Der polnische Moderator Przemysław Babiarz wurde nach der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele suspendiert. Grund dafür waren umstrittene Äußerungen im Live-TV. Auch polnische Politiker haben sich in die Diskussion eingeschaltet.
Polnischer Kommentator suspendiert
Als während der Eröffnungsfeier, die Babiarz für den polnischen Sender TVP begleitete, die französische Sängerin Juliette Armanet das Lied „Imagine“ von John Lennon sang, kommentierte der 60-Jährige: „Eine Welt ohne Himmel, Nationen und Religionen. Dies ist eine Vision des Friedens, der für alle Menschen gelten soll. Das ist leider eine Vision des Kommunismus.“
„Skandalöse Äußerungen“: TV-Sender reagiert
Die Worte des polnischen Journalisten über die Friedenshymne stießen in den sozialen Medien auf heftige Kritik.
Der Sender TVP hat Babiarz inzwischen freigestellt: „Wir möchten Sie darüber informieren, dass Przemyslaw Babiarz nach seinen gestrigen skandalösen Äußerungen von seinen offiziellen Aufgaben suspendiert wurde und während der Olympischen Spiele nicht mehr im Einsatz sein wird“, hieß es in einer offiziellen Mitteilung.
„Gegenseitiges Verständnis, Toleranz, Versöhnung - das sind nicht nur olympische Grundgedanken, sie sind auch die Grundlage der Standards, die das neue polnische Fernsehen leiten. Es gibt keine Zustimmung, sie zu brechen“, ließ der Sender verlauten.
Einem Bericht der Bild zufolge, soll sich Babiarz bereits zwei Jahre zuvor, während der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Peking, ähnlich über „Imagine“ geäußert haben. Damals wurde er lediglich ermahnt.
Kritik an „übereifriger“ Olympia-Suspendierung
Auch in der polnischen Politik sorgt der Vorfall laut Rzeczpospolita für Wirbel. „Ihr werdet die Wahrheit nicht verdrängen! Die Wahrheit wird sich wehren! Eure Taten werden in Erinnerung bleiben und die Zensur wird fallen!“, schrieb Mateusz Morawiecki, der ehemalige Ministerpräsident Polens.
Michal Wos, ehemaliger stellvertretender Minister, meinte: „Linke Zensur und politische Korrektheit halten in Polen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß Einzug.“
Auch die linke Abgeordnete Anna-Maria Zukowska kritisierte die Entscheidung von TVP. Sie und Babiarz hätten unterschiedliche „Ansichten, Lebensstile oder ethische Einstellungen.“ Trotzdem: „Einen Journalisten wegen irgendeines totalen Blödsinns zu suspendieren, mit dem er niemanden oder irgendetwas beleidigt hat, ist übereifrig und völlig dumm“, schrieb die Politikerin.
Die kurze Äußerung sorgt in Polen also derzeit dafür, dass das Sportliche zu Beginn der Olympischen Spiele in den Hintergrund rückt.