Die Olympischen Spiele enden für die deutschen Basketballer mit einer Enttäuschung: Im Spiel um Bronze mussten sich Dennis Schröder und Co. gegen Serbien mit 83:93 (38:46) deutlich geschlagen geben. Platz vier bedeutet zwar das beste Ergebnis in der Geschichte des DBB-Teams, der Traum von der Medaille ist aber geplatzt.
Bronze verpasst! DBB-Star gereizt
Die deutsche Mannschaft befand sich bei der Neuauflage des WM-Endspiels praktisch die ganze Partie über im Hintertreffen, im Duell mit NBA-Superstar Nikola Jokic kamen die Weltmeister nie wirklich in Schlagweite.
Franz Wagner war mit 18 Punkten bester Werfer der deutschen Mannschaft, die bis zur Halbfinal-Niederlage gegen Frankreich 13 Turnierspiele in Serie gewonnen hatte.
Vasilije Micic (19 Punkte) und der mit einem Triple-Double glänzende Jokic (19 Punkte, 12 Rebounds, 11 Assists) überragten bei den Serben. Trainerlegende Svetislav Pesic, der Deutschland 1993 zum EM-Titel geführt hatte, holte 18 Tage vor seinem 75. Geburtstag seine erste Olympia-Medaille.
Wagner sauer: „Es kann nicht immer sein ...“
Nur rund 40 Stunden hatten Herberts Spieler Zeit, die Riesenenttäuschung der vermeidbaren 69:73-Pleite gegen Frankreich abzuschütteln und die historische erste Medaille für die deutschen Basketball-Männer zu gewinnen - Platz sieben 1992 war das bislang beste Ergebnis gewesen.
„Es war definitiv eine emotionale Herausforderung, den Schalter nach dem Halbfinale wieder umzulegen, sagte Moritz Wagner auf SPORT1-Nachfrage: „Die Serben haben 90 Punkte gescort. Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Es kann nicht immer sein, dass man, wenn man gewinnt der Hero ist, und die Zero, wenn man verliert. Manchmal läuft es halt scheiße.“
„Das Turnier hat etwas geschaffen, dass wir ein Leben lang mit uns tragen werden“, sagte Andreas Obst nach der Partie: „Es ist ein bitterer Beigeschmack, dass wir am Ende nicht das erreicht haben, was wir uns gewünscht haben.“
Nowitzki sieht überragenden DBB-Gegner Jokic
Mit Dirk Nowitzki, am Samstag wieder Edelfan in erster Reihe, reichte es 2008 nur zu Platz zehn. „Eine Bronzemedaille wäre etwas Besonderes“, sagte Herbert, der nach drei Jahren seinen Posten abgibt und künftig Double-Gewinner Bayern München coacht.
Doch dem stellte sich zur undankbaren Uhrzeit am Samstagvormittag in der Arena von Bercy ein undankbarer Gegner entgegen.
Die Serben um Überfigur Jokic, dreimaliger und aktueller wertvollster Spieler (MVP) der NBA, hatten wie Deutschland im Halbfinale einen „Heartbreaker“ (Herbert) kassiert, den haushohen Gold-Favoriten USA um die Superstars LeBron James und Stephen Curry beim 91:95 mit 40 Minuten Team-Basketball vom Feinsten fast schon am Haken gehabt.
Zur Halbzeit betrug der Abstand acht Punkte, obwohl das zweite Viertel mit 17:16 sogar an Deutschland ging. Vor allem die Wurfquote ließ zu wünschen übrig, auch die Defensive präsentierte sich wacklig.
„Wir haben einfach kein Topspiel gemacht“, meinte Johannes Voigtmann. Man habe zu viele leichte Punkte zugelassen.
Bitteres Olympia-Ende: Serbien zieht Deutschland den Stecker
Jokic, der im Vorjahr bei der WM gefehlt hatte, ließ die deutsche Verteidigung mit seiner einzigartigen Mischung aus schierer Wucht und spielerischer Genialität in der frühen Phase des Spiels hilflos aussehen.
Der Ausnahmespieler der Denver Nuggets schaffte immer wieder Räume für die exzellenten Schützen der Serben, der 21:30-Rückstand nach zehn Minuten war die logische Konsequenz.
Offensiv kamen Schröder, Franz Wagner und Co. kaum zu einfachen Punkten. Weil die Serben fanatisch verteidigten, aber auch weil die Deutschen teils unterirdisch abschlossen - 30 Prozent (10/33) Trefferquote aus dem Feld bis zur Halbzeit, die Serben lagen bei 52.
Nach der Pause änderte sich wenig: Die Deutschen spielten fehlerhaft, die Serben hingegen eiskalt. Mit dem 45:64 (26.) nach einem 0:10 war das Ding eigentlich durch.
Für Ärger sorgte während und auch nach der Partie die Leistung der Schiedsrichter. Moritz Wagner beschwerte sich auch nach der Schlusssirene wild gestikulierend bei den Unparteiischen. Im Finale trifft Frankreich auf die USA (21.30 Uhr).
Wagner bedankt sich bei Herbert
Später sagte Wagner bei Discovery: „Verlieren tut weh, aber es gehört dazu. Wir haben gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, wir können nicht immer gewinnen. Wir spielen hart, wir haben eine Struktur mit einer Identität.“
Zu Herbert fügte er noch an: „Coach Herbert hat uns eine Idee, eine Struktur gegeben. Ich bin extrem dankbar, unter ihm gespielt zu haben. Es war vielleicht nicht das letzte Mal.“
Mit dem Ende der Olympia-Mission wird bei Deutschland nun vielleicht nicht alles, aber vieles anders. Im November stehen in der EM-Qualifikation die nächsten Länderspiele an.
Wer dann statt Herbert den Weltmeister trainiert, will der DBB zeitnah verkünden. Der neue Bundestrainer tritt ein schweres Erbe an, findet aber auch jede Menge Potenzial vor.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)