Bei den Sommerspielen in Paris bescherte Nelvie Tiafack dem deutschen Boxsport eine seltene Olympia-Medaille, künftig will er bei den Profis für Siege und gute Quoten sorgen. Die Rolle eines nationalen Hoffnungsträgers nimmt der 25-Jährige zweifellos mit in den neuen Job - will vorerst allerdings nicht in Deutschland boxen.
Olympia-Held zerlegt Box-Deutschland
„Eines kann ich verraten“, sagte Tiafack in der ARD über seine ersten Schritte im Profigeschäft: „Es wird leider nicht in Deutschland sein. Der deutsche Profi-Boxsport steht aktuell leider nicht so gut da. Da ist einfach nichts, da ist kein Geld, keine guten Kämpfe, keine guten Veranstaltungen. Ich finde, mit dem, was ich geleistet habe, muss ich mir das sozusagen nicht antun.“
Der "Traum" des Bronze-Medaillengewinners sind Kämpfe "in England oder den USA, auf jeden Fall wird es im Ausland sein, das kann ich schon mal zu einhundert Prozent sagen. Es laufen schon einige Gespräche, aber Genaueres will ich noch nicht verraten."
Keine Abkehr von Deutschland
Den Wunsch nach Kämpfen in Übersee oder Großbritannien will Tiafack indes nicht als Abkehr von Deutschland verstanden wissen. "Boxe ich in England oder den USA muss ich nicht zwangsläufig dort leben, das ist das Tolle am Profiboxen", sagte er: "Ich kann für die Kämpfe zwei, drei Monate dort rüber, den Rest der Zeit kann ich in Deutschland leben."
Tiafack hatte am Mittwoch das olympische Halbfinale gegen den usbekischen Top-Favoriten Bachodir Jalolow verloren, Bronze aber schon durch den Halbfinaleinzug sicher gehabt. Es war die erste deutsche Olympia-Medaille im Superschwergewicht (über 92 kg) und zugleich der vorläufige Höhepunkt in Tiafacks Karriere.
Mit acht Jahren war er mit seiner Mutter aus Kamerun nach Deutschland gekommen, mit 15 begann er mit dem Boxen. „Meine Mutter ist in ein neues Land gegangen, sie konnte die Sprache nicht, sie hat das alles alleine gestemmt“, sagte Tiafack: „Wenn sie das geschafft hat, wer bin dann ich, wenn ich nichts daraus mache, in diesem Land voller Möglichkeiten.“