Der Medaillentraum der deutschen Volleyballer ist auf dramatische Weise geplatzt. Gegen Gastgeber Frankreich reichte eine 2:0-Satzführung nicht zum Sieg. Nach einem Volleyball-Krimi über zwei Stunden verlor Deutschland 2:3 - auch eine umstrittene Schiedsrichter-Entscheidung spielte dabei eine Rolle.
Rote Karte! ZDF-Kommentator fassungslos
Im entscheidenden fünften Satz zeigte der Unparteiische Juraj Mokry dem deutschen Mittelblocker Tobias Krick die Rote Karte, was einen Punktgewinn für den Gegner zur Folge hatte. Zu diesem Zeitpunkt stand es 8:4 für Frankreich.
Grund für die Rote Karte: Krick hatte seine Gegenspieler nach einem erfolgreichen Angriff offenbar zu provokant angestarrt. Was dem Referee missfiel - die deutschen Spieler beschwerten sich sofort.
Olympia-Drama: ZDF-Kommentator reagiert ungläubig
Und auch ZDF-Kommentator Thomas Kunze war etwas fassungslos. „Das ist jetzt die Rote Karte, obwohl es vorher keine Einzelbestrafung gab“, sagte dieser: „Das kann er jetzt nicht machen, Juraj Mokry. Das kann er jetzt nicht machen. Krick stand da und hat geschaut. Das hat N‘Gapeth (Frankreich-Spieler, Anm.) sechsmal gemacht in diesem Spiel.“
Die Proteste auf dem Feld halfen nicht, der Punkt ging an Frankreich. Und die deutsche Aufholjagd blieb aus.
„Vielleicht war es am Ende die fehlende Erfahrung, immerhin sind die Franzosen Olympiasieger, sie wissen ganz genau, worauf es in diesem Spiel ankommt. Vielleicht hatten sie auch ein bisschen mehr Glück“, sagte Ruben Schott: „Aber wir können unheimlich stolz auf uns sein, auch wenn es jetzt richtig weh tut.“
Mit einer starken Leistung hatte die Mannschaft von Trainer Michal Winiarski den Olympiasieger von Tokio am Rande einer Niederlage. Doch nach der Viertelfinal-Pleite 2012 in London war am Ende auch beim Olympia-Comeback in Paris in der Runde der besten Acht Schluss. 25:18, 28:26, 20:25, 21:25 und 13:15 lauteten die nackten Zahlen eines weiteren Volleyball-Dramas über anderthalb Stunden.
Zwei-Satz-Führung für Deutschland am Ende trügerisch
„Wir wollen eine Medaille, und das bleibt auch so“, hatte Grozer vor dem Spiel betont. Doch das große Ziel der verschworenen Gemeinschaft entfernte sich nach zwei starken Sätzen von Minute zu Minute immer weiter. Angetrieben von den enthusiastischen Fans in der Arena auf dem Messegelände übernahmen die Franzosen das Kommando und behielten im Tiebreak die Nerven.
Den bislang größten Erfolg einer deutschen Mannschaft hatte die DDR-Auswahl 1972 mit der Silbermedaille gefeiert. Grozer und Co. wollten 52 Jahre später unbedingt aufs Podium, die Ambitionen hatte das Team in der Vorrunde untermauert: Mit zwei Siegen gegen Japan (3:2) und Argentinien (3:0) sowie einer knappen Niederlage im Volleyball-Krimi gegen den dreimaligen Olympiasieger USA (2:3) war Deutschland in die K.o.-Runde eingezogen.
Dort entwickelte sich ein Schlagabtausch mit teilweise spektakulären Ballwechseln. Deutschland setzte sich Mitte des ersten Satzes ab und profitierte dabei im Duell mit der Mannschaft des ehemaligen Bundestrainers Andrea Giani, der die Franzosen seit 2022 betreut, auch von gegnerischen Fehlern.
Die Franzosen erwischten vor rund den 10.000 Zuschauern den besseren Start in den zweiten Satz, jeder Punkt wurde lautstark bejubelt. Das DVV-Team ließ nicht abreißen, tat sich aber gegen die Block- und Feldabwehr Frankreichs nun schwerer.
Auch die druckvollen Aufschläge hatte der Gastgeber nun meistens im Griff, vor allem Angreifer Earvin N‘Gapeth fand immer besser in die Partie. Deutschland blieb dran, den Schlusspunkt in einem umkämpften Satz setzte Grozer. Doch der Weg blieb weit, das Spiel auf hohem Niveau umkämpft. Frankreich arbeitete sich heran, gewann seinen ersten, dann seinen zweiten Satz - und die Stimmung in der Arena kochte über.