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Radsport: Ein Nachruf von Wolfgang Kleine zum Tod von Rudi Altig

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Radsport: Ein Nachruf von Wolfgang Kleine zum Tod von Rudi Altig

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Nachruf: Erlöser nach Wembley

Mit Rudi Altig ist eine Legende des Radsports verstorben. SPORT1-Redakteur Wolfgang Kleine erinnert an dessen Husarenstück von 1966 und Trainingspausen in Gasthäusern.
SPORT1-Redakteur Wolfgang Kleine erinnert an Rudi Altigs Triumph bei der WM 1966
SPORT1-Redakteur Wolfgang Kleine erinnert an Rudi Altigs Triumph bei der WM 1966
© SPORT1 / Imago
Mit Rudi Altig ist eine Legende des Radsports verstorben. SPORT1-Redakteur Wolfgang Kleine erinnert an dessen Husarenstück von 1966 und Trainingspausen in Gasthäusern.

Die Luft im Einsatzlokal der Taubenzüchter in meiner Heimatstadt Bad Salzuflen war rauchgeschwängert. Die Kollegen schauten gespannt auf den TV-Bildschirm - damals alles noch in Schwarz-Weiß.

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An diesem Sonntag vor knapp 50 Jahren, dem 28. August 1966 fuhr Rudi Altig beim WM-Straßenrennen der Radprofis auf dem Nürburgring das Rennen seines Lebens.

In der letzten Runde der 273 Kilometer war der Deutsche zurückgefallen, kämpfte sich aber mit Hilfe seines älteren Bruders Willi wieder an die Spitzengruppe mit Tour-Größen wie Jacques Anquetil und Raymond Poulidor wieder ran.

Trost nach dem Finale der Fußball-WM 1966  

Ein Radsport-Fan rief in die begeisterte Menge: "Mensch Rudi, ich wette Du schaffst das. Der Altig wird Weltmeister." Die Spannung wuchs, als Altig auf die lange Zielgerade bog, vor sich noch Anquetil und Poulidor, aber dann zog er an, überspurtete die beiden Franzosen und holte sich nicht nur unter dem Jubel der Zuschauer auf dem "Ring", sondern auch unter dem Geschrei in dem Lokal den WM-Titel. Die Taubenzüchter lagen sich jubelnd in den Armen.

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Ein neuer deutscher Sport-Held war geboren. Altig spielte den Erlöser. Er hatte praktisch mit seinem Triumph den Ärger um die WM-Niederlage der deutschen Fußballer in Wembley Wochen zuvor getilgt.

Bis heute gelang keinem deutschen Rad-Profi die Wiederholung des Altig-Erfolgs bei einer Straßen-WM - weder Didi Thurau noch Jan Ullrich, Erik Zabel oder zuletzt John Degenkolb. Als "Sacre Rudi" dann noch "Sportler des Jahres" 1966 wurde, war die Radsport-Legende perfekt.

"Wir kannten da jeden Kellner"

Der gebürtige Mannheimer Altig lebte in der Zeit im bergischen Eikamp östlich von Köln. Mit seinen Radsport-Kollegen wie "Bergfloh" Karl-Heinz Kunde trainierte er dort auf der sogenannten "Eikamper Runde". Die war knallhart - bergauf, bergab. Aber es gab auch immer wieder Trainingspausen, die die Profis zur Einkehr in die zahlreichen Gasthäuser an der Strecke nutzten. Kunde: "Wir kannten da jeden Kellner."

Rudi Altig, der 18 Tage das Gelbe Trikot der Tour de France trug und als erster Deutscher das Grüne Trikot des besten Sprinters 1962 gewann, sagte nach seiner erfolgreichen Karriere:"Der Radsport war der rote Faden in meinem Leben, den schneide ich, solange ich lebe, nicht durch."

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24 Stunden vor dem Start des 100. Rad-Klassikers "Rund um Köln" am Sonntag starb Altig mit 79 Jahren in einem Hospiz in Remagen an den Folgen eines Krebsleidens

Wolfgang Kleine hatte als Journalist seine Feuertaufe bei der Fußball-WM 1974 in Deutschland. Danach wurden für ihn zahlreiche Handball-Spiele, die Berichterstattung vom Leichtathletik-Europacup 1979 und die Begleitung der Tour de France 1996, 1997 sowie 1998 unvergessliche Erlebnisse. Aber eines bleibt besonders in Erinnerung: Das Wintermärchen der Olympischen Spiele 1994 in Lillehammer.