Sprint-Superstar Noah Lyles trat mit einer akuten Corona-Infektion an. Malaika Mihambo musste sich wegen Corona-Nachwirkungen nach ihrem Weitsprung-Silber mit dem Rollstuhl aus der Arena helfen lassen.
„Irgendwann zahlen sie den Preis“
Hochspringer Gianmarco Tamberi bekam nach einer extremen Hungerkur für einen möglichst aerodynamischen Körper Nierensteine und spuckte Blut. Die französische 10.000-Meter-Läuferin Alessia Zarbo brach während des Rennens zusammen.
Diverse prominente Athletinnen und Athleten sind bei Olympia in Paris an ihre körperlichen Grenzen und darüber hinaus gegangen - in einer Weise, die einen prominenten deutschen Sportwissenschaftler und Gesundheitsexperten beunruhigt.
Olympia 2024: Sportwissenschaftler sieht Grenzen überschritten
„Die letzten Tage haben mir bei den Spielen in Paris gezeigt, dass Spitzensport unvernünftig sein kann“, schrieb Professor Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln am Wochenende in einem Beitrag bei Facebook. Ihn beschäftige, dass in vielen Sportarten „weit über die individuellen Grenzen hinausgegangen wird und sogar akute Symptome, wie bei Noah Lyles mit seiner Corona-Infektion, ignoriert werden! Gleiches gilt übrigens für Malaika Mihambo, die immer noch mit den Auswirkungen ihrer Infektion aus dem Juni zu kämpfen hat - und dennoch angetreten ist.“
Der Kollaps von Zarbo beim 10.000-Meter-Rennen habe dann verdeutlicht, „wie verantwortungslos manchmal sowohl Trainerteam als auch Athletinnen mit sich selbst umgehen“.
Der 67 Jahre alte Froböse war in jungen Jahren deutscher Vizemeister über 100 und 200 Meter, kennt den Leistungssport also auch aus persönlicher Erfahrung. Ihm sei „sehr bewusst, dass die Olympischen Spiele für jeden Sportler und jede Sportlerin etwas Besonderes darstellen.“ Trotzdem werde zunehmend „die Grenze der physischen und mentalen Verträglichkeit überschritten“.
„Das Schlimme ist, dass das IOC es auch erwartet“
In diesem Zusammenhang gehe es nicht nur um individuelle Verantwortung der Athleten und Betreuer: „Das Schlimme daran ist, dass das IOC dies auch noch erwartet und damit viel Geld verdient, die Athleten mehr oder weniger kurzfristig im Rampenlicht stehen, aber irgendwann später nach der Karriere dafür bezahlen müssen, ohne dass es dann irgendjemanden interessiert.“
Froböse hofft, dass die Olympia-Verantwortlichen die Warnsignale hören und Konsequenzen ziehen: „Was ich mir wünschen würde: ein verantwortungsvoller Umgang mit der Gesundheit, der Athleten und ein IOC, welches den Sportlern auch insbesondere nach der Karriere noch finanziell zur Seite steht.“