Nach einer wahren Hitzeschlacht in der sogenannten Löwengrube von Roland Garros gönnte sich Angelique Kerber erst mal ein Eisbad. Die Quälerei auf dem kleinen Court 14 hatte ihre Spuren hinterlassen. Bis zum Achtelfinale gegen die frühere US-Open-Finalistin Leylah Fernandez aus Kanada gilt es nun, wieder Kraft zu tanken – damit das Olympia-Märchen möglichst lange weitergeht und das Ende der großen Einzel-Karriere noch ein Stückchen hinausgezögert wird.
Kerber kontert Zverevs Unkenrufe
„Es sind viele Emotionen, die da gerade hochkommen. Zu wissen, dass ich auch die engen Matches gewinnen kann, gibt mir nochmal Selbstbewusstsein. Ich weiß jetzt: Ich kann es noch“, sagte Kerber glücklich und erschöpft zugleich.
Die höchst unbequeme Rumänin Jaqueline Cristian, Nummer 57 der Welt, hatte Kerber alles abverlangt. Die vornehmlich deutschen Fans spürten das, feuerten die 36-Jährige lautstark an und sangen nach 2:16 Stunden und einem 6:4, 3:6, 6:4 am Ende „Oh, wie ist das schön!“ „Die große Unterstützung hat mir geholfen. Ich war froh, als ich den dritten Matchball verwandelt habe. Ohne diese Atmosphäre wäre es vielleicht anders ausgegangen“, sagte Kerber.
Hitze hinterlässt Spuren
Im dritten Satz hatte Kerber deutlich mit körperlichen Problemen zu kämpfen. „Nach gefühlt drei Stunden bei 40 Grad wurde dann auch mal alles fest“, sagte sie auf SPORT1-Nachfrage, gab aber gleich Entwarnung: „Es ist nichts Ernstes.“
Am Tag vor der Pariser Eröffnungsfeier hatte die einstige Weltranglistenerste ihren Abschied mit dem Ende der Olympischen Spiele verkündet. Zum Auftakt hatte Kerber, deren ein Jahr alte Tochter mit in Paris ist, dann mit ihrem Sieg gegen Naomi Osaka für ein dickes Ausrufezeichen gesorgt. Nun folgte der hart erkämpfte zweite Streich gegen Cristian.
Olympiasieger Alexander Zverev hatte schon geunkt: „Die hört doch jetzt nicht auf, dazu spielt sie viel zu gut.“ Doch dieser Verlockung wird Kerber widerstehen: „Er hat mir das auch gesagt nach dem Sieg gegen Osaka, ich habe ihm geantwortet: schön wär‘s, aber die Entscheidung steht.“