Der Traum von der olympischen Medaille bleibt für Taylor Booth unerfüllt: Mit den US-amerikanischen Fußballern scheiterte der 23-Jährige im Viertelfinale im Pariser Parc des Princes letztlich deutlich mit 0:4 an Marokko.
„Nagelsmann wollte, dass ich bleibe“
Dass er es überhaupt in die US-Auswahl schaffte, hat der Mittelfeldspieler auch dem FC Bayern zu verdanken. Als 17-Jähriger wechselte er im Januar 2019 nach München und blieb mit einer zwischenzeitlichen Leihe nach Österreich bis Sommer 2022 beim deutschen Rekordmeister. Seither spielt Booth beim FC Utrecht in der niederländischen Eredivisie.
Im SPORT1-Interview spricht er über seine Olympia-Erfahrung, die Zeit in München, sein besonderes Verhältnis zu Julian Nagelsmann - und verrät, welcher Bayern-Star in besonders beeindruckt hat.
SPORT1: Sie sind mit den USA im Olympia-Viertelfinale gegen Marokko ausgeschieden. Was hat gefehlt, um es unter die letzten Vier zu schaffen?
Taylor Booth: Nun ja, vor allem muss man Marokko Respekt zollen. Sie haben ein sehr talentiertes Team, am Ende des Tages waren sie die bessere Mannschaft und haben verdient gewonnen.
SPORT1: Es gab zwei umstrittene Elfmeter. Wie haben Sie die Situationen gesehen?
Booth: Ich habe es noch nicht genau sehen können, wie es dazu gekommen ist. Natürlich ist es hart, wenn du schon in der ersten Hälfte einen Elfmeter gegen dich bekommst. Aber ich kann noch nicht mehr dazu sagen, weil ich die Bilder noch nicht gesehen habe.
Olympia? „Etwas ganz Besonderes“
SPORT1: Im Fußball sind die Olympischen Spiele nicht das größte Turnier. Was hat es trotz dessen für Sie bedeutet, hier für die USA aufzulaufen?
Booth: Wann immer man sein Land bei einem großen Turnier vertreten darf, ist das etwas ganz Besonderes - und meine Familie und Freunde hier dabei zu haben, war sehr speziell für mich.
SPORT1: Das Viertelfinale war Ihr erstes Spiel in Paris. Haben Sie trotzdem ein bisschen olympischen Flair aufsaugen können?
Booth: Wir sind hier ein bisschen rausgekommen, haben das olympische Dorf und solche Dinge gesehen. Da haben wir schon ein wenig Olympia-Gefühl bekommen. Und natürlich war auch die Stimmung im Stadion gegen Marokko eine ganz spezielle.
SPORT1: Werden Sie noch die Chance haben, sich ein paar andere Sportarten bei Olympia anzuschauen?
Booth: Ich werde ziemlich bald zu meinem Verein zurückkehren müssen. Unser erstes Spiel ist nächstes Wochenende, also werde ich so schnell wie möglich im Flieger zurück sitzen.
„Ich habe die Menschen bei Bayern geliebt“
SPORT1: In Deutschland sind Sie den Leuten noch aus Ihrer Zeit beim FC Bayern ein Begriff. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zeit in München?
Booth: Es war eine wirklich besondere Zeit für mich. Bayern München ist natürlich einer der besten Klubs der Welt, genauso die Jugendakademie - das ist alles auf allerhöchstem Niveau. Die fünf Jahre, die ich dort verbracht habe, haben mir definitiv geholfen, der Spieler zu werden, der ich heute bin. Deshalb bin ich sehr dankbar für meine Zeit in München. Ich habe die Vereinskultur und die Menschen bei Bayern geliebt - und München ist außerdem eine großartige Stadt.
SPORT1: Unter Julian Nagelsmann haben Sie regelmäßig bei den Profis trainiert. Was für eine Art Trainer ist er, was hat er Ihnen mitgegeben?
Booth: Er hat mir viel Selbstvertrauen gegeben und ist ein großartiger Trainer für junge Spieler. Er spricht regelmäßig mit den jungen Spielern und baut eine Beziehung zu ihnen auf. Meine Zeit bei den Profis war etwas Besonderes für mich, jeden Tag mit den besten Spielern der Welt zu trainieren und zu sehen, was sie machen, hat meinem Spiel sehr geholfen.
„Nagelsmann wollte, dass ich bei Bayern bleibe“
SPORT1: Es hieß, dass Nagelsmann Sie gerne bei Bayern behalten hätte. Stimmt das?
Booth: Ja - und ich wäre wirklich gerne bei Bayern geblieben! Vielleicht bekomme ich irgendwann in meiner Karriere die Chance, wieder zurückzukommen. Aber mit Blick auf Einsatzzeiten bei der ersten Mannschaft, war es das Beste für mich, woanders hinzugehen, wo ich regelmäßig spielen kann.
SPORT1: Aber er wollte tatsächlich, dass Sie bleiben?
Booth: Ja, wir hatten ein gutes Verhältnis und er wollte, dass ich bleibe. Wie gesagt: In einer perfekten Welt wäre ich geblieben, aber ich habe mich einfach nicht so viel bei den Profis spielen sehen, wie ich das wollte.
Kimmich? „Etwas, das ich zuvor noch nie gesehen hatte“
SPORT1: Gab es einen Spieler, der Sie bei Bayern speziell beeindruckt hat?
Booth: Joshua Kimmich! Seine Mentalität war etwas, das ich zuvor noch nie gesehen hatte. Es spielte keine Rolle, ob es der Tag nach einem Spiel war oder was auch immer, er war immer der Spieler auf dem Feld, der die höchste Intensität hatte. Seine Einstellung war ganz speziell und er war ein fantastischer Spieler auf dem Platz - und sobald du vom Platz runter warst, war er auch ein großartiger Mensch. Er hat immer versucht, mir im Speziellen Tipps und Ratschläge zu geben und insgesamt den jungen Spielern zu helfen.
SPORT1: Und erinnern Sie sich an einen Moment aus Ihrer Bayern-Zeit besonders gerne?
Booth: Ich würde sagen, das war mein Profidebüt im DFB-Pokal. Wir haben das Spiel 12:0 gewonnen, aber das hat für mich keine Rolle gespielt. Einfach nur die Chance zu haben, das Bayern-Trikot zu tragen und für diesen Verein aufzulaufen, war etwas Besonderes.
SPORT1: Wie läuft es für Sie seit Ihrem Wechsel nach Utrecht?
Booth: Ich hatte sehr gute Momente, hatte aber leider auch mit einigen Verletzungen zu kämpfen. Das war natürlich sehr unglücklich für mich, aber es gehört leider zum Sport dazu. Aber insgesamt glaube ich, dass es ein guter Wechsel für mich war. Jetzt hoffe ich, dass ich in der kommenden Saison gesund bleibe und den nächsten Schritt machen kann.