Was für ein unglaublicher Handball-Krimi bei den Olympischen Spielen! Die deutsche Handball-Nationalmannschaft steht nach einem wahnsinnigen Comeback im Halbfinale des olympischen Turniers. Das DHB-Team besiegte den Gastgeber Frankreich mit 35:34 (29:29; 14:17) nach Verlängerung und greift nun nach einer Medaille.
Wunder-Comeback für die Ewigkeit!
Dabei sah bis kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit Frankreich schon wie der sichere Sieger aus. Fünf Sekunden vor dem Ende hatte die Franzosen mit einem Tor Führung an der Mittellinie den Ball, doch dann schenkte Dika Mem den Ball her, über Julian Köster landete der Ball bei Renars Uscins, der mit der Schlusssirene doch noch zum 29:29 traf.
DHB rettet sich in Verlängerung: „Riesen-Fehler“
In der Verlängerung zeigte das DHB-Team dann eine Galavorstellung und machte doch noch das Wunder perfekt. Angeführt vom wie entfesselt spielenden Uscins (14 Treffer) gewann Deutschland in den letzten Sekunden der Verlängerung verdient. Im Halbfinale trifft das deutsche Team am Freitag nun auf Spanien.
Bundestrainer Alfred Gislason wurde später im ZDF-Interview angesprochen, ob er schon einmal ein so verrücktes Spiel erlebt habe. Die einfache Antwort: „Ich glaube nicht, nicht auf diesem Level. Ich habe mal als Spieler an einem Endspiel teilgenommen, in dem wir drei Tore innerhalb von 30 Sekunden hergegeben haben und dann doch den Sieg in der Verlängerung geschafft haben. Aber sowas! Der geklaute Ball von Julian Köster sieben Sekunden vor Schluss oder so, dann den Ausgleich zu machen: Die Mannschaft war phänomenal!“
Die wohl spielentscheidende Szene, den „Ballklau“ von Julian Köster nur wenige Sekunden vor dem Schluss erlebte Gislason wie folgt: „Dika Mem hat einfach über den falschen Mann spielen wollen, über Köster, der ein unglaubliches Gefühl hat, was der Gegner macht. Da macht ein einen Riesen-Fehler, nachdem er ein gutes Spiel gemacht hat, die Franzosen im Spiel gehalten hat. Julian klaut den Ball, Renars macht den Ausgleich – das war schon ein großer Schock für die Franzosen.“
Olympische Spiele 2024: Deutschland kämpft sich zurück
Das Team Gislason erwischte einen unglaublich schlechten Start. Gerade der Angriff stockte, immer wieder scheiterte das DHB-Team mit freien Würfen am unglaublich aufgelegten Vincent Gérard. So zogen die Franzosen angetrieben von den frenetischen 27.000 Zuschauern in Lille Tor um Tor davon. Zwischenzeitlich lag Deutschland sogar mit fünf Toren zurück, kämpfte sich bis zur Halbzeit aber immerhin noch von 12:17 auf 14:17 heran.
Nach der Halbzeit spielte das Team dann deutlich verbessert und robbte sich angeführt vom nun überragenden deutschen Torhüter David Späth Tor um Tor heran, glich zunächst zum 25:25 aus und ging anschließend sogar mit 26:25 in Führung.
Frankreich gab sich aber nicht auf, schlug zurück und so ergab sich in der Schlussphase ein echter Krimi, in dem Frankreich schon wie der sichere Sieger wirkte, doch dann rettete sich das DHB-Team doch noch durch ein Wunder in die Verlängerung.
Gislason über Medaillen-Traum: „Wenn wir jetzt feiern...“
In dieser war das Spiel über Großteile der Extra-Zeit dann erneut komplett ausgeglichen. Knapp 15 Sekunden vor dem Ende gelang Frankreich der Ausgleich zum 34:34. Doch im Gegenzug fasste sich der überragende, erst 22 Jahre alte Uscins ein Herz und traf doch noch zum viel umjubelten Sieg.
„Letztlich war das Momentum bei uns, die Jungs sind sehr stark in der Abwehr geblieben und die Würfe von Uscins kommen teils aus dem Nichts“, so Gislason.
Zum Feiern bleibe dennoch keine Zeit, der Traum der olympischen Medaille lebt weiter: „Wenn wir jetzt feiern, werden wir nicht als Sieger aus dem Halbfinale gehen! Die Jungs können jetzt erst einmal verstehen, was sie erreicht haben. Wir haben vor dem Turnier gesagt: Wir wollen ins Halbfinale. Jetzt haben wir das geschafft und wollen weiter. So eine Leistung wie heute wieder bringen, die ja auch nur in der Verlängerung gegen Ägypten gewonnen haben.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)