Die deutschen Hockey-Herren sind bei den Olympischen Spielen in einem echten Final-Krimi kurz vor dem großen Ziel jäh gestoppt worden. In der Neuauflage des Olympia-Finales von 2012 unterlagen die Weltmeister den Niederlanden mit 2:4 nach Penaltyschießen. Danach kam es zu unschönen Szenen und sogar einer großen Rudelbildung zwischen den Teams.
„Eine größere Schande gibt‘s nicht“
Nachdem Duco Telgenkamp den entscheidenden Penalty zum Sieg und damit zur Goldmedaille verwandelt hatte, entschied er sich nicht etwa dazu, mit seinen Teamkollegen zu jubeln, sondern verlor komplett die Nerven. Der Niederländer stürmte auf Deutschlands Torhüter Jean-Paul Danneberg zu und legte sich den Zeigefinger auf die Lippen und versuchte ihn zu provozieren. Damit aber nicht genug: Im Anschluss wischte der Niederländer dem deutschen Torhüter auch noch mit der Hand über den Helm.
Niklas Wellen eilte seinem Torwart sofort zu Hilfe und löste damit eine große Rudelbildung aus. Vor allem zwischen Wellen und Telgenkamp kam es zum Gerangel. Betreuer und weitere Spieler versuchten im Anschluss beide zu trennen. Doch auch in der Rudelbildung hörte Telgenkamp nicht auf und streckte Wellen die Zunge heraus. Zwei Oranje-Spieler stellten sich schützend vor Telgenkamp, Floris Middendorp griff Wellen sogar an den Hals.
Ein Grund für den Ausraster des Niederländers könnte eine Aussage des deutschen Torhüters vor dem Finale gewesen sein. Danneberg sagte vor dem Endspiel: „Die Holländer haben Angst vor uns.“ Das kam beim Erzrivalen und bei Telgenkamp offensichtlich nicht gut an.
„Das ist unfassbar peinlich“
„Das ist so grob unsportlich“, urteilten auch die Kommentatoren im ZDF. „Man gewinnt eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen und dann geht man so zum gegnerischen Torwart. Das ist so unfassbar peinlich und sagt viel über den Charakter aus“, so ZDF-Kommentator Adrian von der Groeben.
Auch Torhüter Danneberg äußerte sich empört: „Das war das Respektloseste, was ich je erlebt habe im Sport. Ich weiß gar nicht, wie man so ein schlechter Gewinner sein kann. Es ist der schönste Moment in seinem Leben und er wird dafür bei der Siegerehrung ausgebuht.“
„Zu Recht von allen ausgepfiffen“
Danneberg weiter: „Eine größere Schande gibt‘s nicht, als bei der Siegerehrung nach einem Olympiasieg ausgebuht zu werden. Dem müssen die Sicherungen total durchgebrannt sein, großes Beileid dafür.“
Auch Dannebergs Mitspieler Niklas Wellen, der mit Telgenkamp nach dem Spiel aneinandergeraten war, sprach vom „unsportlichsten Verhalten, das ich in meinem Leben von einem Gewinner gesehen habe“. Bei der Siegerehrung sei Telgenkamp „zu Recht von allen ausgepfiffen“ worden, meinte der Stürmer: „Ich mag die Holländer total gerne“, er gönne ihnen den Sieg, betonte Wellen: „Aber so ein Verhalten ist absolut inakzeptabel und traurig.“
Telgenkamp am Ende reumütig: „War nicht sehr klug“
Auch im Netz sorgt die Provokation im Moment des Erfolgs für Aufruhr. Auf X schrieb ein User: „Den Fairplay-Preis im Hockey werden die Niederlande nicht gewinnen. Total unnötige Geste.“ Ein anderer User stimmte zu und meinte: „Der peinlichste Goldmedaillen-Gewinner von Paris.
Als sich die Emotionen wieder beruhigt hatten, zeigte sich Telgenkamp reumütig. „Er (Danneberg, d. R.) hat vorher ein paar Sachen gesagt. Im Nachhinein hätte ich das nicht machen sollen, das war ein Gefühl“, zitierte die niederländische Zeitung De Telegraaf den Oranje-Spieler.
„Ich weiß nicht, ob die Leute das verstehen werden. Ich bedaure es, es war nicht sehr klug, dass ich zu ihm gegangen bin. Ich meine, wir haben gewonnen und dann sollte ich mich nicht gehen lassen.“