Hochbrisante Enthüllung kurz vor Olympia in Paris: Über dem erfolgreichen Abschneiden von Gastgeber Spanien bei den Olympischen Sommerspielen 1992 in Barcelona liegt angeblich ein Dopingschleier - der auch einen aktuellen Top-Funktionär des Landes belastet.
Hochbrisante Enthüllung vor Olympia
Die ARD veröffentlichte am Donnerstag ein Video, in dem der berüchtigte Arzt Eufemiano Fuentes vor versteckter Kamera behauptet, ein umfassendes Dopingsystem rund um das Großereignis vor 32 Jahren betrieben zu haben. Durch die Einlassungen von Fuentes - zentrale Figur beim Dopingskandal 2006 im internationalen Radsport um Jan Ullrich - gerät unter anderem der amtierende Delegationsleiter der spanischen Mannschaft für Paris in Bedrängnis.
„Die Regierung hat gesagt: Tu, was du tun musst“
Die Dopingredaktion des Senders um Hajo Seppelt bringt die Aufnahmen im Rahmen des Filmprojekts „Geheimsache Doping: Schmutzige Spiele“ an die Öffentlichkeit.
Laut dem Feature, das am Freitag in der ARD Mediathek hochgeladen wird und am 24. Juli im linearen Fernsehen zu sehen sein wird, hat Fuentes 2021 über den angeblichen Doping-Auftrag ausgepackt. Das Gespräch in einem Hotel mit Madrid sei von einem „internationalen Team investigativer Journalisten“ unter falschem Vorwand geführt worden.
Fuentes berichtete, er habe vor Barcelona vier Jahre lang „im Schatten“ gearbeitet, „damit man mich nicht mit den Erfolgen von 1992 in Verbindung bringen kann“. Vielversprechende Nachwuchsathletinnen und -athleten seien bis zu acht Jahre im voraus ausgewählt worden: „Wir holten sie, bereiteten sie technisch vor, trainierten sie körperlich und halfen ihnen medizinisch, damit sie ihr Bestes geben konnten.“
Man habe damals in Spanien „das System aus den Ländern des Ostblocks“ kopiert, auch durch finanzielle Zuwendungen in den entsprechenden Nationen: „Die Regierung hat also gesagt: Tu, was immer du tun musst, aber wir wollen Medaillen.“ Die einzigen Einschränkungen seien gewesen: „Wir wollen keine positiven Tests und keine gesundheitlichen Probleme, die den Positiven schaden könnten.“ Blutdoping sei die Methode seiner Wahl gewesen, aber auch andere Methoden sollen zum Einsatz gekommen sein.
Spaniens Olympia-Delegationschef schwer belastet
Konkret wurde Fuentes in Bezug auf den damaligen 400-Meter-Läufer Cayetano Cornet. Diesem seien „Hormone, Wachstumshormon, Testosteron, Anabolika“ verabreicht worden. Die Aussagen über Cornet bergen enorme Sprengkraft, denn dieser ist seit 2006 in Turin Chef de Mission der spanischen Olympia-Mannschaften und soll es ab dem übernächsten Freitag auch in Paris sein.
Spaniens Olympiamannschaft holte vor 32 Jahren 13-mal Gold, dazu sieben Silbermedaillen und zweimal Bronze, im Medaillenspiegel reichte das für Rang sechs. Unter den spanischen Goldgewinnern war auch das spanische Fußballteam mit den jungen Pep Guardiola und Luis Enrique. Im Fokus stand in Barcelona auch der langjährige, 2010 verstorbene IOC-Chef Juan Antonio Samaranch, für den das Event in seiner Geburtsstadt Barcelona ein groß inszeniertes „Heimspiel“ war.
Fuentes plauderte auch aus, dass er Ärzte kennen würde, die bis heute mit Blutdoping im Sport aktiv seien - mit ausgefeilteren und schwerer aufspürbaren Methoden als zu seiner Zeit.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)