Silber und Zweite statt Doppel-Gold: Turn-Königin Simone Biles hat am Boden zum Abschluss der Kunstturn-Wettbewerbe olympisches Silber gewonnen, den angestrebten Olympia-Rekord verpasste sie aber deutlich. Nach ihren vier Triumphen in Rio 2016 stürzte die 27 Jahre alte US-Amerikanerin am Montag vom Schwebebalken und musste sich mit Platz fünf zufriedengeben. Im anschließenden Boden-Finale reichte es nach zwei Standfehlern nur zu Silber.
Kleiner Trost für gestürzte Biles
Auf der Fläche der Bercy-Arena turnte Biles bei ihrem letzten Paris-Auftritt zu 14,133 Zählern und damit hauchdünn vorbei an ihrem vierten Paris-Triumph. Gold ging an die Brasilianerin Rebeca Andrade (14,166).
Bisher lag Rebeca Andrade an der Spitze und schon nach ihrer eigenen Übung hatte Biles das Gefühl, es hätte nicht für den ersten Platz gereicht. „I think Rebeca got this one“, sagte sie, während sie auf ihre Punkte wartete - und sie sollte Recht behalten.
Aber es war knapp: Biles erhielt 0,6 Punkte Abzug, weil sie einmal außerhalb der Fläche aufgetreten war. Hätte sie diesen kleinen Fehler nicht begangen, hätte sie eine letzte Goldmedaille gewonnen.
Olympia 2024: Erste Niederlage im vierten Finale
Aber ihr Weg zum Olympia-Rekord war ihr schon rund zwei Stunden vorher versperrt, als sie auf dem Schwebebalken entscheidend stolperte. „Man merkt, sie ist richtig angefressen“, konstatierte Eurosport-Experte Fabian Hambüchen, während Biles auf ihre Wertung der Jury wartete.
Gold auf dem „Zitterbalken“ gewann die Italienerin Alice d‘Amato (14,366), die heftig in Tränen ausbrach, als das Ergebnis offiziell war.
Simone Biles: Gold-Rekord in Paris außer Reichweite
Silber ging an die Chinesin Zhou Yaqin (14,100), Bronze holte sich Manila Esposito aus Italien (14,000). Deutsche Athletinnen hatten sich für den Final-Wettkampf der besten acht Turnerinnen nicht qualifiziert, die ehemalige Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz aus Chemnitz scheiterte in der Vorrunde.
Biles nahm ihre Wertung mit versteinerter Miene entgegen. Nach ihrem Sturz bei einem Überschlag war klar: Den angestrebten Rekord von neun Goldmedaillen wird sie in Paris nicht erreichen können. In der Geschichte Olympischer Spiele haben bislang nur die ehemalige sowjetische Turnerin Larissa Latynina sowie die US-Schwimmerin Katie Ledecky so viele Siege geholt.
Biles, die 2021 in Tokio wegen mentaler Probleme im Mannschaftswettbewerb ausgestiegen war, bleibt damit weiterhin bei insgesamt sieben Goldmedaillen. Eine weitere Chance bietet sich am heutigen Nachmittag, wenn die nur 1,42 Meter große Athletin als große Favoritin im Boden-Finale auf die Fläche geht. In Rio und Tokio hatte Biles noch jeweils Bronze am Balken gewonnen.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)