Dieses Interview hat die Protagonisten der Olympia-Übertragung etwas ratlos zurückgelassen.
Interview lässt Bommes ratlos zurück
Nachdem die deutsche Leichtathletin Olivia Gürth das Finale über 3000 Meter Hindernis in Paris um eine Hundertstelsekunde verpasst hatte, weil sie in ihrem Vorlauf zu früh jubelte, sorgte ihr anschließender Auftritt am ARD-Mikrofon für Verwunderung.
Die 22-Jährige stellte sich den Fragen von Reporter Claus Lufen lächelnd und mit positiver Grundstimmung. Das TV-Team um Moderator Alexander Bommes fragte sich im Anschluss laut, ob Gürth die Tragweite der Situation richtig erfasst hatte.
ARD-Interview von Gürth: „Einerseits toll, aber ...“
„Ich glaube, das Finale wäre der große Traum gewesen“, begann Gürth, schon mit einigem zeitlichen Abstand zum Rennen - und unterstrich zuerst, dass sie sich freue, „dass ich jetzt aus dieser Meisterschaft, aus diesen Olympischen Spielen rausgehen kann und weiß: Ich war in der Gruppe, die um die Finalplätze gekämpft hat. Auf der letzten Runde hatte ich nicht mehr richtig den Überblick über die Gruppe, es war einfach nur der Sprint bis zum Ende. Eine Bestzeit ist immerhin rausgekommen.“
Von Lufen noch einmal konkret auf die Situation vor dem Ziel angesprochen, ob sie noch einmal hätte anziehen können, antwortete Gürth: „Ich weiß es gar nicht so genau. Ich habe mich darauf konzentriert, dass der letzte Balken funktioniert und dann war der Blick nur noch aufs Ziel und gar nicht mehr so sehr nach links oder rechts.“
Letztlich zeigte sich Gürth zuversichtlich, dass sich ihr Pech bei nächster Gelegenheit ausgleichen werde: „Ich hatte schon ein paar Mal in meiner Sportkarriere, dass es um einen Platz für mich nicht gereicht hat, aber ich hatte auch genug Momente, in denen es gereicht hat. Und beim nächsten Mal ist die Hundertstel dann auf meiner Seite. Nächstes Mal bin ich auf jeden Fall wieder dabei.“
Dass Gürth die Angelegenheit so locker nahm, verstand Moderator Bommes nicht ganz. „Bemerkenswertes Interview - gerade mit der verpassten Hundertstelsekunde“, kommentierte er: „Ich habe so ein bisschen ambivalente Gefühle. Einerseits finde ich es toll, dass da so ein bisschen das Positive drin war. Aber auf der anderen Seite ist das ja eine Jahrhundert-Chance gewesen.“
TV-Kollege Lufen stellte hierauf fest: „Die hat sie nicht so wahrgenommen, ganz offensichtlich.“ Ex-Zehnkämpfer Frank Busemann mutmaßte derweil in seiner Expertenrolle: „Im Tunnel siehst du das erstmal nicht. Aber ich glaube, wenn die Bilder heute Abend, in der Nacht aufploppen, da wird‘s nochmal ein bisschen dramatischer im Gemüt.“
Gürth fiel bei der WM Uli Hoeneß negativ auf
Erwähnenswert im Zusammenhang mit Gürth: Schon bei der für Deutschland medaillenlosen WM in Budapest im vergangenen Jahr fiel sie einem prominenten Fan negativ auf: Uli Hoeneß.
Hoeneß kritisierte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, dass sie zu positiv auf ihren 14. Platz bei ihrem ersten Erwachsenen-Großereignis reagiert hätte - er nannte sie dabei bewusst nicht beim Namen, aber aus dem Kontext seiner genauen Beschreibung der Rennsituation war eindeutig erschließbar, um wen es ging.
„Man muss nicht immer unter den ersten drei sein, aber man braucht sich ja auch nicht riesig zu freuen, wenn man unter ferner liefen mehr als 100 Meter hinter dem Sieger ins Ziel kommt“, kritisierte Hoeneß damals - ließ aber außer Acht, dass Gürth damals mit ihrer Zeit auch die Olympia-Norm für Paris errungen und damit unbestreitbaren Grund zur Freude hatte.
In Paris klappte es nun nicht mit dem Einzug in das Finale am Dienstagabend (21.10 Uhr) - in das dafür ihre Teamkolleginnen Gesa Krause und Lea Meyer einzogen.