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Olympia: Das amerikanische Wunderkind, das mit 19 hinwarf

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Olympia: Das amerikanische Wunderkind, das mit 19 hinwarf

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Das Wunderkind, das mit 19 hinwarf

Die damals 16 Jahre alte Debbie Meyer war bei Olympia 1968 in Mexico City der Star der Schwimmwettbewerbe. Der frühe Erfolg führte aber auch dazu, dass die US-Amerikanerin schnell die Lust am Leistungssport verlor.
Debbie Meyer gewann 1968 in Mexico City dreimal Schwimm-Gold
Debbie Meyer gewann 1968 in Mexico City dreimal Schwimm-Gold
© IMAGO / Pond5 Images
Die damals 16 Jahre alte Debbie Meyer war bei Olympia 1968 in Mexico City der Star der Schwimmwettbewerbe. Der frühe Erfolg führte aber auch dazu, dass die US-Amerikanerin schnell die Lust am Leistungssport verlor.

Sie war 16 Jahre alt, als sie olympische Geschichte schrieb. Und fast 50 Jahre lang war ihre Errungenschaft einzigartig, bis eine noch dominantere Erbin auf den Plan trat.

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Debbie Meyer hieß das Wunderkind, das bei den Sommerspielen 1968 in Mexico City als erste Frau der Historie Gold in drei Schwimmwettbewerben gewann. Der Dreifach-Sieg über 200, 400 und 800 Meter Freistil blieb in dieser Konstellation eine einmalige Leistung, ehe es Landsfrau Katie Ledecky 2016 in Rio de Janeiro gelang, das Kunststück zu wiederholen.

Meyer war viele Jahrzehnte vor Ledecky das amerikanische Schwimm-Wunderkind ihrer Generation - und blieb noch mehr als solches in Erinnerung: Rund dreieinhalb Jahre nach ihrem Dreifach-Coup, den sie vor 56 Jahren vollendete, trat Meyer mit nur 19 Jahren vom Leistungssport zurück.

Debbie Meyer: Meisterschülerin einer Legende

Debbie Meyer wurde am 14. August 1952 in der Stadt Annapolis in Maryland geboren, als Kind zog sie mit ihrer Familie nach Kalifornien - ihr Vater, der für den berühmten Lebensmittelkonzern Campbell Soup Company arbeitete, war dorthin versetzt worden.

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Meyer wurde schon während ihrer Schulzeit als Schwimmtalent entdeckt und wurde Schützling von Trainerlegende Sherm Chavoor, der 1972 auch Mark Spitz zu seinem Gold-Rekord in München coachte.

Chavoor war einer der ersten, der seinen Schwimmern das so genannte Overdistance-Training verordnete: Sie schwammen längere Distanzen als die eigentliche Strecke, um sich dabei mehr Kondition und Tempo speziell für die Schlussphase des Rennens anzueignen.

Meyer wurde zu einer Meisterschülerin Chavoors, stellte schon mit 14 mehrere Weltrekorde auf, gewann mehrere Goldmedaillen bei den panamerikanischen Spielen und reiste so bereits mit viel Erwartungsdruck beladen nach Mexiko an.

Olympia 1968 wird zur Machtdemonstration

Für die vielseitige Meyer kam Mexico City zu einem historisch glücklichen Zeitpunkt: Die Zahl der Schwimmwettbewerbe war im Vergleich zu Tokio vier Jahre vorher deutlich erhöht worden, Meyer boten sich so gleich mehrere Medaillenchancen. Zudem kam Meyer nach Ansicht von Experten die Höhenlage in der mexikanischen Hauptstadt entgegen - als Asthmatikerin war sie den Kampf gegen konditionell einschränkende Faktoren eher gewöhnt als viele Konkurrentinnen.

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Gleich in ihrem ersten Wettbewerb lieferte Meyer eine Machtdemonstration, siegte über die 400 Meter Freistil mit fast vier Sekunden Vorsprung vor US-Kollegin Linda Gustavson. Es folgte das Premieren-Gold über die 200 und die 800 Meter Freistil - letzteres trotz gesundheitlicher Probleme wegen eines Magen-Darm-Virus.

Im Finale über die 800 Meter am 24. Oktober 1968 schwamm Meyer der zweitplatzierten Pam Kruse elf Sekunden voraus. „Sie war eine Klasse für sich“, sagte später Coach Chavoor, der nach eigenen Angaben bis an sein Lebensende „Gänsehaut“ hatte, wenn er an die überragende Performance zurückdachte.

Rücktritt wenige Monate vor Olympia 1972: „Nicht mehr den Drive“

Der Nachteil des frühen Meisterstücks: In den Jahren nach ihren Sternstunden fiel es Meyer schwer, sich weiter zu motivieren. Auch die Aussicht, ihre historische Leistung in München zu wiederholen, half ihr letztlich nicht aus dem Loch.

Am 24. Januar 1972, sieben Monate vor Beginn der Spiele, verkündete Meyer ihren Rücktritt. „Ich habe anscheinend einfach nicht mehr den nötigen Drive“, bemerkte sie: „Ich war schon mal bei Olympia und der Wille, nochmal so hart zu arbeiten, ist nicht mehr da. Mein Verstand fordert mich auf, mich zu bewegen, aber meine Arme folgen ihm nicht.“

Den Fans in München entging damit ein großes Duell mit dem neuen Wunder-Teenie Shane Gould aus Australien, das in der Olympia-Schwimmhalle über 200 und 400 Meter Freistil sowie über 200 Meter Lagen holte.

Hätte Meyer Gould die Show gestohlen? Sie selbst bezweifelt es, der 1992 verstorbene Trainer Chavoor dagegen war sich sicher: „Sie hätte gewonnen. Aber es ist kein Wunder, dass die Motivation weg war. Sie hat mit 16 den höchsten Punkt erreicht, an dem je eine Schwimmerin war.“

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Debbie Meyer, heute 72 Jahre alt und dreifache Mutter, blieb dem Schwimmsport als Trainerin verbunden und betrieb jahrelang eine eigene Schwimmschule. Meyer wurde 1977 in die internationale Hall of Fame des Schwimmens aufgenommen, die Stadt Sacramento kürte sie 1999 zu ihrer Jahrhundertsportlerin.