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"Echten Frieden werde ich damit nie schließen" - deutscher Schwimm-Star Gose vor Olympia 2024

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"Echten Frieden werde ich damit nie schließen" - deutscher Schwimm-Star Gose vor Olympia 2024

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„Frieden werde ich damit nie schließen“

Bei der WM in Doha schwamm Isabel Gose zu drei Medaillen, nun will sie ihr Talent auch bei Olympia veredeln. Im SPORT1-Interview spricht sie über ihre Paris-Mission, den deutschen Aufschwung und ihr bittersüßes 800-Meter-Silber.
Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris soll neue Maßstäbe setzen, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Dasselbe gilt für die Planungen beim deutschen Team für Olympia 2024.
Bei der WM in Doha schwamm Isabel Gose zu drei Medaillen, nun will sie ihr Talent auch bei Olympia veredeln. Im SPORT1-Interview spricht sie über ihre Paris-Mission, den deutschen Aufschwung und ihr bittersüßes 800-Meter-Silber.

Vom Top-Talent ist sie mittlerweile zu einer Weltklasse-Schwimmerin gereift - nun greift Isabel Gose nach ihrer ersten Olympia-Medaille. Die 22 Jahre alte Berlinerin reist mit Rückenwind nach Paris. Bei der WM in Doha holte sie im Februar drei Medaillen und verpasste über 800 Meter Freistil Gold nur haarscharf.

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Im exklusiven SPORT1-Interview erklärt die 400-Meter-Europameisterin von Rom 2022, warum die Voraussetzungen bei Olympia anders sind, spricht über den aktuellen Aufschwung des deutschen Schwimmsports, Superstar Katie Ledecky und darüber, warum ihr WM-Silber bis heute bittersüß schmeckt.

SPORT1: Frau Gose, das deutsche Schwimmteam reist mit einer stark besetzten Mannschaft zu Olympia in Paris. 16 Jahre nach der letzten Goldmedaille im Becken ist Aufbruchstimmung spürbar. Zu Recht?

Gose: Wir haben auf jeden Fall ein sehr starkes Team. Nicht allzu groß, dafür mit viel individueller Klasse. Ich bin sehr gespannt, was möglich ist.

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„Olympische Spiele: Das ist schon noch mal was anderes“

SPORT1: Sie sind 22, die Spiele von Paris werden aber bereits Ihre zweiten sein. Entwickelt man da so etwas wie Routine?

Gose: Einerseits ja, weil ich im Schwimmen viele größere Wettkämpfe in recht kurzer Zeit bestritten habe. Aber Olympische Spiele: Das ist schon noch mal was anderes, das Drumherum ist größer. Aber in Tokio habe ich es gut hinbekommen und ich bin mir sicher, dass das auch in Paris so sein wird.

SPORT1: Verändert sich die Herangehensweise?

Gose: Bei mir persönlich schon ein bisschen. Die Erwartungshaltung ist ein bisschen anders, der eigene Druck etwas größer. Druck von außen versuche ich nicht an mich heranzulassen.

SPORT1: Welches Ziel haben Sie sich für Paris gesetzt?

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Gose: Ich möchte in Paris meine an dem jeweiligen Tag bestmögliche Leistung abrufen. Ich weiß, wie ich drauf bin - aber ich kann nicht beeinflussen, wie die anderen trainiert haben, wie sie gesundheitlich durchgekommen sind. Da sind Vorab-Prognosen schwierig.

SPORT1: Rund um Olympia gibt es viele Nebengeräusche: Sicherheitsdebatten, sportpolitische Konflikte wie die Russland-Frage, die politische Situation in Frankreich nach dem Rechtsruck bei Europa- und Parlamentswahl. Wie gehen Sie mit solchen Themen um?

Gose: Für mich als Athletin geht es letztlich darum, mich von alldem nicht beeinflussen zu lassen. Das sind Dinge, die wir nicht in der Hand haben und unsere Konzentration muss auf den Dingen liegen, die zu unserem Einflussbereich gehören.

SPORT1: Beim letzten Großevent - der WM in Doha - haben Sie über 800 Meter Gold haarscharf verpasst, der Frust unmittelbar danach war groß. Haben Sie mit etwas mehr Abstand inzwischen Ihren Frieden mit Silber gemacht?

Gose: Echten Frieden werde ich damit nie schließen. Nach einem über acht Minuten langen Rennen neun Hundertstel hinter Simona Quadarella und der Goldmedaille zu liegen, ist einfach bitter. Es wird immer der Gedanke bleiben, dass ich da eine große Chance verpasst habe, die vielleicht nicht wiederkommt. Ich hatte vorher nicht damit gerechnet, dass ich im Februar wirklich so gut aufgestellt bin, um solche Leistungen abzurufen. Und man muss realistisch einschätzen, dass die Gegebenheiten in Doha andere waren, weil starke Konkurrentinnen die WM ausgelassen hatten.

Ledecky? „Ich weiß nicht, wie sie es macht, aber ...“

SPORT1: Bei Olympia ist unter anderem Superstar Katie Ledecky wieder dabei, mit siebenmal Olympiagold und 21 WM-Titeln die alles überragende Figur der Sportart. Was macht sie besser als alle anderen?

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Gose: Wenn das so leicht zu sagen wäre (lacht). Ich weiß nicht, wie sie es macht, aber sie macht es wirklich erstaunlich gut. Katie schwimmt auf einem Niveau, auf dem seit Jahren keine andere Frau so richtig angekommen ist. Ihre Bestzeiten sind ja wirklich meilenweit von dem entfernt, was wir anderen im Moment so ins Wasser bringen können. Realistischerweise muss es - wenn alles normal läuft - darum gehen, hinter ihr alles offenzuhalten.

SPORT1: Die Bedingungen an Ihrem Standort Magdeburg und Trainer Bernd Berkhahn werden oft als zentrale Gründe für den aktuellen Aufschwung im deutschen Schwimmsport genannt. Was genau läuft dort so gut?

Gose: Es ist nicht so, dass der Aufschwung nur am Standort Magdeburg hängt, aber natürlich kann ich viel Gutes darüber sagen: Wir haben ein ganz, ganz starkes Trainerteam, das uns ermöglicht, wirklich das Beste aus uns herauszuholen. Auch die Chemie innerhalb der Gruppe stimmt: Es gibt viele Freundschaften, keine Berührungsängste, wir verstehen uns alle super, pushen uns gegenseitig, erkennen die Leistungen der anderen an. Ich glaube, im Gesamtpaket stimmt einfach wirklich sehr, viel. Dass wir wirklich sehr vieles richtig machen, zeigt sich in den Wettkämpfen immer wieder.

SPORT1: Einst stand der Schwimmsport mit Franziska van Almsick oder zuletzt Britta Steffen, der letzten deutschen Becken-Olympiasiegerin 2008, noch ein bisschen mehr im öffentlichen Fokus. Ist das für Sie als Athlet vielleicht eine ganz dankbare Situation, etwas mehr im Windschatten zu sein?

Gose: Ich tue mich schwer damit zu sagen, inwiefern das einen Einfluss hat. Ich würde mich aber auf jeden Fall freuen, wenn wir in diesem Jahr auf das aufbauen, was uns schon in Tokio gelungen ist. Aus unserer Sicht haben wir dort schon ein kleines Zeichen gesetzt und ich denke, dass dieses Jahr der eine oder andere wieder daran anknüpfen wird. Vielleicht werden wir dann in Deutschland auch wieder für ein bisschen mehr Aufmerksamkeit sorgen. Das würde dem Sport auf jeden Fall guttun.