Sheetal Devi, eine 17 Jahre alte Bogenschützin aus Indien, hat in der Welt des Sports hohe Wellen geschlagen. Bei den Paralympischen Spielen in Paris faszinierte sie die Zuschauer und Fans gleichermaßen - nicht nur durch ihre beeindruckende Leistung, sondern auch durch die Tatsache, dass sie ihren Sport ohne Arme ausübt.

Am Montagabend gelang Devi dann ein lang ersehnter Erfolg: Zusammen mit ihrem Teamkollegen Rakesh Kumar sicherte sie sich im Mixed-Doppel die Bronzemedaille.

Geboren mit der seltenen Erkrankung Phokomelie, die zu verkürzten oder fehlenden Gliedmaßen führt, trotzt sie den konventionellen Erwartungen und zählt mittlerweile zu den besten Bogenschützinnen der Welt. In den Sozialen Medien wird Devi daher als große Inspiration und Heldin gefeiert.

Der ungewöhnliche Weg zum Bogenschießen

Devi entdeckte ihre Leidenschaft für das Bogenschießen im Alter von 15 Jahren, nachdem ihr außergewöhnliches Talent ein Jahr zuvor bei einem Sportfest für Kinder entdeckt wurde. Bereits ein Jahr nach Beginn ihres Trainings qualifizierte sie sich schon für die National Championships in Indien. Ihr Weg dorthin war jedoch nicht leicht.

Zunächst versuchten ihre Trainer, ihr mit Prothesen das Bogenschießen beizubringen, doch dieser Ansatz scheiterte. Stattdessen entwickelte Devi eine einzigartige Technik, bei der sie den Pfeil mit den Zehen ihres rechten Fußes aufhebt und in den Bogen, den sie mit einem speziellen Gurt um Brustkorb und Schultern hält, einspannt. Den Schuss löst sie schließlich mithilfe ihres Kinns aus.

Abhilasha Chaudhary, einer ihrer Trainer, erinnerte sich an die damaligen Herausforderungen: „Devi hatte starke Beine, aber wir mussten herausfinden, wie sie ihren Rücken zum Schießen einsetzen kann.“ Die außergewöhnliche Lösung dieses Problems war entscheidend für ihren späteren Erfolg und zeigte das immense Potenzial, das in ihr steckte.

Schnelle Erfolge

International machte Devi erstmals 2022 bei den Para-Asienspielen Schlagzeilen, als sie sechsmal in Folge die Zehn traf und Gold gewann. Ein Jahr später schrieb sie erneut Geschichte: Bei der Para-Weltmeisterschaft konnte sie als erste Schützin ohne Arme überhaupt eine Medaille gewinnen - Silber. Damit sicherte sie sich auch ihr Ticket für die Paralympics in Paris.

Trotz ihres unermüdlichen Trainings und ihrer bemerkenswerten Leistungen verpasste Devi bei den Spielen in Paris ihren Traum vom Einzelgold knapp. Nachdem sie in der ersten Runde mit 703 von 720 möglichen Punkten eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt hatte, schied sie im Viertelfinale AUS.

Aber mit der Bronzemedaille im Gepäck hat Devi einen wichtigen Meilenstein in ihrer Karriere erreicht. Ihr nächstes Ziel ist nun klar: Sie will zu ihrer Familie nach Hause, wo sie seit zwei Jahren nicht mehr gewesen ist.