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Ein Skandal-Finish, das eine Olympia-Revolution auslöste

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Ein Skandal-Finish, das eine Olympia-Revolution auslöste

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Ein Skandal, der bis heute nachklingt

Das Finale über 100 Meter Freistil in Rom gilt als einer der größten Olympia-Skandale - und Geburtsstunde einer neuen Zeitenrechnung. In Paris wird die Revolution der Technologie vorangetrieben.
Vor dem Beginn der Olympischen Spiele äußern sich die US-Schwimmer Nic Fink und seine Teamkollegin Katie Ledecky zu den Doping-Vorwürfen gegen die 23 chinesischen Schwimmer*innen aus dem Jahr 2021.
hluhmann
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Das Finale über 100 Meter Freistil in Rom gilt als einer der größten Olympia-Skandale - und Geburtsstunde einer neuen Zeitenrechnung. In Paris wird die Revolution der Technologie vorangetrieben.

Es war der 27. August 1960, Schauplatz das Stadio Olimpico del Nuoto, das olympische Schwimmstadion in Rom. Die 10.000 Zuschauer unter freiem Himmel sollten ein Finale über 100 Meter Freistil erleben, das in einem völlig verrückten Finish endete - und schließlich in einem Skandal. Es war ein Rennen, das eine olympische Revolution auslöste, die bis heute in Paris nachhallt.

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Nach einem packenden Schlusssprint schlugen der damalige Weltrekordhalter John Devitt aus Australien und sein Widersacher Lance Larson aus den USA für das Auge zeitgleich an. Die drei offiziellen Zeitnehmer pro Bahn mit ihren mechanischen Stoppuhren wiesen Larson als Olympiasieger aus. Doch das letzte Wort hatten die Wettkampfrichter und es wurde skurril. Von den sechs Offiziellen sahen drei Devitt vorne, drei seinen Rivalen - ein Patt.

Nach den olympischen Regeln hätte die elektronische Zeitnahme entscheiden müssen, sie stoppte Larson bei 55,10 Sekunden, Devitt bei 55,16 Sekunden. Doch Oberschiedsrichter Henry Runströmer aus Schweden traute der Maschine nicht, setzte sich über die Statuten hinweg und kürte Devitt zum Olympiasieger. Immerhin wurde auch Larson gemeinsam mit Devitt ein neuer olympischer Rekord zugeschrieben - ein schwacher Trost.

Die Geburtsstunde der neuen Zeitenrechnung

Dieser Olympia-Eklat gilt als Geburtsstunde der - im wahrsten Sinn des Wortes - neuen Zeitenrechnung. „Nach diesem Rennen wurde Omega kontaktiert und beauftragt, eine Technik zu entwickeln, um solche Entscheidungen für immer auszuschließen“, sagt Alain Zobrist. In Paris fungiert er als Chef-Zeitnehmer in der La Defense Arena.

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Die Anschlagmatten sorgen seit 1968 in Mexiko-Stadt für eine exakte Messung. In Paris kommt zudem erstmals eine neue Fotofinish-Kamera zum Einsatz, die 40.000 Bilder pro Sekunde liefert und jeden Zweifel über Sieg und Niederlage ausschließt.

Auch Phelps profitiert von der Technik

Ohne die fortgeschrittene Technik hätte es den Olympia-Rekord von Michael Phelps mit achtmal Gold in Peking womöglich nicht gegeben.

In Erinnerung ist noch der Thriller bei seinem siebten Streich über 100 Meter Schmetterling, als er eine Hundertstel vor dem Serben Milorad Cavid blieb - eine Fingerkuppe! „Milorad ist damals an die Matte herangeglitten, Michael kam mit mehr Tempo und hat die Matte hauchdünn als Erster berührt“, erinnert Zobrist.

Noch verrückter wurde es acht Jahre später bei Olympia in Rio. Hinter dem Sieger Joseph Schooling schlugen - ebenfalls über 100 Meter Schmetterling - Phelps, Chad de Clos und Laszlo Cseh auf die Hundertstel zeitgleich an. Somit gab es gleich drei Silbermedaillengewinner.

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Zobrist liefert auch eine erstaunliche Erklärung, warum beim Schwimmen nicht Tausendstel zur Entscheidung herangezogen werden: „Die Abstände sind einfach zu gering. So genau kann die exakte Länge der Bahnen beim Bau des Beckens gar nicht garantiert werden.“

Einige Neuerungen in Paris

In Paris nun kommen beim Schwimmen weitere Neuerungen zum Einsatz. Vier Kameras sind direkt unter dem Hallendach montiert und liefern Trackingdaten: über Position, Abstände zu den Kontrahenten, Geschwindigkeiten, die Tauchphase nach Start und Wende.

Das neue Tracking kommt auch beim Wasserspringen zum Einsatz, um den Abstand vom Kopf zum Brett oder Turm zu messen und einen womöglich ungültigen Sprung anzuzeigen. Beim Beachvolleyball werden Ball und Spieler getrackt, um die unterschiedlichen Taktiken der Teams zu analysieren. Und beim Tennis soll das neue Tracking Aufschluss über die Reaktionszeiten beim Return und dessen Qualität Aufschluss geben.

Die Niederlage von Lance Larson 1960 in Rom hat Olympia zumindest gerechter gemacht.