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Führte ein marokkanisches Komplott zum Olympiasieg?

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Ein Olympiasieg, der die Fans erboste

Das 10.000-Meter-Rennen bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona wurde von einer marokkanischen Intrige überschattet - so jedenfalls der erste Eindruck. Im Nachgang stellte sich die Situation jedoch als nicht so eindeutig dar. Am heutigen 29. Januar feiert der umstrittene Sieger seinen 58. Geburtstag.
Khalid Skah gewann in Barcelona die Goldmedaille
Khalid Skah gewann in Barcelona die Goldmedaille
© IMAGO/Allstar
Johannes Fischer
Das 10.000-Meter-Rennen bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona wurde von einer marokkanischen Intrige überschattet - so jedenfalls der erste Eindruck. Im Nachgang stellte sich die Situation jedoch als nicht so eindeutig dar. Am heutigen 29. Januar feiert der umstrittene Sieger seinen 58. Geburtstag.

Als Khalid Skah an diesem 5. August 1992 im Olympiastadion von Barcelona auf das Siegerpodest stieg, schlug ihm ein gellendes Pfeifkonzert entgegen. Plakate wurden hochgehalten und Daumen gesenkt.

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Je mehr der Olympiasieger lächelte und ins Publikum winkte, desto lauter wurden die Pfiffe und Buhrufe.

Khalid Skah (Mitte) und Richard Chelimo (rechts) wurden durch den überrundeten Hammou Boutayeb (links) behindert
Khalid Skah (Mitte) und Richard Chelimo (rechts) wurden durch den überrundeten Hammou Boutayeb (links) behindert

Doch warum herrschte auf den Zuschauerrängen eine solch negative Stimmung? Zwei Tage zuvor hatte der Marokkaner das Finale über 10.000 Meter unter scheinbar skandalösen Umständen gewonnen.

Sorgte Boutayeb für eine marokkanische Intrige?

Skah und der Kenianer Richard Chelimo hatten sich frühzeitig vom restlichen Feld abgesetzt, es lief auf ein Duell der Favoriten hinaus. Knapp einen Kilometer vor dem Ziel überrundeten die beiden Stars den Marokkaner Hammou Boutayeb, der offenbar nur eines im Sinn hatte: seinem Landsmann zum Sieg verhelfen.

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Statt wie bei Überrundungen üblich, ließ Boutayeb die viel schneller laufenden Konkurrenten nicht ziehen, sondern reihte sich ins Führungsduo ein und brach ihren Laufrhythmus.

Das Störmanöver war so offensichtlich, dass sogar ein Kampfrichter (vergeblich) eingriff und versuchte, Boutayeb zur Räson zu bringen, als das Trio an ihm vorbeirannte. Erst eine Runde vor Schluss ließ der Querulant davon ab und beendete sein Schurkenstück.

Am Ende setzte sich Skah nach einem finalen Antritt durch - und Boutayeb hatte offenbar sein Ziel erreicht, dem Landmann zum Olympiasieg zu verhelfen. Nach dem Rennen lächelte Boutayeb und zeigte einigen marokkanischen Offiziellen im Publikum die Daumen nach oben.

Skah: „Geh weg, geh weg, mach mir keine Probleme“

Das Publikum quittierte den Rennausgang mit Buhrufen und es dauerte nicht lange, bis beide Marokkaner disqualifiziert wurden.

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Doch während Boutayebs Disqualifikation bestehen blieb, wurde Skah nach einem Protest der Marokkaner vom Weltverband IAAF begnadigt und erhielt folglich die Goldmedaille. Der Hass, der ihm bei der Siegerehrung entgegenschlug, schien also die gerechte Strafe für eine Intrige - oder war alles doch ganz anders?

Khalid Skah nach seinem Olympiasieg
Khalid Skah nach seinem Olympiasieg

Bei genauem Hinschauen sprachen die Fakten nicht unbedingt für ein marokkanisches Komplott. Boutayeb hatte bei seinen Aktionen nicht nur Chelimo, sondern auch Skah behindert - etwas, was der Olympiasieger später ins Feld führte.

„Boutayeb war eher ein Hindernis als eine Hilfe“, sagte er. „Als ich nach vorne gehen wollte, musste ich sowohl Chelimo als auch Boutayeb überholen.“ In der Schlussphase des Rennens habe er sogar seinen Landmann angeschrien: „Geh weg, geh weg, mach mir keine Probleme.“

Chelimo zeigt sich als fairer Verlierer

Dass Skah bei der Siegerehrung ein solcher Hass entgegenschlug, habe ihn sehr getroffen, gab er später zu. „Die Leute verstehen die Situation und die Leichtathletik im Allgemeinen nicht. Ich kann es nicht ändern. Es ist nicht meine Schuld.“

Er habe die Medaille verdient, sagte Skah. „Ich bin in den Vorläufen gelaufen. Ich bin jede Runde gelaufen. Ich bin nicht auf einem Roller gefahren, ich bin fair gelaufen.“

Auch Chelimo zeigte sich als fairer Sportsmann und gab an, er hege keine Feindseligkeit gegenüber Skah oder der IAAF. „Vielleicht ist es nicht die Entscheidung, die ich getroffen hätte, aber es ist nicht meine Aufgabe, das zu hinterfragen. Meine Aufgabe ist es, Rennen zu laufen, und in diesem Rennen war ich nicht der Schnellste.“

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Für beide Stars waren die Spiele in Barcelona der Höhepunkt ihrer Karriere. Während Skah, der am heutigen 29. Januar seinen 58. Geburtstag feiert, starb Chelimo tragischerweise im Alter von 29 Jahren an den Folgen eines Hirntumors.