21 Hundertstel fehlten Weltmeisterin Angelina Köhler am Sonntagabend über 100 Meter Schmetterling zu Olympia-Bronze. Die Medaille schnappte ihr ausgerechnet eine gewisse Zhang Yufei weg. Jene Chinesin, die zu den elf mutmaßlichen Dopingsündern gehört, die trotz positiver Tests vor den Tokio-Sommerspielen auch in Paris starten können.
Ein Kampf wird zur Farce
Es habe einen Beigeschmack, sagte Köhler geradeheraus. „Erst mal gehört die Medaille ihr. Ich hoffe aber, dass da noch was kommt.“ Bronze für Köhler im Nachgang? Das ist nicht auszuschließen. Doch im Hier und Jetzt steht Köhler erst mal mit leeren Händen da. Und dass es überhaupt zu dieser Situation gekommen ist, ist schlichtweg eine Farce.
Eigentlich sollte die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA für einen sauberen Sport eintreten. Für Chancengleichheit. Und für den Schutz der Athleten. In den ersten Olympia-Tagen von Paris hat der Ruf der WADA jedoch gehörig gelitten.
Bei einem umfassenden Doping-Fall in China hatte die ARD einen skandalös laxen Umgang damit aufgedeckt. Die WADA versucht anscheinend den Fall auszusitzen oder macht sich sogar zur Marionette mächtiger Nationen.
Eine Hotelküche soll schuld sein
Es geht in erster Linie um 23 positiv getestete chinesische Schwimmer, darunter Olympiasieger und Weltmeister, aber auch Minderjährige. Bei ihnen wurde das leistungssteigernde Herzmedikament Trimetazidin nachgewiesen. Chinas nationale Anti-Doping-Agentur (CHINADA) begründete den Vorfall mit der Massen-Kontamination einer Hotelküche – nur dass wohl gar nicht alle getesteten Sportler in diesem Hotel waren.
Die WADA aber folgte der Erklärung Chinas und unternahm: nichts. Drei Jahre ist dies nun her. Einige der positiv getesteten Schwimmer sind auch in Paris am Start, unter anderem Zhang Yufei.
WADA soll Antworten liefern
Man werde nicht aufhören, Fragen an die WADA zu stellen, hatte NADA-Vorstandsmitglied Eva Bunthoff bei einer Pressekonferenz am Sonntagmorgen im deutschen Haus betont. Ob die WADA Antworten geben wird, ist mehr als fraglich.
Ein grundsätzliches Problem sind ja allein die unterschiedlichen Standards bei Dopingtests in den verschiedenen Ländern – von der Bereitschaft dort ganz zu schweigen.
Vor Olympia haben sich zum Beispiel eklatante Kontrolllücken aufgetan. So sind fünf Prozent der Sportler in den besonders dopinganfälligen Hochrisiko-Disziplinen vor ihrem Start in Paris nicht ein einziges Mal in diesem Jahr getestet worden.
Der Unmut der meisten Athleten ist groß, das Vertrauen in die Arbeit der WADA hat erheblich gelitten. An einen fairen Wettkampf glauben angesichts der jüngsten Enthüllungen nur die wenigsten. Jetzt ist der Eklat Angelina Köhler unmittelbar zum Verhängnis geworden.