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Radsport: Belgien rätselt über Todes-Serie - Talente sterben an Herzstillstand

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Radsport: Belgien rätselt über Todes-Serie - Talente sterben an Herzstillstand

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Todesserie lässt Belgien rätseln

Eine tragische Todesserie im belgischen Radsport gibt Rätsel auf. Häufig sterben die jungen Sportler an Herzstillstand - über die Gründe wird noch gerätselt.
Immer wieder sterben junge belgische Radsport-Talente wie Daan Myngheer
Immer wieder sterben junge belgische Radsport-Talente wie Daan Myngheer
© Imago
Eine tragische Todesserie im belgischen Radsport gibt Rätsel auf. Häufig sterben die jungen Sportler an Herzstillstand - über die Gründe wird noch gerätselt.

Eine tragische Todesserie belgischer Radprofis gibt Rätsel auf.

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Innerhalb von nur fünf Jahren sind in Belgien sieben junge Talente verstorben. Antoine Demoitié (1990–2016), Daan Myngheer (1993–2016), Michael Goolaerts (1994–2018), Stef Loos (2000–2019), Jarne Lemmens (2004–2019), Bjorg Lambrecht (1997-2019) und Niels de Vriendt ließen ihr Leben. 

Bei der Todesursache handelte es sich zumeist um Herzstillstand.

Begleitfahrzeug rast in Demoitié

Demoitié stürzte 2016 beim Klassiker Gent-Wevelgem nach rund 150 Kilometern mit vier weiteren Fahrern. Danach raste ein Begleitfahrzeug in ihn. Der damals 25-Jährige verstarb später an einer Hirnblutung. Ob diese durch den Sturz oder den Unfall mit dem Motorrad ausgelöst wurde, konnte selbst die Autopsie nicht klären.

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Binnen 24 Stunden musste der belgische Radsport einen weiteren Todesfall betrauern. Myngheer hatte auf Korsika einen Herzstillstand erlitten. Etwa 25 Kilometer vor dem Ziel beim Critérium International klagte er über Unwohlsein und ließ sich aus einem abgeschlagenen Fahrerfeld zurückfallen.

Als er anhielt, brach er zusammen und musste vom medizinischen Dienst reanimiert werden. Am darauffolgenden Tag starb er in einem Krankenhaus in Ajaccio. Er wurde nur 22 Jahre alt. 

"Wieder ein tragischer Verlust", twitterte der britische Sprinterstar Mark Cavendish und schrieb von "schrecklichen" Tagen.

Radsport immer wieder unter Schock

Zwei Jahre später stand der Radsport erneut unter Schock. Mitten im Radsport-Klassiker Paris-Roubaix fuhr Goolaerts ungebremst in eine Böschung und starb - mit gerade einmal 23 Jahren.

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Am Rande der Fahrbahn liegend wurde der Youngster noch reanimiert und schließlich mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Doch noch in der Nacht verstarb Goolaerts.

Die Vermutungen, dass sich der Unfall in Folge eines Herzstillstands ereignet hatte, bestätigten sich später: "Er hatte eine Herzattacke während des Rennens. Sein Herz blieb stehen, deswegen hatte er einen Unfall", lautete das offizielle Ergebnis des Autopsieberichts. 

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Loos erlag mit 19 Jahren seinen Verletzungen nach einem Zusammenprall mit einem Lieferwagen. Der junge Fahrer nahm an einem Radrennen im belgischen Dottenijs teil. Ein Streckenposten zeigte den Fahrern offenbar die falsche Richtung an, worauf die Spitze in ein Fahrzeug prallte.

Jüngstes Opfer erst 15 Jahre alt

Das jüngste Opfer in der tragischen Todesserie war Lemmens mit gerade einmal 15 Jahren. Das Rad-Talent aus Belgien erwachte nicht mehr aus seinem Schlaf. Die Todesursache: Herzversagen.

Die Medien sprachen bereits damals von einem Unheil. Einen "belgischen Rad-Fluch" nannte es etwa die Schweizer Tageszeitung Blick. Zum fünften Mal in nur drei Jahren wurde Belgien durch den Tod eines Radprofis erschüttert.

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Doch damit nicht genug - denn die Horror-Serie sollte noch weitergehen. Wenige Monate nach Lemmens' Tod stürzte Lambrecht bei der Polen-Rundfahrt und zog sich dabei einen großen Leberriss zu. Dieser führte zu einer massiven inneren Blutung und schließlich zum Herzstillstand.

Vor zwei Wochen - beim ersten Radrennen nach der Corona-Pause - ereignete sich dann ein weiterer tragischer Vorfall. Der belgische Nachwuchsfahrer De Vriendt kam bei einem Trainingsrennen ums Leben.

Belgische Medien zufolge stürzte der 20-Jährige nach etwa 13 gefahrenen Kilometern ohne erkennbaren Grund vom Rad. Offenbar hatte er einen Herzinfarkt. Die ergriffenen Wiederbelebungsmaßnahmen eines Ärzte-Teams waren vergeblich.

Auswirkungen von Doping aufs Herz

Die unheimliche Serie hinterlässt eine geschockte Radsport-Nation und wirft Fragen auf. Wie kann es sein, dass austrainierte Athleten an einem Herzinfarkt sterben, obwohl sie jung, gesund und unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle stehen?

Der erste Gedanke, der vielen beim Profi-Radsport in den Sinn kommt: Doping. Immer wieder gab es in der Vergangenheit Hinweise über mögliche Auswirkungen von Blutdoping auf das Herz.

Während der Hochphase des Epo-Dopings um die Jahrtausendwende wandelten nachts Radprofis durch Hotelflure, um ihr völlig verdicktes Blut wieder in Bewegung zu bringen - aus Angst vor Thrombose oder Herzinfarkt.

Laut einer Studie des französischen Magazins Nouvel Observateur lag die Sterblichkeitsrate bei Tour-de-France-Startern fast dreimal so hoch wie in der Normalbevölkerung. Man kann von diesen Fällen aber nicht automatisch auf Doping zurückschließen.

Extreme Belastungen schädigen Herz

Eine andere mögliche Ursache ist, dass extremer Ausdauersport das Herz nicht nur verändern, sondern auch schädigen kann. Durch die hohe Belastung wird die Blutpumpe übermäßig gestresst. Das ergab eine Studie des US-amerikanischen Kardiologen James O'Keefe.

Eine neuere Untersuchung der Mayo Klinik in den USA zeigte außerdem, dass vor allem weiße Männer, die extrem viel Sport machen, häufiger zu einer frühzeitigen Verkalkung der Koronar­arterien neigen.

Koronarkalk gilt vor allem in jungen Jahren als eine Ursache für Herzinfarkte. Angeborene Herzfehler, akute Infekte oder zu klein geratene Herzkranzgefäße gelten als weitere Gründe.

Regelmäßige Athletenchecks sollen solche Fälle auszuschließen - doch nicht in jedem Land gibt es solche Kontrollsysteme. Solange sich dieser Umstand nicht ändert, drohen dem Radsport weitere Tragödien rund um junge Talente.