Kaum war der brandgefährliche Schuss der Inder in buchstäblich letzter Sekunde haarscharf über ihr Tor gezischt, gab es bei den deutschen Hockey-Männern kein Halten mehr. Bundestrainer Andre Henning riss die Arme hoch, dann umarmte er Matchwinner Marco Miltkau, der in der 54. Minute den goldenen Treffer zum 3:2 (2:1) erzielt hatte. Auf der Tribüne feierten auch die völlig losgelösten deutschen Anhänger zum Gassenhauer „Major Tom“, gemeinsam mit der Mannschaft sangen sie: „Oh, wie ist das schön.“
Irrer Krimi! Deutschland im Finale
„Wir sind überglücklich“, sagte ein atemloser Niklas Wellen, „wir haben kein gutes Spiel gemacht, aber es zeichnet uns aus, dass wir dann trotzdem gewinnen an so einem Tag. Jetzt freuen wir uns eine Stunde, und dann kucken wir, wie wir Holland schlagen.“ Die Niederlande stehen dem geplanten Sturm auf Gold noch im Wege.
Im Finale am Donnerstag (19.00 Uhr) kommt es für die deutschen Weltmeister auch zur Neuauflage des Endspiels von 2012 - damals hatte sich Deutschland gegen den großen Rivalen zum Olympiasieger gekrönt. „Hier wird auf jeden Fall Gold geholt“, betonte Moritz Fürste, Olympiasieger 2008 und 2012, im Brustton der Überzeugung. „Ich glaube“, sagte Torhüter Jean-Paul Danneberg voller Selbstvertrauen, „die Holländer haben Angst vor uns.“
Miltkau stieß in der packenden und bisweilen hektischen Schlussphase das Tor zum Finale auf. Zuvor hatten Gonzalo Peillat (18.) nach einer Strafecke und Christopher Rühr (27., Siebenmeter) getroffen. Die Tore für Indien, das vor drei Jahren in Tokio eine deutsche Bronzemedaille verhindert hatte, erzielten Harmanpreet Singh (7.) und Sukhjeet Singh (36.).
Deutschland zu Beginn mit großen Problemen
Nach der geglückten Revanche hat das DHB-Team nun Silber sicher, am Donnerstag (19.00 Uhr) geht es wie bereits vor zwölf Jahren gegen die Niederlande um Gold. In London hatte sich Deutschland damals zum bislang letzten Mal den Titel geholt. Auch in Paris war das DHB-Team gegen den Europameister in der Vorrunde schon erfolgreich gewesen (1:0).
Im Stade Olympique Yves-du-Manoir entschärfte die deutsche Mannschaft gleich zu Beginn zwei Strafecken Indiens - auch dank Torhüter Danneberg. Dabei musste das Team auf eine wichtige Stütze in der Defensive verzichten. Der angeschlagene Tom Grambusch, der sich im Viertelfinale gegen Argentinien (3:2) an der Hand verletzt hatte, musste auf der Tribüne Platz nehmen.
Von dort aus verfolgte der Abwehrspieler die indische Führung nach einer Reihe an Strafecken. Indien machte weiter Druck und war das deutlich strukturiertere Team. Deutschland kam nur selten in den Kreis. Peillat glich schließlich nach einer Strafecke aus und trieb sein Team weiter an.
Mit dem Treffer im Rücken kam die DHB-Auswahl nun langsam besser ins Spiel. Nachdem Jarmanpreet Singh den Ball bei einer Strafecke mit dem Fuß geblockt hatte, verwandelte Rühr den anschließenden Siebenmeter eiskalt. Doch nach der Pause agierte Deutschland zunächst zu passiv, der Ausgleich fiel unter lautstarkem Jubel der zahlreichen indischen Fans. In einer intensiven Partie drängten zunächst beide Teams weiter auf die Entscheidung. In der hektischen, hart umkämpften Schlussphase gelang Miltkau dann der erlösende Treffer.
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mit Sport-Informations-Dienst (SID)