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Olympia 2024: Die schnellste Streitfigur der Welt - das ist Noah Lyles

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Olympia 2024: Die schnellste Streitfigur der Welt - das ist Noah Lyles

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Die schnellste Streitfigur der Welt

Noah Lyles gewinnt in Paris sein erstes olympisches Gold. Dabei sorgt der US-Amerikaner nicht nur mit seinen Leistungen, sondern auch mit seiner extrovertierten Art für Aufsehen - und er will nachlegen.
Nach seinem Olympia-Erfolg im 100-Meter-Lauf blickt der US-Athlet Noah Lyles zuversichtlich in die nächsten Wettbewerbe. Seine Kontrahenten sehen das etwas anders.
Laura Hütter
Laura Hütter
Noah Lyles gewinnt in Paris sein erstes olympisches Gold. Dabei sorgt der US-Amerikaner nicht nur mit seinen Leistungen, sondern auch mit seiner extrovertierten Art für Aufsehen - und er will nachlegen.

Schon bevor der Startschuss des 100-Meter-Finals erklang, hatte Noah Lyles fast die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Bei der Vorstellung der Starter, die einzeln aufgerufen das Stade de France betraten, lief er in die Luft springend die Tartanbahn entlang, den Blick auf die Zuschauer gerichtet, sie zum Jubel auffordernd.

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Damit blieb der Sprint-Superstar auch vor seinem größten Rennen seiner Art treu. Die Show, die rund um die Sprint-Entscheidung aufgefahren wurde, war ganz nach dem Geschmack des 27-Jährigen. Nicht nur, weil der extrovertierte Athlet gerne im Rampenlicht steht und sich von anderen abhebt, sondern natürlich insbesondere aufgrund seines sensationellen Olympiasiegs.

Ein Sieg, der so knapp war wie nie zuvor in der Geschichte. Mit fünf Tausendstel Sekunden Vorsprung vor dem Jamaikaner Kishane Thompson sicherte sich Lyles sein erstes olympisches Gold. Nun will er auf seiner Lieblingsstrecke, die 200 Meter, nachlegen. Am Dienstag (ab 20.10 Uhr im Liveticker) starten die Halbfinals, am Mittwochabend fällt die Medaillenentscheidung.

Olympia: Lyles schon vor Finale siegessicher

Bereits vor dem 100-Meter-Finale war sich der US-Sprinter seines Erfolgs sicher. Welche Zeit es für den Olympiasieg bräuchte? „Keine Ahnung, aber ich werde sie laufen.“ Doch ebenjene Siegessicherheit wandert fortwährend auf dem schmalen Grat zwischen Selbstbewusstsein und Überheblichkeit.

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Wie dem auch sei: Das Auftreten von Lyles bei den Olympischen Spielen passt in sein Selbstverständnis. In der Netflix-Serie „Sprint“ sagte er, dass ein erfolgreicher Athlet das „Mindset eines Gottes“ bräuchte. Neben seinem Verhalten vor Wettkämpfen und seinen Aussagen erregt Lyles auch mit seinem extravaganten Stil Aufmerksamkeit.

Zur Eröffnungsfeier erschien er mit weiß lackierten Fingernägeln, auf denen in blauer Farbe das Wort „Icon“ (zu Deutsch: Ikone) stand. Im 100-Meter-Finale zierten seine Nägel unter anderem ein Kreuz und ein Blitz. Dazu trug der im US-Bundesstaat Florida geborene Sprinter Perlen im Haar und eine markante gold- und silberfarbene Kette.

Wird Lyles auch über die 200-Meter-Olympiasieger?

In seiner Heimat ist Lyles bereits ein gefeierter Star, dementsprechend begeistert zeigten sich die US-Medien vom Triumph des 27-Jährigen. Und das auch, oder vielmehr gerade wegen seines provokanten, extrovertierten und teils auch aneckenden Charakters.

„Sein Erfolg festigt Lyles als den führenden amerikanischen Superstar in diesem Sport, der charismatische 27 Jahre alte Sprinter war bereits zuvor mit seiner rasanten Geschwindigkeit und seinen viralen Momenten eines der bekanntesten Gesichter der Leichtathletik“, schrieb CNN. Die New York Times titelte: „Noah Lyles hat den Scheck mit seinem Mund ausgestellt. Bei den Olympischen Spielen lösten seine Füße ihn ein.“

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„In dem Bruchteil eines Wimpernschlags wird Noah Lyles zur olympischen Legende“, hieß es in einer Kolumne der Washington Post, die das Rennen poetisch zusammenfasste: „Überquere die Ziellinie, wenn sich das Augenlid schließt, und du bist eine Legende. Warte bis sich das Augenlid öffnet und du bist ein Nebengedanke. Was für eine Art, Vermächtnisse zu bestimmen.“

Ein Vermächtnis will sich Lyles in Paris schaffen. Im Anschluss an das 100-Meter-Finale richtete Lyles den Blick bereits auf die weiteren Wettkämpfe. Über die 200 Meter, auf denen er im vergangenen Jahr Weltmeister wurde, will er sein nächstes Gold. „Ich werde gewinnen. Keiner von ihnen gewinnt. Wenn ich aus der Kurve komme, werden sie deprimiert sein.“

Olympiasieger mit emotionaler Botschaft

Es scheint, als wolle er seine Gegner nicht nur besiegen, sondern förmlich brechen. Dabei musste Lyles selbst harte Zeiten durchstehen. „Ich habe Asthma, Allergien, Legasthenie, ADS, Angstzustände und Depressionen“, schrieb Lyles in einer emotionalen Botschaft in den sozialen Netzwerken an seine Fans: „Aber ich sage euch, dass das, was Ihr habt, nicht definiert, was Ihr werden könnt. Ihr könnt es auch schaffen.“

Seit seiner Kindheit hat der Sprint-Star mit Depressionen zu kämpfen, weiß um die Tücken dieser Krankheit. Lyles musste immer kämpfen. In der Highschool wurde er oft gehänselt, die Eltern ließen sich früh scheiden, seine Mutter Keisha zog ihn und den ebenfalls sprintenden Bruder alleine groß, nicht immer war genug Essen und Geld da.

Besonders schlimm seien die Depressionen nach den Corona-Spielen gewesen, verriet der Sprinter. Damals gewann er vor leeren Rängen nur die Bronzemedaille über die 200 Meter. In Paris telefonierte er nach dem 100-Meter-Halbfinale noch mit seiner Therapeutin.

Es ist die andere Seite des Top-Athleten: Er spricht offen über die Probleme, die er in der Vergangenheit bewältigen musste - und will damit andere ermutigen.

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Lyles bald Doppel-Olympiasieger?

Erklärt das Lyles‘ Verhalten? Vorab zählt für ihn jedenfalls der persönliche Erfolg. Eine goldenfarbene Olympia-Medaille hat Lyles nun, weiteres Edelmetall - auch in der Staffel wird er an den Start gehen - könnten folgen.

Doch damit nicht genug, er will mit einer weiteren Ikone des US-Sports gleichziehen. „Ich will meinen eigenen Schuh“, sagte Lyles, wie ihn einst Basketball-Legende Michael Jordan bekam: „Ganz im Ernst. Ich will einen Sneaker. Mit Spikes lässt sich kein Geld verdienen.“

Lyles wandelt also weiter auf seinem schmalen Grat zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)