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Deutschem Läufer platzt der Kragen: "Extrem krasse Respektlosigkeit“

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Deutschem Läufer platzt der Kragen: "Extrem krasse Respektlosigkeit“

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Deutschem Laufstar platzt der Kragen

Der deutsche Marathonläufer Hendrik Pfeiffer soll sich als Ersatzmann für Olympia fit halten – wird dann aber vom DLV stiefmütterlich behandelt. In einem Podcast kritisiert der 31-Jährige nicht nur den Verband, sondern auch seinen Kollegen Amanal Petros.
Am Montag stand die Rückreise der deutschen Olympioniken von Paris nach Köln an. Dank Saxophonist Andre Schnura wurde die Zugfahrt durchgefeiert.
Der deutsche Marathonläufer Hendrik Pfeiffer soll sich als Ersatzmann für Olympia fit halten – wird dann aber vom DLV stiefmütterlich behandelt. In einem Podcast kritisiert der 31-Jährige nicht nur den Verband, sondern auch seinen Kollegen Amanal Petros.

Als sich der deutsche Marathonläufer Amanal Petros am vergangenen Samstag auf die Olympiastrecke machte, saß Hendrik Pfeiffer gebannt vor dem Fernseher und drückte seinem Kumpel die Daumen. Drei Tage später hat die Freundschaft Risse bekommen, aber dazu später mehr.

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Während die anderen beiden DLV-Starter Richard Ringer als Zwölfter und Samuel Fitwi als Fünfzehnter in Paris beeindruckende Leistungen zeigten, musste der höher eingeschätzte Petros zehn Kilometer vor dem Ende aufgeben.

„Gesundheitlich bin ich okay, aber der Körper ist komplett zerstört“, sagte der 29-Jährige, der eigentlich unter die Top fünf wollte, anschließend. „Ich bin bei 32 Kilometern ausgestiegen, weil es einfach nicht mehr ging.“ Gezeichnet von den Auswirkungen einer Infektion hatte Petros nichts mehr zuzusetzen, als es in die Crunchtime ging.

Pfeiffer: „Warum habe ich davon nichts gewusst?“

„Erstmal habe ich gedacht: ‚Schei**, tut mir mega leid für ihn‘, weil er ewig lang darauf hingearbeitet hat und wenn du dann aussteigen musst, ist es super ärgerlich“, erklärte DLV-Kollege Hendrik Pfeiffer am Dienstag in seinem Podcast „Einer rennt Einer hinterher“, den er zusammen mit Sat.1-Reporter Christian Schmidt betreibt.

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„Ich habe in erster Linie Mitgefühl empfunden, gleichzeitig aber die ein oder andere Frage gehabt. Vor allem: Warum habe ich davon nichts gewusst?“, fragte sich Pfeiffer. Dass er sich wunderte, nichts von Petros‘ Infektion mitbekommen zu haben, lag an seinem Status als Ersatzläufer. Hätte es eine Absage unter den drei DLV-Läufern gegeben, wäre Pfeiffer zum Zug gekommen.

„Es wäre für mich ja wichtig gewesen, diese Information zu haben, weil es Einfluss gehabt hätte, wie ich die letzte Woche vor dem Rennen gestalte“, schilderte der 31-Jährige. „Dass du nicht noch einen Long Run kurz vor dem Marathon einbaust, sondern alles darauf ausgerichtet ist, dass du spontan einspringen kannst.“

Den Teamgeist beschworen - doch dann kam nichts mehr

Allerdings wurde er weder von den Verantwortlichen des DLV (Sportdirektor Jörg Bügner und Marathon-Bundestrainer Matthias Kohls; Anm. d. Red.) noch von Petros selbst darüber verständigt – wie sich auch sonst in den letzten Monaten keiner bei ihm gemeldet habe.

„Ich habe mich akribisch auf Olympia vorbereitet und hätte erwartet – zumindest zu dem Zeitpunkt, als die Krankheit aufgetreten ist – dass ich informiert werde: ‚Pass auf Hendrik, da ist etwas, das könnte potenziell bedrohlich sein für den Athleten. Halte dich besonders fit und lege den Fokus drauf, die Wahrscheinlichkeit ist gestiegen, dass du doch ranmusst‘“, fuhr Pfeiffer fort.

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Im Februar hätten die Verantwortlichen des DLV in einem Call noch den Teamgeist beschworen – inklusive Deborah Schöneborn und Pfeiffer, die sich als Ersatzstarter für den Ernstfall bereithalten sollten. „Wir gehen den Weg gemeinsam, wollen das Beste für unser Land herausholen und sind ein eingeschworenes Team“, sei der Tenor gewesen.

Entsprechend motiviert machte sich Pfeiffer an die Arbeit – und das, obwohl er die Olympia-Qualifikation im Winter nur um Haaresbreite verfehlt hatte. Weil er in Houston neun Sekunden über der Zeit von Ringer geblieben war, musste er sich mit der Rolle des Ersatzläufers begnügen.

„Eine extrem krasse Respektlosigkeit“

Trotzdem: „Ich habe meine Rolle ernst genommen, denn ansonsten hätte ich mich nach der EM in Rom (bei der er mit Petros Mannschafts-Bronze im Halbmarathon gewann; Anm. d. Red.) einfach mal ausgeruht, um dann für meinen Herbst-Marathon topfit zu sein.“ So ließ er seinen im Sommer geplanten Urlaub sausen, fuhr auf eigene Kosten nach Österreich, um sich für den hügeligen Paris-Marathon in Form zu bringen – und wurde bitter enttäuscht.

„Das habe ich alles in Kauf genommen, indem ich diese Rolle als Teammitglied annehme“, erzählte Pfeiffer. „Und dann finde ich es eine extrem krasse Respektlosigkeit, wenn dieser gesamte Aufwand, den ich betrieben habe, mit Füßen getreten wird, indem man sich nicht danach erkundigt, wie es mir überhaupt mal geht. Ich hätte auch mit zwei gebrochenen Beinen im Krankenhaus liegen können – das hätte keiner gewusst, wenn ich es nicht aktiv jemandem geschrieben hätte.“

Seine Kritik, das wiederholt der viertschnellste Marathonläufer Deutschlands einige Male, richte sich nicht gegen den Start von Petros: „Das kann ich nicht beurteilen und es steht mir nicht zu.“

Er bemängele aber, „dass ich mir über viele Wochen hinweg den Hintern aufgerissen habe“ – und ihn gleichzeitig niemand informiert habe, dass bei einem Athleten eine Krankheit im Spiel ist.

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Pfeiffer auch von Petros enttäuscht

Pfeiffer: „Ich kritisiere diese Respektlosigkeit, dass alles, was ich in den letzten Wochen gemacht habe, komplett für die Tonne war und null wertgeschätzt wurde.“ Das gelte in erster Linie für die Verantwortlichen aufseiten des DLV.

Allerdings ist der gebürtige Düsseldorfer, der für den TK Hannover startet, nicht nur vom Auftreten des Verbandes enttäuscht, sondern auch von Petros selbst.

„Amanal und ich sind seit langer Zeit Weggefährten, wir waren Teamkollegen in Wattenscheid, haben so viel gemeinsam gemacht“, führte Pfeiffer aus. „Sorry, dann schreib mir doch einfach mal kurz rüber: ‚Pass auf Hendrik, bei mir ist was im Busch. Ich hoffe, ich kann starten. Aber falls ich es nicht kann, dann halte dich besonders fit.‘ Das hätte ich schon erwartet.“

In den Tagen nach dem Rennen habe er mit Petros die Unstimmigkeiten klären wollen, sei aber auf taube Ohren gestoßen: „Ich muss leider sagen, dass ich von Amanal ein bisschen menschlich enttäuscht bin, weil ich mir im Nachgang des Rennens ein klärendes Gespräch gewünscht hätte.“

DLV kündigt Statement an

Pfeiffer: „Die einzige Reaktion, die ich bekommen habe, war: ‚Da bin ich mal gespannt, was du zu sagen hast‘, mit drei Tränen lachenden Smileys. Also komplett von oben herab, ohne jegliche Empathie für die Situation, in der ich steckte.“

Als er nach einem klärenden Gespräch nachgefragt habe („Lass uns doch mal kurz telefonieren, ich will dich gar nicht angreifen“) sei von Petros nur noch eine skurrile Nachricht gekommen: „Nicht nur Zeit und auch Lust habe ich nicht, aber du kannst ja reden und wir hören dir zu.“

Spätestens da war Pfeiffers Geduld am Ende – und der Entschluss gefasst, sich seinem Ärger Luft zu machen.

Auf SPORT1-Anfrage teilte Marathon-Bundestrainer Kohls mit, dass es von Seiten des DLV noch zu einem Statement in der Angelegenheit kommen wird.