Beim Nachnamen „Braunschweig“ dürfte es beim ein oder anderen aufmerksamen Olympia-Zuschauern klingeln. Der 26 Jahre alte Ole Braunschweig sprang bei den Spielen in Paris über die Mixed-Lagenstaffel und über 100 Meter Rücken ins Becken.
Deutschlands historische Schwimm-Brüder
Zwar konnte sich der EM-Bronze-Gewinner aus dem Jahr 2022 nicht für ein Einzel-Finale qualifizieren, aber vielleicht gelingt das bald einem engen Familienmitglied. Bei den vom 28. August bis zum 8. September stattfindenden Paralympics wird nämlich sein zwei Jahre jüngerer Bruder Malte teilnehmen.
Bereits vor drei Jahren in Tokio hatten Malte und Ole Braunschweig Sportgeschichte geschrieben, indem sie als erstes Brüder-Paar im gleichen Jahr bei Olympischen und Paralympischen Spielen antreten durften. Drei Jahre später wiederholen sie nun dieses Kunststück in Paris.
Der 24 Jahre alte Malte Braunschweig wurde mit einer Dysmelie, einer Fehlbildung am rechten Arm geboren. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, seinem großen Bruder im Schwimmbecken nachzueifern.
Malte wurde bereits im Alter von fünf Jahren begeisterter Schwimmer und entwickelte sich zu einem Weltklasse-Sportler. Seine bisher größten Erfolge feierte er im letzten Jahr bei der WM in Manchester mit Bronze-Medaillen über 100 Meter Schmetterling und 100 Meter Freistil.
Malte Braunschweig träumt von Edelmetall
Nun möchte er sich auch bei den Paralympics den Traum von Edelmetall erfüllen. „Mein Ziel ist eine Medaille über 100 Meter Schmetterling, die 50 Freistil sind für das Wettkampf-Feeling. Vor 16.000 Zuschauern zu schwimmen wird toll. Das kennen wir in dieser Größenordnung ja noch nicht. Ich freue mich da riesig drauf. Für mich ist das die große Motivation“, fieberte der 24-Jährige im Doppel-Interview mit der Bild seinen Starts entgegen.
Den entscheidenden Push zur Medaille könnte ihm dabei Bruder Ole verleihen. Während Malte seinem älteren Bruder nicht nach Paris begleiten konnte, da er sich auf seine eigenen Wettbewerbe vorbereiten musste, ist dieser nun „quasi im Urlaub“ und wird live mitfiebern.
„Das werde ich mir nicht entgehen lassen. Mal sehen, was er ins Becken zaubern“, freut er sich auf Maltes Auftritt. Ole Braunschweig wird als Co-Kommentator für das ZDF im Einsatz sein, möchte aber mit seinem Bruder „vielleicht mal einen Kaffee trinken, wenn es die Zeit erlaubt“.
Braunschweig: Gemeinsamer Wettkampf weit weg
Für die Geschwister, die zur selben Zeit, aber bei unterschiedlichen Coaches trainieren, wäre es natürlich ein Traum, gemeinsam bei Groß-Events anzutreten. Eine Zusammenlegung von Olympischen und Paralympischen Spielen können sie sich jedoch nicht vorstellen.
„Dann müsste Olympia einen Monat dauern statt zwei Wochen. Aber andere größere Wettkämpfe kann man schon inklusiv gestalten. WM und EM zum Beispiel könnte ich mir vorstellen“, zeigte Malte Braunschweig eine Alternative auf.
Ole und Malte Braunschweig: Ein echtes Dream Team
Beide unterstützen sich schon von klein auf und haben gute wie schlechte Zeiten gemeinsam gemeistert. Vor allem Malte musste aufgrund seiner Behinderung in der Schule leiden und war auf die Unterstützung von Ole angewiesen.
„In der sechsten, siebten Klasse war dieses Mobbing echt extrem“, erinnert sich Malte. Ole sei in dieser Zeit viel für ihn dagewesen und habe sich die Leute „vorgenommen“ und seinen Bruder verteidigt.
„Das hat mir sehr viel Kraft gegeben und mich unterstützt, wieder Vertrauen in die Menschen zu kriegen“, schilderte Malte dem NDR. Ole hat miterlebt, wie Malte häufig weinend aus der Schule gekommen war und wollte den Mobbern eine Lektion erteilen.
„Ich war in der zehnten Klasse und habe meinen Eltern gesagt: Meine sportliche Laufbahn ist mir jetzt egal. Ich hau‘ dem aufs Maul“, erinnerte er sich. Auf den Rat seiner Eltern habe er sich dann aber die „Typen verbal zur Brust genommen“.
„Breche in Freudentränen aus, wenn ich die beiden im Fernseher sehe“
Doch auch Malte Braunschweig musste seinem Bruder durch schwierige Phasen helfen. Schließlich wurde Ole immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen und kämpfte gegen sein Karriereende an. In diesen Zeiten leistete Malte wichtigen Beistand und baute seinen Wegbegleiter mental wieder auf.
Für die Eltern Eike und Jörg Braunschweig ist es selbstredend ein Segen, zwei so prächtig harmonierende und erfolgreiche Söhne zu haben.
„Das ist für mich immer noch nicht richtig begreifbar“, wird Mutter Eike von DW News zitiert. „Ich erwische mich immer noch, dass ich in Freudentränen ausbreche, wenn ich die beiden im Fernseher sehe“, zeigte sich auch Vater Jörg emotional.
Mögen bei den anstehenden Paralympics weitere Freudentränen hinzukommen.