Kapitän Johannes Golla trommelte seine Mitspieler zusammen, doch die deutschen Handballer blickten sich erst mal fragend an. Gegen Angstgegner Kroatien unterlag die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason deutlich 26:31 (13:15) und zeigte im dritten Spiel des olympischen Turniers ihre bislang schwächste Vorstellung. Gislason saß erst minutenlang auf seinem Stuhl, dann holte er sich den Statistikbogen, um Antworten zu finden.
Dämpfer! DHB-Team unterliegt Kroatien
„Wir wussten, dass es ein sehr guter Gegner ist. Wir haben die letzten Spiele gegen die verloren und wussten, dass wir sehr, sehr gut spielen müssen, und das haben wir nicht gemacht. Wir konnten nicht davon ausgehen, dass wir gewinnen“, sagte Gislason wenig später.
Gegen die vom früheren DHB-Coach Dagur Sigurdsson trainierten Kroaten, gegen die Deutschland in diesem Jahr schon zwei Mal verloren hatte, fehlte es an Präzision im Abschluss. Und auch die Abwehr um Torhüter Andreas Wolff bekam nicht den Zugriff wie bei den vorherigen Auftritten gegen Schweden (30:27) und Japan (37:26). Zum besten Werfer avancierte Golla mit acht Treffern.
Olympia: Deutschland tut sich schwer gegen Kroatien
Mit 4:2 Punkten liegt das deutsche Team zwar weiterhin auf Viertelfinalkurs. In den verbleibenden Vorrundenspielen gegen den WM-Dritten Spanien (Freitag/16.00 Uhr) und Slowenien (4. August/14.00 Uhr) muss es aber wohl noch punkten, um keine böse Überraschung zu erleben. Die besten vier von den sechs Teams erreichen die K.o.-Runde.
Wie schon in der Olympia-Qualifikation im März (30:33) und bei der Heim-EM im Januar (24:30) taten sich Renars Uscins und seine Mitspieler gegen die als Geheimfavoriten gehandelten Kroaten schwer. Vor allem der Kieler Domagoj Duvnjak und der Melsunger Ivan Martinovic stellten die deutsche Defensive vor Probleme, vorne erlaubte sich das DHB-Team gegen die hart agierende kroatische Abwehr zu viele Fehlwürfe.
Zwar brachte Linkshänder Uscins Deutschland in der zwölften Minute erstmals Führung (5:4), doch die war nach viereinhalb Minuten ohne eigenen Treffer wieder dahin. Nach einer Viertelstunde lagen die Kroaten 7:5 vorn - und gaben diese Führung zunächst bis zur Pause nicht mehr her.
Rote Karte wirft Kroatien nicht aus der Spur
Im zweiten Durchgang blieben die Kroaten vor 5765 Zuschauern in der Arena Paris Süd am Drücker. Begünstigt durch zwei Treffer ins verwaiste deutsche Tor, eines davon quer über das Feld durch Keeper Dominik Kuzmanovic, bauten sie ihren Vorsprung schnell auf 20:15 aus (38.).
Die deutsche Mannschaft versuchte weiterhin alles und profitierte von einer Roten Karte gegen Kroatiens Abwehrchef Zvonimir Srna (47./dritte Zeitstrafe). Die Kroaten brachten das Ergebnis aber mit Routine und Cleverness ins Ziel.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)