Der Gegner? Der Erzfeind. Die Bühne? Mit Olympia das wichtigste Sportereignis der Welt. Der Vorsprung? In Turnkreisen Welten. Im Olympischen Turnwettbewerb der Männer hat das Team Chinas auf dramatische Art und Weise die Goldmedaille noch aus der Hand gegeben und dem Erzfeind Japan ermöglicht.
Eisige Szenen nach Turn-Drama
Bis zum letzten Durchgang am Reck lag China mit mehr als drei Punkten vorn, auch dank 16.000 Zählern von Barren-Olympiasieger Zou Jingyuan, dem Rivalen des deutschen Weltmeisters Lukas Dauser. Die Japaner hatten zuvor durch einen Sturz von Daiki Hashimoto, Mehrkampf-Olympiasieger von 2021, am Pauschenpferd wichtige Punkte eingebüßt.
Olympia 2024: Doppel-Patzer bei China
Doch am Reck sollte der Chinese Su Weide zur tragischen Figur werden. Gleich zweimal patzte Weide, der erst als Ersatzmann ins Team gerutscht war. Seine Fehler beim Konterhecht kosteten das Team viele Punkte und am Ende auch Gold.
„Meine Güte, was für ein Drama, ach du Schande“, konstatierte ZDF-Kommentator Alexander Ruda die Patzer des 28-Jährigen. „Eieiei“, ergänzte Experte Ronny Ziesmer.
Dementsprechend eisig war nach dem Wettkampf die Stimmung im chinesischen Team. Weide setzte sich nach seinen Patzern auf der Bank mehrere Plätze abseits seiner Team-Kameraden hin. „Ich hoffe, er muss nicht nach Hause laufen“, beschrieb Ziesmer die Stimmung.
„Seine Mannschaftskameraden konnten kaum hinsehen“, sagte der australische Kommentator Steve Robilliard. „Seine Teamkollegen haben ihn im Stich gelassen“, schrieb die Turnerin der Commonwealth Games und BBC-Moderatorin Gabby Logan: „Er ist völlig verzweifelt. Ich kann es nicht ertragen.“
Immerhin kümmerte sich Weltmeister Zhang Boheng anschließend immer wieder um den untröstlichen Teamkollegen.
Die Japaner ließen sich die plötzliche Führung nicht mehr nehmen und konnten ihr Glück am Ende kaum fassen. Bronze ging an das Team aus den USA.