Anna-Maria Wagner war untröstlich und verzweifelt, die Judo-Weltmeisterin weinte bittere Tränen. Erst war der ersehnte Olympiasieg weg, Minuten später auch noch der Trostpreis Bronze. „Mein Ziel war Gold“, sagte Deutschlands Fahnenträgerin schluchzend am ZDF-Mikrofon, am Ende stand „der beschissenste Platz“ mit Rang fünf.
Tränen-Drama um Fahnenträgerin
„Der Schmerz sitzt sehr tief, die Kämpfe werden mich beschäftigen“, räumte Wagner ein, deren Hochgefühl als Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier einer riesigen Enttäuschung gewichen war.
Vor drei Jahren hatte sie in Tokio Bronze im Einzel und mit der Mannschaft gewonnen, zumindest die Chance im Teamwettbewerb am Samstag will sie aber ergreifen: „Ich werde auf jeden Fall ab morgen Abend für das Team bereit sein. Wir haben eine Chance, sind ein starkes Team.“
Wagner: „Ich habe leider eine Sekunde geschlafen“
Wagner will sich wieder berappeln, danach wird sie aber nach eigener Aussage den Judoanzug erstmal im Schrank lassen. Am Donnerstag verlor sie ihren Kampf um Bronze gegen die frühere Vize-Weltmeisterin Ma Zhenzhao aus China im Halbschwergewicht (bis 78 kg) per Ippon im Golden Score. „Ich habe leider eine Sekunde geschlafen“, haderte Wagner.
Das Gold-Finale und die Chance, sich zur ersten deutschen Judo-Olympiasiegerin seit 20 Jahren zu küren, hatte sie durch die Halbfinalniederlage gegen Inbar Lanir aus Israel verfehlt.
Der Deutsche Judo-Bund (DJB) hoffte vergeblich auf die zweite Medaille innerhalb von 24 Stunden. Am Mittwoch hatte Miriam Butkereit (Halle/Saale) Silber in der Gewichtsklasse bis 70 kg geholt. Das, hatte DJB-Leistungssportvorstand Hartmut Paulat gesagt, habe „Druck aus der Mannschaft genommen, auch für Anna-Maria Wagner.“
Bis zum Halbfinale hatte Wagner ihre Gegnerinnen dominiert
Auf dem Weg ins Halbfinale hatte Wagner in der Champs-de-Mars Arena die für Guinea startende Leipzigerin Marie Branser und die japanische Asienmeisterin Rika Takayama bezwungen. Wagner kämpfte dominant, hatte ihre Rivalinnen im Griff.
Die Anspannung vor dem Halbfinale war Wagner dann aber anzusehen. Sie pushte sich mit Worten, schlug sich mit der flachen Hand ins Gesicht und schritt energisch auf die Matte. Dort hatte sie gegen die dynamische Lanir Mühe, handelte sich früh zwei Strafen ein und ließ dann den Ippon zu.
Den Kampf um Bronze gegen Ma, WM-Zweite von 2022, ging Wagner mit einer klaren Zielsetzung an. „Das ist meine Medaille“, sagte sie sich. Am Ende reichte es nicht.