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Sein Tod traf eine deutsche Traditionssportart ins Herz

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Sein Tod traf eine deutsche Traditionssportart ins Herz

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Sein Tod traf die Turn-Szene ins Herz

Der technisch begnadete Klaus Köste war der Rekord-Turner der DDR. Vor zwölf Jahre bestürzte sein plötzlicher Herz-Tod die Szene in ganz Deutschland.
Klaus Köste bei der Turn-WM in Ljubljana 1970
Klaus Köste bei der Turn-WM in Ljubljana 1970
© IMAGO / WEREK
Der technisch begnadete Klaus Köste war der Rekord-Turner der DDR. Vor zwölf Jahre bestürzte sein plötzlicher Herz-Tod die Szene in ganz Deutschland.

Der Tod ereilte einen der größten deutschen Turner der Geschichte plötzlich und als er noch große Pläne hatte.

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Im Sommer 2012 hatte der damals 69 Jahre alte Klaus Köste als Senioren-Turner noch Schau-Wettkämpfe in Hongkong bestritten. Beim Jahnfest in Freyburg (Sachsen-Anhalt) gab es auch eine gemeinsame Darbietung mit der rüstigen Johanna Quaas - die heute 99-Jährige steht als älteste Wettkampfturnerin der Welt im Guinness-Buch. Ein weiterer Auftritt als „Deutsches Turn-Dream-Team“ beim Internationalen Deutschen Turnfest 2013 war geplant.

Am 14. Dezember 2012 - heute vor 12 Jahren - wurde der Olympiasieger und frühere Sportpolitiker dann jedoch zu diesem Zeitpunkt unerwartet von alten Herzproblemen eingeholt und erlitt einen tödlichen Anfall.

Der deutsche Turnsport verlor damit ein langjähriges, auch international geachtetes Aushängeschild, das in der Szene hoch angesehen war. Seine Hinterbliebenen erfuhren eine Welle der Anteilnahme, weil Köste auch menschlich sehr geschätzt war.

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Klaus Köste: Der Rekord-Turner der DDR

Köste wurde am 27. Februar 1943 in Frankfurt an der Oder geboren und profitierte von der Frühförderung seiner sportbegeisterten Eltern, die ihm eine Turnanlage im Garten errichtet hatten.

Inspiriert von Siebenfach-Olympiasieger Wiktor Tschukarin, dem sowjetisch-ukrainischen Turn-Idol der fünfziger Jahre, strebte Köste selbst eine olympische Karriere an. Als Jugendlicher nahm ihn der Leipziger Trainer-Guru Jochen Nonnast unter seine Fittiche und formte den 1,56 Meter kleinen Köste an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) zum Weltklasse-Athleten.

Köste gewann insgesamt 34 nationale Meistertitel, sechs EM-Medaillen inklusive Titeln am Reck (1971 und 1973) und Teambronze bei drei Olympischen Spielen - 1964 in Tokio, 1968 in Mexico City, 1972 in München.

Die Spiele in München waren auch Schauplatz für Köstes größten Triumph: Der für seine technische Eleganz und Kreativität vielgepriesene Köste krönte seine Karriere mit Gold im Pferdsprung.

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Mit BRD-Idol Gienger freundlich verbunden

Klaus Köste, nach der aktiven Karriere als Trainer, Funktionär und Hochschul-Sportlehrer tätig, hatte im DDR-Turnsport in etwa den Rang, den im Westen Eberhard Gienger hatte. Zu dem legendären Reck-Weltmeister von 1974 hatte Köste auch mehr als einen persönlichen Berührungspunkt.

Köste teilte sich mit Gienger nicht nur den EM-Titel 1973 in der Paradedisziplin beider (seinen letzten und Giengers ersten), sondern auch den deutschen Rekord für nationale Meistertitel. Abseits der Geräte lernten sich die beiden zu aktiven Zeiten kennen und schätzen.

Kurz nach der Wiedervereinigung absolvierten die beiden alten Rivalen einen gemeinsamen, live im Fernsehen ausgestrahlten Fallschirmsprung, wurden später auch Geschäftspartner bei einer Turnshow.

Gienger beschrieb Köste in einer Kondolenznachricht auf dem Portal Gymmedia als „wohltuende Persönlichkeit, die nicht die Distanz pflegte, sondern die Unterhaltung suchte“. Köstes „immer positiv denkendes und optimistisches“ Wesen hätte ihm sehr imponiert: „Grundsätzlich ist mir dabei egal, welche andere politische Überzeugung jemand hat, wenn der Mensch dahinter von geradlinigem, ehrlichen Charakter ist.“

Gienger, nach seiner Karriere viele Jahre lang CDU-Bundestagsabgeordneter, spielte darauf an, dass Köste in entgegengesetzter Richtung unterwegs war.

Politisch aktiv an der Seite von Legende Täve Schur

Köste war politisch engagiert für die linke PDS, war zwischen 1998 und 2002 Referent für ein anderes, dort aktives DDR-Idol: Rad-Legende Täve Schur, damals ebenfalls Bundestagsabgeordneter. Gemeinsam waren die beiden auch Mitinitiatoren eines Appells diverser Sportler gegen den Irakkrieg.

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Für Negativschlagzeilen sorgte nach der Wende die Enthüllung, dass Köste zeitweise als Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi geführt worden war („IM Michael Woronin“). Köste erklärte, dass dies ohne sein Wissen geschehen sei – im Zusammenhang damit, dass er 1977 das Sicherheitskonzept für ein großes Turn- und Sportfest verantwortet hatte. „Ich erklärte mich damals bereit, alles für die Sicherheit bei einem solchen Großereignis zu tun. Im Sinne der Sache hatte ich überhaupt nichts einzuwenden, denn es ging hier um Sicherheitsfragen“, sagte Köste.

Zwei Jahre nach seinem Tod wurde Köste posthum in die International Gymnastics Hall of Fame in Oklahoma aufgenommen. Er wird dort auf der offiziellen Seite geführt als „one of the all-time greats of German gymnastics“.

Der DTB hält das Andenken an Köste mit dem Klaus-Köste-Nachwuchspokal aufrecht: Er wird bei den nationalen Jugendmeisterschaften für die beste technische Leistung vergeben.