Die dreimalige Dressur-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin wird wegen eines selbst eingeräumten „fehlerhaften Verhaltens“ im Training nicht an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen. Die Britin, größte Konkurrentin der deutschen Gold-Hoffnung Jessica von Bredow-Werndl, hat sich von den Wettbewerben zurückgezogen.
Erschütternde Details zum Olympia-Eklat!
Zuvor war ein vier Jahre altes Video aufgetaucht, das ein unangemessenes Verhalten der 39-Jährigen zeigen soll. Dujardin räumte in einer Erklärung ein, das Video zeige, „wie ich während einer Trainingseinheit einen Fehler gemacht habe“.
Anwalt nennt Details zu Vorwürfen
Der Reitsport-Weltverband FEI suspendierte Dujardin mit sofortiger Wirkung. Ein Anwalt eines nicht namentlich genannten Klienten habe ein Video vorgelegt, „das Frau Dujardin bei einem Verhalten zeigt, das den Grundsätzen des Pferdewohls widerspricht“, teilte die FEI mit.
In einem Bericht der seriösen englischen Tageszeitung The Guardian gab der angesprochene Anwalt, es handelt sich um den Niederländer Stephan Wensing, später genauere Einblicke in den Vorgang. Wensing vertritt den mittlerweile 19 Jahre alten Reiter, der das angebliche Vergehen Dujardin einst miterlebte.
„Charlotte Dujardin stand in der Mitte des Reitplatzes“, schilderte der Anwalt die Szenen: „Sie sagte zu dem Schüler: ‚Dein Pferd muss die Beine im Galopp mehr anheben.‘ Sie nahm die lange Peitsche und schlug das Pferd mehr als 24 Mal in einer Minute. Es war wie ein Elefant im Zirkus.“
Sein Klient habe damals angenommen, der Vorgang sei normal. Schließlich habe es sich bei Dujardin um eine Olympiasiegerin gehandelt: „Mein Mandant (ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt, wurde nicht angegeben, Anm.) hat sich umgehört und wurde gewarnt, sich im Vereinigten Königreich nicht zu äußern. Aber letztes Jahr sah mein Mandant, wie andere im Vereinigten Königreich und anderswo suspendiert wurden.“
Dujardin: „Schäme mich zutiefst“
In dieser Woche habe man sich nun entschieden, mit dem Sachverhalt an die FEI heranzutreten. Der Verband habe die Vorwürfe sofort sehr ernst genommen.
Was passiert sei, „war völlig untypisch und spiegelt nicht wider, wie ich meine Pferde trainiere oder meine Schüler trainiere, aber es gibt keine Entschuldigung“, teilte Dujardin derweil mit. „Ich schäme mich zutiefst und hätte in diesem Moment ein besseres Beispiel geben sollen. Verständlicherweise ermittelt der Weltverband und ich habe die Entscheidung getroffen, mich während dieses Prozesses von allen Wettbewerben zurückzuziehen – einschließlich der Olympischen Spiele in Paris“, sagte Dujardin.
Sie sei „am Boden zerstört, dass ich alle im Stich gelassen habe. Ich werde während der Ermittlungen uneingeschränkt mit der FEI zusammenarbeiten und mich nicht weiter äußern, bis der Prozess abgeschlossen ist.“
Dujardin hätte erfolgreichste Britin werden können
Dujardin war 2019 von den Europameisterschaften ausgeschlossen worden, es wurde bei einer Nachuntersuchung Blut an ihrem Pferd Mount St John Freestyle gefunden. Die FEI hatte aber mitgeteilt, dass die getroffenen Maßnahmen nicht implizierten, dass das Pferd absichtlich verletzt worden sei.
In Frankreich hätte Dujardin sowohl im Einzel als auch im Mannschaftswettbewerb an der Seite von Carl Hester und Weltmeisterin Lottie Fry antreten sollen. Sie wird voraussichtlich im Team durch Becky Moody ersetzt. Dujardin gewann auf Valegro in London 2012 Einzel- und Mannschaftsgold, in Rio 2016 verteidigte das Paar den Einzeltitel und gewann Silber im Teamwettbewerb.
Dujardin hätte in Paris Großbritanniens erfolgreichste Olympiateilnehmerin werden können und mit einem Medaillengewinn die frühere Radrennfahrerin Laura Kenny hinter sich gelassen. Beide haben bei Sommerspielen sechsmal Edelmetall geholt.
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Mit Sport-Informations-Dienst