Angesichts der öffentlichen Debatte um das Geschlecht zweier Boxerinnen bei den Sommerspielen in Paris hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) zur Mäßigung aufgerufen. „Jede Person hat das Recht, Sport ohne Diskriminierung zu betreiben“, hieß es in einem Statement vom Donnerstagabend.
Gender-Zoff: Erstaunliches Statement
Die Schuld für die Aufregung um die Algerierin Imane Khelif und die Taiwanesin Lin Yuting trage in erster Linie der Weltverband IBA. Khelif und Lin waren während der WM 2023 durch die IBA disqualifiziert worden, Grundlage für diese Entscheidungen waren nicht näher spezifizierte Geschlechtertests.
In Paris ließ das zuständige IOC beide Sportlerinnen aber zu. Dies hatte schon im Vorfeld der Wettbewerbe für Diskussionen gesorgt, am Donnerstag gewannen diese an Schärfe, nachdem Khelifs Gegnerin im Auftaktkampf chancenlos war.
Irreführende Informationen beklagt
Das IOC beklagte nun "irreführende Informationen" über die beiden Sportlerinnen. "Beide waren Opfer einer plötzlichen und willkürlichen Entscheidung der IBA. Gegen Ende der WM 2023 wurden sie ohne ordentlichen Prozess disqualifiziert", hieß es im Statement.
"Die aktuelle Aggression" basiere ausschließlich auf dieser Entscheidung, die damals von lediglich zwei Personen aus der IBA-Führung getroffen worden sei. Beide Boxerinnen hätten zuvor schon seit vielen Jahren auf höchstem Niveau in Frauen-Wettbewerben gekämpft.
„Teilnahmebedingungen sollten während eines laufenden Wettbewerbs nicht geändert werden“, teilte das IOC weiter mit: „Jede Regeländerung muss entsprechenden Verfahren folgen und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen.“ Khelif hatte bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio den fünften Platz belegt. In Paris boxt sie in der Klasse bis 66 kg, Lin tritt in der Klasse bis 57 kg an. Die IBA wird vom IOC nicht mehr anerkannt, wie in Tokio richtet das IOC die Box-Wettbewerbe in Paris selbst aus.