Einer der größten Dopingskandale der Sportgeschichte wird womöglich doch noch aufgeklärt.
Ullrich-Proben werden nicht zerstört
Ein Gericht in Madrid hat entschieden, dass die vor etwa zehn Jahren im Zuge der "Operacion Puerto" gefundenen Blutproben nicht zerstört, sondern herausgegeben werden müssen. Zuvor hatten Spitzenvertreter des spanischen Sports sowie unter anderem auch die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und der Radsport-Weltverband UCI gegen die 2013 durch ein Gericht angeordnete Vernichtung Einspruch eingelegt.
Blutproben gehen auch an UCI und WADA
Richter Alejandro Maria Benito ordnete jetzt an, dass die Blutproben unter anderem an den spanischen Radverband, die UCI, die WADA sowie die Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) ausgehändigt werden müssen. Ob noch Sanktionen gegen die betreffenden Sportler verhängt werden können, ist wegen der Verjährungsfristen derzeit noch offen.
"Das ist ein guter Tag für den Anti-Doping-Kampf", sagte NADA-Vorstand Lars Mortsiefer. Er ist zuversichtlich, dass nun trotz verbleibender juristischer Zweifel über die Verjährungsfristen eine Lawine ins Rolle kommt: "Wir interpretieren die Regel zur Zehn-Jahres-Verjährungsfrist im Welt-Anti-Doping-Code so, dass sie auch auf ältere Fälle angewendet werden kann. Insofern sind wir gespannt auf die Analysen der Blutbeutel durch die WADA."
Die 211 Blutbeutel stammen von Spitzenathleten und wurden im Jahr 2006 beim spanischen Frauenarzt Eufemiano Fuentes sichergestellt. Fuentes soll eine Vielzahl von Top-Athleten mit leistungssteigernden Substanzen versorgt haben und wurde damals im Zuge von Razzien festgenommen.
Ullrich im Zentrum des Skandals
Die Klarnamen von über 50 verdächtigen Radsportler - darunter auch der einzige deutsche Tour-Sieger Jan Ullrich - wurden einen Tag vor dem Start der Tour de France am 30. Juni 2006 öffentlich. Doch auch Athleten aus anderen Sportarten, wie Fußball, Leichathletik oder Tennis, gehören angeblich dazu.
Ullrich erklärte im Zuge der Anschuldigungen am 26. Februar 2007 seinen Rücktritt. Im Februar 2012 räumte Ullrich erstmals selbst Kontakt zu Fuentes ein. Zuvor war er vom Internationalen Sportgerichtshof (CAS) wegen seiner Verwicklung in die Fuentes-Affäre gesperrt worden.
Fuentes hingegen deutete schon kurz nach seiner Verhaftung im Mai 2006 an, dass sich die Affäre weit über den Radsport hinaus erstrecke. Im Prozess Anfang des Jahres 2013 hatte Fuentes bei einer Vernehmung davon gesprochen, auch Fußballer, Tennisspieler, Leichtathleten und Boxer behandelt zu haben und bot sogar die Herausgabe seiner Kundenliste an.
Fuentes darf wieder arbeiten
Ende April 2013 verurteilte Richterin Julia Patricia Santamaria Fuentes zu einem Jahr Haft auf Bewährung sowie zu vier Jahren Berufsverbot und 4500 Euro Geldstrafe. Die Richterin verfügte, dass die 211 Blutbeutel größtenteils zerstört werden müssten, um die Persönlichkeitsrechte der Sportler zu wahren. Richter Alejandro Maria Benito sah das nun anders.
Außerdem kippte er Fuentes' Berufsverbot. In der Begründung hieß es, dass das Blut, das er damals für Transfusionen benutzt habe, keine Medizin sei und der Fall damit nicht durch das betreffende Gesetz gedeckt sei.