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Olympia: Deutscher Goldheld packt aus - "Dann kommen einem gestandenen Mann die Tränen"

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Olympia: Deutscher Goldheld packt aus - "Dann kommen einem gestandenen Mann die Tränen"

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Deutscher Gold-Held packt aus

Oliver Zeidler überwindet in Paris sein Tokio-Trauma und rudert zum historischen Olympia-Gold. Bei SPORT1 blickt er auf seinen emotionalen Triumph zurück und erklärt, wie er von der Doppelbelastung aus Spitzensport und Vollzeitarbeit profitiert.
Ruderer Oliver Zeidler beendet mit seiner Gold-Medaille im Ruder-Einer über 2000 Meter eine lange Durststrecke für die Deutschen Ruderer. Im Deutschen Haus feiert er gemeinsam mit Team und Familie.
Oliver Zeidler überwindet in Paris sein Tokio-Trauma und rudert zum historischen Olympia-Gold. Bei SPORT1 blickt er auf seinen emotionalen Triumph zurück und erklärt, wie er von der Doppelbelastung aus Spitzensport und Vollzeitarbeit profitiert.

Bei den Olympischen Spielen gelang Oliver Zeidler ein historischer Triumph. Der dreimalige Weltmeister krönte in Paris seine Ruderkarriere, indem er als erster deutscher Einer-Fahrer seit Thomas Lange 1992 in Barcelona die Goldmedaille gewann.

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Kurz nach seiner Zieleinfahrt kullerten Freudentränen über das Gesicht des 28-Jährigen, nachdem er bei den Spielen in Tokio als Topfavorit noch völlig überraschend im Halbfinale ausgeschieden war.

Im Gespräch mit SPORT1 lässt Zeidler seinen Olympiasieg Revue passieren und erklärt die spezielle Doppelbelastung aus Spitzensport und Vollzeitarbeit.

Zeidler: „Party in meinem Heimatdorf“

SPORT1: Herr Zeidler, herzlichen Glückwunsch zum Olympia-Triumph! Sind Sie gut in Deutschland angekommen? Und fühlt sich das Leben als Olympiasieger ein bisschen anders an?

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Oliver Zeidler: Ich bin sehr gut in Deutschland angekommen und wurde sehr nett am Flughafen empfangen. Dann gab es noch eine kleine Party in meinem Heimatdorf. Der Olympia-Titel fühlt sich gut an, aber ich merke auch, dass es jetzt noch nicht ruhiger wird.

SPORT1: Haben Sie Spaß an dem Interesse an Ihrer Person oder ist die große Aufmerksamkeit eher eine Belastung?

Zeidler: Es macht schon Spaß - allein, weil ich ja auch einiges zu erzählen habe. Und es ist schön zu sehen, dass ich mit dem Titel ein bisschen Begeisterung für den Rudersport ausgelöst habe.

SPORT1: Kommen wir zum Sportlichen: Haben Sie schon während des Rennens erahnen können, dass Sie Ihre Gegner mit zwei Bootslängen deklassieren werden?

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Zeidler: Als ich gesehen habe, dass ich meinen über die Saison stärksten Kontrahenten Simon van Dorp auf Distanz halte - obwohl dieser sehr viel versucht hat -, habe ich gemerkt, dass es sehr gut läuft.

Zeidler: „Ein sehr emotionaler Moment“

SPORT1: Wann waren Sie sich sicher, dass es die Goldmedaille wird?

Zeidler: Der erste Gedanke, dass ich es schaffen kann, kam so bei 500 Meter. Nach 1000 Metern habe ich realisiert, dass das heute mein Tag sein könnte. Und bei 500 Meter vor dem Ziel habe ich mir gesagt: „Okay, ich schaffe das jetzt.“

SPORT1: Bei der Siegerehrung kamen Ihnen die Tränen. Woran haben Sie gedacht?

Zeidler: Dadurch, dass ich sehr lange darauf hingearbeitet habe, war es einfach ein sehr emotionaler Moment. Das ging schon los, als die Medaillen auf dem Tablett an mir vorbeigegangen sind. Wenn bei einem so sehr der Druck abfällt, dann kommen auch so einem gestandenen Mann wie mir die Tränen.

SPORT1: Direkt nach der Zielüberfahrt haben Sie ein Armband an ihrem Arm geküsst. Was hatte es damit auf sich?

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Zeidler: Ich habe es von meiner Freundin zum Geburtstag geschenkt bekommen. Darauf steht „Dreamteam“. Einfach, weil wir ein sehr gutes Team sind und sie mich stärker macht. Sie hatte mir schon vor der vergangenen WM ein Armband geschenkt, das mich wirklich im Training gepusht hat. Und dieses Mal war die Idee, dass ich sie durch das Armband bei meinen olympischen Rennen mit im Boot habe. Und es hat offensichtlich Glück gebracht.

„Manchmal schlafe ich etwas weniger“

SPORT1: Sie arbeiten trotz Ihrer Aktivitäten als Spitzensportler Vollzeit als Consultant bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Könnten Sie vom Rudersport nicht leben?

Zeidler: Besonders als olympischer Einzelsportler ist es schwierig, große Sponsorendeals an Land zu ziehen. Zudem habe ich immer darauf geachtet, dass ich mich auf die Zeit nach meiner aktiven Karriere vorbereite. Auch wenn mich eine schwere Verletzung zum Aufhören zwingen sollte, stehe ich nicht vor dem finanziellen Ruin.

SPORT1: Wie bekommen Sie den Spitzensport und einen Fulltime-Job unter einen Hut?

Zeidler: Es ist definitiv ein gutes Zeitmanagement notwendig. Manchmal schlafe ich eben etwas weniger.

Doppelbelastung sorgt für eine gewisse Balance

SPORT1: Wären Sie mit mehr Schlaf und Zeit sogar noch stärker im Boot?

Zeidler: Also in den letzten Monaten vor den Olympischen Spielen wurde ich ja für meine Vorbereitung von meinem Arbeitgeber freigestellt. Dadurch konnte ich mich stärker auf den Sport fokussieren und auch noch mal härter trainieren. Andererseits gibt mir diese Doppelbelastung aber auch ein bisschen Balance. Im Rudersport habe ich die physische Belastung, während ich im Job mit meinem Kopf arbeite.

SPORT1: Sie haben sich dazu entschieden, um sich herum ihr eigenes Team aufzubauen und sich aus den Aktivitäten des Deutschen Ruderverbands (DRV) rauszuhalten. Wieso?

Zeidler: Die Region München ist meine Heimat und hier habe ich meinen Beruf und meine Freunde. Die Stützpunkte des Deutschen Ruderverbands wären in Ratzeburg und Hamburg gewesen. Das kam für mich nicht infrage. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, hier in München meine eigenen Strukturen zu schaffen. Ich konnte mir aussuchen, mit wem ich zusammenarbeite - unter anderem mit meinem Vater als Trainer. Am Ende muss man den Leuten um sich herum auch blind vertrauen können.

Zeidler erklärt brisante DRV-Entscheidung

SPORT1: Wie ist die Entscheidung beim Deutschen Ruderverband und beim DOSB angekommen?

Zeidler: Ich glaube, da ist schon so ein bisschen Groll, zumindest vonseiten des Deutschen Ruderverbandes. Ich habe in Paris auch noch mal gegenüber den anderen Sportlern klargestellt, dass es nichts gegen sie ist. Ich habe auch gesagt, dass ich mich als Teil der Mannschaft sehe, auch wenn wir die ein oder anderen Maßnahmen des Verbandes eben nicht so machen wie alle anderen.

SPORT1: Wie geht es für Sie jetzt sportlich weiter?

Zeidler: Ich habe noch ein paar Wettkämpfe am Ende des Jahres, aber ich werde erst mal Urlaub machen. Bis dahin muss ich mich aber noch durch einige Medientermine arbeiten.