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Genderdebatte führt zu Chaos und Tumulten nach Boxkampf

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Genderdebatte führt zu Chaos und Tumulten nach Boxkampf

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Chaos und Tumulte nach Boxkampf

Die wegen einer Genderdebatte in den Blickpunkt geraten Boxerin Imane Khelif sichert sich eine Olympia-Medaille. Nach ihrem Kampf kommt es zu Chaos und Tumulten.
Die Algerierin Imane Khelif steht im Halbfinale
Die Algerierin Imane Khelif steht im Halbfinale
© IMAGO/Agencia EFE
Die wegen einer Genderdebatte in den Blickpunkt geraten Boxerin Imane Khelif sichert sich eine Olympia-Medaille. Nach ihrem Kampf kommt es zu Chaos und Tumulten.

In der viel zu kleinen Mixed-Zone der Arena Nord herrschte völliges Chaos. Als Imane Khelif nach ihrem gewonnenen Viertelfinale in den für Journalisten abgesperrten Bereich hinter die Tribüne trat, drängelten Hunderte von Journalisten. Vornehmlich Medienvertreter aus dem nordafrikanischen Raum riefen lauthals durcheinander.

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Inmitten dieses Tumults wiederholte Khelif gebetsmühlenartig: „Ich widme diesen Sieg allen Algeriern hier, in meiner Heimat und in der ganzen Welt!“ Vergleichbare Szenen hatte es bei den Olympischen Spielen in Paris höchstens noch beim Match der beiden Tennis-Asse Novak Djokovic und Rafael Nadal vor dem Einlass zur Pressetribüne gegeben.

Ungeachtet der ausgeuferten Genderdebatte, die in den vergangenen Tagen um die 25 Jahre alte Boxerin entfacht worden ist, hat sich Khelif auf jeden Fall eine Olympia-Medaille in Paris gesichert.

In der Klasse bis 66 kg bezwang sie die tapfer kämpfende Ungarin Anna Luca Hamori klar mit 5:0. Edelmetall hat Khelif damit bereits sicher, weil beide Halbfinal-Verliererinnen Bronze erhalten. Am Dienstagabend kämpft Khelif um 22.34 Uhr in Roland Garros nun gegen Janjaem Suwannapheng aus Thailand um den Einzug ins Finale.

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„Das ist eine Frage der Würde und des Respekts für jede Frau und jedes Mädchen“, sagte Khelif nach ihrem Kampf. Es war ihr erster Kommentar zu den Vorwürfen, sie gehöre nicht in die Frauenklasse. „Das gesamte arabische Volk kennt mich seit Jahren. Ich habe jahrelang an internationalen Wettkämpfen teilgenommen.“ Der Weltverband IBA habe sie „unfair behandelt. Aber ich habe Gott.“

In der Arena wurde Khelif von zahlreichen begeisterten Landsleuten unterstützt, die auf den Rängen algerische Flaggen schwenkten und lautstarke Gesänge anstimmten. Immer wieder wurden „Ime“-Rufe angestimmt, Unmutsbekundungen waren nicht zu vernehmen.

Bevor der Kopfschutz aufgesetzt wurde und der Kampf begann, gab es für Khelif noch einen Spritzer Wasser ins Gesicht. Zu Beginn tat sie sich noch schwer, musste Mitte der ersten Runde eine heftige Rechte einstecken, doch mit zunehmender Dauer dominierte sie den Kampf.

Fight wirkte nicht unfair

Ungleich oder unfair wirkte der Fight aber zu keinem Zeitpunkt. Mit 1,78 Meter Größe war Khelif ihrer Gegnerin nur um drei Zentimeter überlegen. Auch kräftemäßig waren keine Unterschiede zu erkennen. Festzuhalten bleibt auch: Khelif boxte technisch durchaus sauber. Nach der letzten Ringglocke gab es ein Shake-Hands beider Gegnerinnen, bevor die algerischen Fans in lautstarkem Jubel ausbrachen.

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Völlig ausgeufert war die Debatte am Donnerstag, als die Italienerin Angela Carini im Kampf gegen Khelif schon nach 46 Sekunden aufgegeben hatte. Khelif war in der Folge Zielscheibe von Anfeindungen geworden. Viertelfinal-Kontrahentin Hamori hatte auf Facebook vor dem Kampf geschrieben: „Meiner bescheidenen Meinung nach denke ich nicht, dass es fair ist, dass diese Wettbewerberin in der Frauen-Kategorie teilnehmen kann.“ Auch provozierte sie mit geschmacklosen Posts. Davon war während des Kampfes aber nichts zu spüren.

IBA disqualifiziert Khelif und Yuting

Khelif steht wie auch Lin Yuting aus Taiwan in der Klasse bis 57 Kilogramm im Blickpunkt, da beide Sportlerinnen bei der WM 2023 vom Weltverband IBA wegen eines Geschlechtertests disqualifiziert worden waren. Da die IBA vom Internationalen Olympischen Komitee IOC wegen zahlreicher Skandale nicht mehr anerkannt ist und daher auch nicht die Wettkämpfe in Paris organisiert, konnten Khelif und Lin bei Olympia starten.

Khelif sah sich auch Attacken von Prominenz mit gigantischer Reichweite wie Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling oder Elon Musk ausgesetzt. Das IOC um Präsident Thomas Bach verteidigte Khelif wie auch Lin. „Es bestand nie ein Zweifel daran, dass sie Frauen sind“, sagte Bach.

Omar Khelif, Vater der Boxerin, beteuerte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP: „Mein Kind ist ein Mädchen. Ich habe sie erzogen, hart zu arbeiten und mutig zu sein.“