Mit hochrotem Kopf liegt Frank Busemann völlig erschöpft auf der Tartanbahn, seine Kollegen Dirk-Achim Pajonk und Frank Müller knien über ihm. Das ikonische Foto dokumentiert eine nahezu unmenschliche Leistung, was an den besonderen Umständen liegt.
Über Nacht zum deutschen Sportstar

Das Bild entstand am 1. August 1996, als Busemann gerade den 1500-Meter-Lauf, die letzte Disziplin im Olympischen Zehnkampf, hinter sich gebracht und sich in einem aberwitzigen Abnutzungskampf die Silbermedaille hinter dem US-Amerikaner Dan O‘Brien gesichert hatte.

Busemann: Frühe Erfolge als Hürdenläufer
In den beiden Tagen von Atlanta stieg der Mann aus Recklinghausen über Nacht zum Liebling der deutschen Sportfans auf, die sich wegen ihm die Nacht um die Ohren schlugen. Vor allem deshalb, weil er sich zwei Tage lang durch die zehn Disziplinen quälte und alle Schmerzen überwand.
Busemann, der am heutigen 26. Februar 50 Jahre alt wird, ist immer noch einer der größten Sympathieträger der deutschen Leichtathletik, auch wenn er schon lange die Seiten getauscht hat und als ARD-Experte über seine Nachfolger sinniert.
Bereits in den frühen 1990er Jahren begeisterte Busemann die deutschen Fans mit Weltklasse-Leistungen, wobei er sich zunächst auf die Hürdenstrecke konzentrierte.
Nachdem er 1994 Juniorenweltmeister über die 110 Meter Hürden wurde, wiederholte er seinen Erfolg drei Jahre später bei der U23-EM. Schon da war er jedoch hauptsächlich als Zehnkämpfer aktiv und gewann mit 8.653 Punkten bereits EM-Bronze bei den Erwachsenen.
Bereits in dieser Zeit war sein großes Manko sichtbar, das ihn während seiner gesamten Karriere begleitete: Seine Gelenke hielten nicht mit den Muskeln mit.

„Der malade Körper war unfassbar talentiert“
„Ich habe mich schon als 13-Jähriger manchmal bewegt wie ein alter Mann“, erinnerte sich Busemann bei der dpa: „Der malade Körper war unfassbar talentiert, aber leider auch nicht belastbar.“
Dennoch schaffte er es, 1996 in Atlanta mit beachtlichen 8,706 Punkten die Silbermedaille zu holen – eine Leistung, die ihn sein Leben lang begleitet.
Die Details könnte Busemann auch dann erzählen, wenn man ihn nachts um 3 Uhr weckt, sagt er: „Das sitzt im Schlaf. Die Punktezahl, die einzelnen Disziplinen, was haben die anderen gemacht, was habe ich gefühlt. So intensiv wie ich mich damit beschäftigt habe, ist das auch kein Wunder.“
Den Grundstein legte er mit einem unglaublichen 8,07-Meter-Satz im Weitsprung - so weit war in einem olympischen Zehnkampf noch keiner vor ihm gesprungen. Dass er sich dabei den Knöchel verstaucht hatte, hinderte ihn nicht daran, den Zehnkampf seines Lebens zu bestreiten.
Busemann trotzt allen Widrigkeiten
Mit einem dicken Tapeverband quälte er sich durch den Hochsprung – und sprang Bestleistung. Zu Beginn der 110 Meter Hürden stellte Busemann In 13,47 Sekunden den nächsten Olympischen Zehnkampf-Rekord auf.
Beim Speerwurf „habe ich mir dann den Rücken verhauen“, was ihn ebenfalls nicht daran hinderte, persönlichen Rekord zu werfen. Schließlich die quälenden 1500 Meter zum Abschluss, die ihn bis zum Äußersten forderten.
Dass er auch 29 Jahre später noch sämtliche Emotionen dieses Wettkampfes parat hat „liegt sicher auch an den Vorträgen, die ich halte. Ich habe zwar einige im Angebot, aber gebucht wird fast immer Atlanta 1996.“
Neben seiner Tätigkeit als ARD-Experte gibt der Mann aus der Ruhrpott Seminare zum Thema Motivation. Wer sich das Foto nach dem schlauchenden Zehnkampf von Atlanta anschaut, ahnt, dass Frank Busemann genau den richtigen Job hat.