Paris, mon amour, mehr als zwei Wochen hast du uns verzaubert. Du hast uns mit offenen Armen empfangen, du hast verführt und berührt. Du wirst fehlen - aber in bester Erinnerung bleiben.
Ein Schatten bleibt
Von der fantastischen Eröffnungsfeier auf der Seine und am glanzvollen Trocadéro bis zum Abschluss im Stade de France hast du Herzen erobert. Du warst nahbar und uneitel, schillernd zugleich. Nach den Corona-Spielen von Tokio dürsteten Athleten und Fans nach Gemeinsamkeit, du warst ihnen ein Ort der Zusammenkunft und Freude.
Nicht alles war perfekt. Die Idee mit dem Freiwasserschwimmen und dem Triathlon in der Seine war grenzwertig. Hier wurde das Spektakel über die Interessen der Sportler gestellt. Das hättest du gar nicht nötig gehabt.
Deutschland war dir ein guter Gast. Der Paukenschlag von Schwimmer Lukas Märtens eröffnete den Gold-Reigen von insgesamt zwölf Olympiasiegen – zwei mehr als vor drei Jahren.
Es gab die großen emotionalen Momente, teils an magischen Orten: das märchenhaft anmutende Gold von Darja Varfolomeev in der Rhythmischen Sportgymnastik, der Triumph der 3x3-Basketballerinnen am Place de la Concorde, natürlich die Pferdefestspiele der Reiter in Versailles.
Olympia: Deutschland bald Gastgeber?
Nach der Schmach von Tokio haben sich auch Deutschlands Mannschaften weitgehend positiv zurückgemeldet, auch wenn der Coup der Handballer zum Abschluss ausblieb.
Zur Wahrheit gehört aber auch: 33 Mal Edelmetall ist die schlechteste Gesamtausbeute seit der Wiedervereinigung, Rang zehn im Medaillenspiegel das schlechteste Abschneiden seit 1952. Für Platz 5, so das mittelfristige Ziel, bedarf es einer immensen Kraftanstrengung.
Eine Bewerbung, wahrscheinlich für 2040, 50 Jahre nach der Wiedervereinigung, könnte da helfen. Einen neuen Ruck geben. Der Wunsch danach wird größer, in der Bevölkerung - bei den Athleten sowieso. Das hat auch Bundeskanzler Olaf Scholz vernommen, der am Freitag in Frankreichs Hauptstadt zu Besuch war, Wettkämpfe und das deutsche Haus besuchte.
Es wäre zu wünschen, dass Schwung in die Sache kommt. Paris, du hast doch Deutschland Mut gemacht.
Ein schwarzer Fleck lag aber auf dir, Paris: die Berichte über gedopte Sportler aus China sowie den USA und einen skandalös laxen Umgang damit. Die Welt-Anti-Doping-Agentur wird ihrem Auftrag längst nicht mehr gerecht, der Kampf gegen Doping verkommt zur Farce.
Das muss besser werden bis zu den nächsten Olympischen Spielen in Los Angeles. Au revoir Paris!