Krachende Niederlage für die deutschen Handballer! Im olympischen Finale gegen Dänemark verlor das Team von Trainer Alfred Gislason mit 26:39 (12:21) und verpasste damit die Goldmedaille. Die Höhe der Pleite ist historisch, denn zuvor ging ein Olympia-Endspiel nie so deutlich aus.
DHB-Star fällt knallhartes Urteil
Der größte Unterschied stammte bisher aus dem Jahr 1988. In Seoul gewann die damalige Sowjetunion mit 32:25 - also sieben Treffern Unterschied. Generell gab es in der Vergangenheit überhaupt erst drei Finals, die mit fünf oder mehr Toren Differenz ausgegangen waren. Im Durchschnitt wurden die Endspiele mit einem Unterschied mit 2,69 Toren entschieden.
DHB-Star: „Das tut sehr, sehr weh“
„Es sind keine gemischten Gefühle, eigentlich ist die Enttäuschung riesengroß“, sagte ein enttäuschter Johannes Golla nach dem Spiel im ZDF. Er fügte hinzu: „Wir müssen nicht darüber reden, dass die Dänen die beste Mannschaft der Welt sind, aber wir haben sie auch zu einfach spielen lassen.“
Der Kreisläufer verwies darauf, dass sie zu viele Fehler gemacht haben und sie aus diesem Grund in dem Spiel keine Chance gehabt hätten. „Wir wussten, dass wir einen perfekten Tag brauchen, um konkurrenzfähig zu sein, aber das war heute das vermutlich schlechteste Spiel bei diesem Turnier und das tut sehr, sehr weh.“ Dennoch hoffte Golla, dass sich Stolz auf das starke Olympia-Turnier und die daraus resultierende Silbermedaille entwickle.
„Wir wussten, was auf uns zukommt und wir nur eine Minimalchance haben, wenn wir Dänemark unter Druck setzen. Diese Chance war eigentlich nach zehn Minuten vorbei“, analysierte Trainer Gislason.
Mit Blick auf das gesamte Turnier sprach der Isländer von einer „Riesen-Mannschaftsleistung“ und lobte: „Von der Stimmung und vom Charakter her war das großartig von den Jungs. Sie haben in diesem Turnier sehr viel Erfahrung gesammelt.“
„Nicht das letzte Mal im Finale“
Auch Julian Köster versuchte, den Fokus auf die gewonnene Medaille zu richten: „Jetzt haben wir natürlich trotzdem etwas um den Hals hängen. Wir können trotzdem auf die zwei Wochen stolz sein, die Stimmung ist schon wieder bisschen im Aufschwung.“ Vor dem Turnier hätte jeder Spieler Silber sofort unterschrieben, betonte der 24-Jährige.
Keeper Andres Wolff blickte zuversichtlich auf kommende Aufgaben: „Ich denke, wir haben Deutschland größtenteils begeistert. Wir haben eine zukunftsfähige und vielversprechende Mannschaft, die nicht das letzte Mal im Finale gestanden hat.“
Indes zollte Juri Knorr den dominanten Dänen Respekt. „Sie sind die beste Mannschaft der Welt, vielleicht sogar aller Zeiten. Ich weiß nicht, ob wir jemals in diese Sphären kommen können“, erklärte der DHB-Spielmacher. „Aber wir müssen daraus lernen. Jeder weiß jetzt, dass wir mithalten und Medaillen gewinnen können. Für ganz oben reicht es halt noch nicht.“
Häfners letztes Länderspiel
Ausgerechnet im „größten Spiel unserer Karriere“ zeigten die deutschen Spieler ihren schwächsten Auftritt, Kapitän Johannes Golla und Co. agierten vor rund 27.000 Zuschauern im Stade Pierre-Mauroy in Lille fahrig und fehlerhaft.
Von Beginn an diktierten die Dänen Tempo und Rhythmus, bereits zur Pause war die Partie praktisch entschieden. Zum goldenen Wurf fehlte der DHB-Auswahl am Ende von zweieinhalb verrückten Wochen wohl auch die Kraft.
Zum besten deutschen Werfer avancierte Juri Knorr mit sechs. Der im Turnier zuvor so überragende Torhüter Andreas Wolff war kein Faktor. Für Kai Häfner, Europameister von 2016, war es das letzte seiner 151. Länderspiele.
„Ich kann das noch gar nicht begreifen, dass die Reise jetzt zu Ende ist. Mit einer Medaille kann es nicht schöner sein. Ich bin sehr stolz und dankbar für die letzten Jahre“, freute sich Häfner.
Olympia: Gislason appelliert an seine Mannschaft
Nachdem das Gislason-Team recht gut in die Partie startete und durch den Treffer von Knorr in der 8. Spielminute auf 5:6 verkürzte, wurde daraufhin der Rückstand immer größer.
Beim Zwischenstand von 5:10 zog der DHB-Trainer seine erste Auszeit und appellierte ruhig zum einen an seine Mannschaft: „Es ist kein Problem, es ist nicht einfach.“ Zudem sagte er zu seinem Torwart Andreas Wolff: „Andi, bleibt oben.“
Die Dänen zogen in der Folge weiter davon, ehe Gislason kurz vor der Halbzeit beim Stand von 10:21 seine zweite Auszeit nahm. Dort wurde sein Ton rauer: „Jetzt geht es darum, weiterzumachen, auch mal mit Kontakt verteidigen... Kommt Jungs!“
Nächste Final-Niederlage nach 2004
Auch nach dem Seitenwechsel wurde es nicht besser, so zog der Coach bereits in der 36. Minute seine dritte und damit letzte Auszeit. In dieser ärgerte er sich vor allem über das Abwehrverhalten seiner Mannschaft: „Eine Finte und sie sind durch! Kompakt stehen und gegenhalten.“
Im weiteren Verlauf konnten die Dänen ihren Vorsprung bis zum Ende auf 13 Tore ausbauen.
Die Enttäuschung über den verpassten ersten gesamtdeutschen Olympiasieg, den ersten Triumph seit dem legendären DDR-Gold 1980, dürfte schnell verfliegen.
Das dritte Olympia-Silber nach 1984 und 2004 ist für die Handballer der größte Erfolg seit dem legendären WM-Wintermärchen 2007 und dem sensationellen EM-Titel 2016.
Zudem sicherte die DHB-Auswahl am Sonntagnachmittag die 33. und letzte deutsche Medaille der Spiele in Paris - ein Erfolg, der so nicht zu erwarten gewesen war.