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Ein Schicksalsschlag stellte ihr Leben als Sport-Leben auf den Kopf

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Ein Schicksalsschlag stellte ihr Leben als Sport-Leben auf den Kopf

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Eine bewegende deutsche Geschichte

Ein Schlaganfall stellt die Welt der zweimaligen Olympionikin Kathrin Marchand auf den Kopf. Doch die 33-Jährige gibt sich nicht auf - und zieht sich mithilfe des Sports wieder hoch. Inzwischen ist sie als Para-Athletin so erfolgreich wie nie zuvor.
Kathrin Marchand war vor ihrem Schlaganfall bei Olympia 2012 und 2016 am Start
Kathrin Marchand war vor ihrem Schlaganfall bei Olympia 2012 und 2016 am Start
© IMAGO/Eibner
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Ein Schlaganfall stellt die Welt der zweimaligen Olympionikin Kathrin Marchand auf den Kopf. Doch die 33-Jährige gibt sich nicht auf - und zieht sich mithilfe des Sports wieder hoch. Inzwischen ist sie als Para-Athletin so erfolgreich wie nie zuvor.

1. September 2021. Ein Datum, das Kathrin Marchand für immer prägen wird. „Von einem auf den anderen Moment knipst dir einer das Licht aus“, schilderte Kathrin Marchand ihre Erinnerungen. Gerade saß sie auf einem Spinning Bike und absolvierte einen Onlinekurs, als ihre linke Körperhälfte plötzlich taub und auch die Sicht stark eingeschränkt war. Die Orientierung bereitete ebenfalls Schwierigkeiten.

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Dass etwas nicht stimmt, merkt Marchand sofort. Doch weil sie das Display ihres Handys nicht mehr ganz erkennen konnte, schaffte es die heute 33-Jährige erst nach einer Stunde, den Notarzt zu rufen. Im Krankenhaus angekommen, bestätigt sich ihr schlimmer Verdacht, den die einst als Ärztin arbeitende Marchand hatte: Sie erlitt einen Schlaganfall. Obwohl ihr zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war, dass sie bleibende Schäden behalten wird, bricht eine Welt zusammen.

„Der Schlaganfall hat mich echt dumm gemacht“, erklärte Marchand, die früher für den RTHC Leverkusen ruderte und sowohl 2012 als auch 2016 bei den Olympischen Spielen dabei gewesen war, rund ein Jahr danach: „So fühlt man sich jedenfalls manchmal.“

Fast neun Monate lang konnte die Powerfrau, bis dahin ein sehr aktiver Mensch, nicht arbeiten. Von den Folgen des Schlaganfalls wollte sie sich trotzdem nicht unterkriegen lassen - wenngleich ihre Rückkehr in den Sport eher auf einem Zufall basiert.

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Die Neugier am Para-Sport war direkt da

Als Marchand im März 2022 mit ihren Eltern in die Schweiz zu ihrem Bruder fuhr, hörte sie im Radio einen Bericht zu den paralympischen Winterspielen in Peking. Die Neugier am Para-Sport war direkt da - vor allem, weil es dort auch Rudern gibt.

„Ich wollte einfach wissen, was man für Einschränkungen haben muss“, sagte sie daraufhin: „Reicht das, was ich habe, aus?“ Erste Untersuchungen im April geben Aufschluss.

Das Ergebnis: Ihre Sehprobleme allein - links oben fehlt ihr auf beiden Augen ein Drittel des Sichtfelds - reichen nicht aus. Stattdessen kommt Marchand über ihre linksseitige Muskelschwäche zur Klassifizierung, die sie Mitte August erhält.

„Ich habe eine leichte Hemiparese, also ich bin auf der linken Seite schwächer“, erklärte sie. „Dann ist es ganz schnell gegangen. Zwei Mannschaftskollegen sind krank geworden und ich sollte auf der Europameisterschaft starten.“

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Natürlich wusste Marchand noch von früher, was es auf dem Wasser braucht, um ein gutes Rennen zu fahren. Inwiefern der Körper aber mitspielt, stellte ein großes Fragezeichen dar.

„Ich hatte Angst, dass ich den Griff nicht mehr festhalten kann“, erinnerte sie sich an die Augenblicke vom ersten großen Rennen nach ihrer sechsjährigen Ruderpause: „Ich habe gemerkt, dass die linke Seite irgendwann nicht mehr aktiv mitmacht und die rechte mehr gefordert ist.“

Im Ergebnis schlagen sich die Befürchtungen jedoch nicht nieder. Quasi ohne Training fährt sie zu Bronze.

„Im Pararudern ist es schon irgendwie anders“

Und damit längst noch nicht genug. Marchands sehr erfolgreiche Saison 2022, die erste im neuen Umfeld, endete mit dem Vizeweltmeistertitel sowie der Wahl zum Para-Team des Jahres. Dass sich ihr Bootsgefühl wie auch die Intensität der Rennen verändert hat, stört sie nicht.

„Im Pararudern ist es schon irgendwie anders - ich investiere viel weniger Zeit ins Rudern“, sagte die gebürtige Kölnerin: „Ich arbeite und rudere nebenbei und bin trotzdem international erfolgreich.“

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„Wir rudern natürlich nicht so gut wie ein Männerachter, das ist klar. Das können wir gar nicht. Ich kann z.B. den Riemen gar nicht so schnell durchs Wasser ziehen wie früher. Auch die psychische Belastung im Rennen ist ganz anders“, wurde Marchand im vergangenen Jahr auf der Homepage des Deutschen Ruderverbandes zitiert.

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Ihr Ehrgeiz ist aber unverändert: „Es gibt diese ganz engen Kopf-an-Kopf-Rennen nicht, dazu sind wir einfach viel zu wenige Pararuderer. Dennoch dürfen wir nicht zu locker damit umgehen, die anderen Nationen schlafen nicht und dieses Jahr wird es garantiert nicht einfach, die Quali zu schaffen.“

Holt Marchand bei den Paralympics Medaille?

Nun steht Marchand unmittelbar vor dem Höhepunkt ihrer zweiten Karriere. Am Mittwoch werden die Paralympischen Sommerspiele in Paris eröffnet - ehe am 1. September die Finalläufe im Para-Rudern ausgetragen werden. Darunter natürlich auch die Entscheidung im Mixed-Vierer mit Steuermann.

Die Hoffnung auf den Gewinn einer paralympischen Medaille ist groß - lagen die Briten und die US-Amerikaner bei der vergangenen Weltmeisterschaft doch nur knapp vor dem deutschen Quartett.

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„Wir haben einen enormen Sprung gemacht, es wird spannend werden in Paris“, kündigte Marchand bereits zu Jahresbeginn an.

Doch Druck wolle sie sich keinen machen. Nach all dem Erlebten stehe für sie auch der Spaß im Vordergrund: „Wenn man es mal so sieht: Ich habe das Glück, mit weniger Einsatz auf demselben Niveau wie früher zu rudern. Ich wäre zwar lieber gesund, aber es hat auch schöne Seiten mit sich gebracht.“