Visma hat dies dementiert und berichtete am Mittwoch: „Nathan Van Hooydonck ist ansprechbar und macht sich den Umständen entsprechend gut. Er war sehr froh zu hören, dass Jonas die gestrige Etappe gewonnen hat und tief bewegt, dass er ihm den Sieg gewidmet hat.“
In den offiziellen Statements des Teams erwähnt Jumbo-Visma die Herzprobleme nicht, es wird nur von einem „unwohlen“ Gefühl, das den Unfall verursacht hätte.
Mehrere Tragödien in den vergangenen Jahren
Kreder und Van Hooydonck sind nicht die einzigen Radprofis, die in den vergangenen Jahren Herzprobleme im jungen Alter erlitten haben: Im Lauf des vergangenen Jahres beendeten der Australier Heinrich Haussler (39) und der Italiener Sonny Colbrelli (33) deswegen ihre Karriere - Colbrelli war im März 2022 bei der Katalonien-Rundfahrt kollabiert und bekam einen Defibrillator eingesetzt.
Ein tödliches Ende nahm 2018 ein Herzinfarkt von Michael Goolaerts beim Eintagesrennen Paris-Roubaix, zwei Jahre später erschütterte auch der tödliche Infarkt des Ex-Profis Nicolas Portal die Szene: Portal, Sportdirektor von Team Sky / Ineos bei den Tour-Siegen von Chris Froome, Geraint Thomas und Egan Bernal, wurde nur 40 Jahre alt, er hatte seine Karriere schon zehn Jahre vorher wegen Herzproblemen beendet.