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Legendäre Sport-Stimme: Ein Gefühlsausbruch machte ihn berühmt

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Legendäre Sport-Stimme: Ein Gefühlsausbruch machte ihn berühmt

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Ein Gefühlsausbruch machte ihn berühmt

Heinz Florian Oertel wurde als Sportreporter zur Kultfigur. Ein Spruch machte ihn über die Grenzen hinaus berühmt.
Sportjournalist Heinz-Florian Oertel beim Interview mit Sprinterin Grit Breuer (re.)
Sportjournalist Heinz-Florian Oertel beim Interview mit Sprinterin Grit Breuer (re.)
© IMAGO/Camera 4
Heinz Florian Oertel wurde als Sportreporter zur Kultfigur. Ein Spruch machte ihn über die Grenzen hinaus berühmt.

HFO nannten ihn seine Freunde, zur „Stimme des Sports meines Vaterlandes“ oder Visionär erklärten ihn Wegbegleiter und Bewunderer.

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Heinz Florian Oertel prägte die Sportberichterstattung in der DDR wie kein anderer. Er berichtete von 17 (!) Olympischen Spielen und acht Fußball-Weltmeisterschaften und verdiente sich schon zu Lebzeiten den Titel als Reporterlegende.

Heute vor einem Jahr ist der gebürtige Cottbuser im Alter von 95 Jahren verstorben. Hinterlassen hat er neben unzähligen denkwürdigen Fernseh- und Radiomomenten vor allem einen Spruch, der ihn über die Grenzen der DDR hinaus berühmt machte.

„Nennen sie ihre Kinder Waldemar“

Als sich Waldemar Cierpinski (bis heute Deutschlands einziger Marathon-Olympiasieger) 1980 in Moskau auf den letzten seiner 42.195 Meter befand und ihm die olympische Goldmedaille nicht mehr zu nehmen war, jubelte Oertel seine legendären Sätze ins Mikrofon:

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„Liebe junge Väter, vielleicht herangehende, haben sie Mut! Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar! Waldemar ist da!“

Die nachhaltige Wirkung seiner Worte ist nicht statistisch belegt, sie zementierten aber seinen Kultstatus, den er sich über die Jahre vor allem auch durch einen Stil erarbeitete, der durchaus als Wegbereiter der heutigen Berichterstattung angesehen werden kann.

„Er war seiner Zeit voraus. Ich meine, dass er die Sportreportage als ein Teil seines Wirkens angesehen hat. Er hat früh gemerkt, dass der reine Fachkommentar im Sport nicht mehr so gefragt ist“, beschrieb Dirk Thiele, ebenfalls Sportreporter und vor allem bekannt durch seine Skisprung-Berichterstattung, in einer Doku des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) zu Ehren Oertels das Wirken seines Vorbilds.

„Er hat die Elemente der Unterhaltung reingebracht und hat das miteinander verbunden. Sein enormer Wortschatz, seine sonore Stimme und sein Auftreten. Er hat aus meiner Sicht als Erster diese Kombination Unterhaltung und Sportreportage in die Tat umgesetzt.“

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Sein Name steht für den Aufstieg der DDR zur Sportnation

„Wie kein Zweiter war Oertel mit dem Aufstieg der DDR zur Sportnation verbunden“, schrieb einst der MDR. Erst verdiente er sich seine Sporen im Rundfunk, später war er im Fernsehen allgegenwärtig.

Kein DDR-Bürger kam an Oertel, der in seiner Jugend selbst als Fußballer und Leichtathlet aktiv war, vorbei. Reportagen, Unterhaltungssendungen, Talkshows: Es gab keinen populäreren Reporter seinerzeit. Insgesamt 17 Mal wurde er zum Fernsehliebling des Jahres gewählt.

Von den Olympischen Spielen berichtete Oertel das erste Mal 1952 aus Helsinki. Es folgten rund 50 Berufsjahre - mit 16 weiteren Olympischen Spielen und unzähligen Berichten von Europa- und Weltmeisterschaften im Fußball, Eiskunstlauf oder der Leichtathletik.

„Heinz Florian Oertel war für mich die Stimme des Sports meines Vaterlandes. Ich habe selten einen Menschen mit so einer fesselnden, baritonalen, anspornenden Stimme erlebt“, erinnerte sich Dr. Peter Michael Diestel, der letzte Innenminister der DDR.

Eiskunstlauf-Ikone Kati Witt von Oertels Zauber gefangen

Oertels große Beliebtheit ergab sich neben seiner Sachkenntnis vor allem auch durch seine lebendige und bildhafte Darstellung der Dinge, die er sah.

Eiskunstlauf-Ikone Kati Witt, deren Aufstieg zum Weltstar Oertel lange Jahre eng begleitete, attestierte dem Empfänger des Vaterländischen Verdienstordens in Gold „einen gewissen Zauber“. „Ihm gingen nie die Worte aus und wenn er etwas beschrieben hat, war das immer extrem poetisch. Er ist so vielseitig gewesen und man hat ihm einfach angemerkt, dass er liebt, was er macht.“

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Von 1949 bis 1991 arbeitete er in verschiedensten Rollen für den Rundfunk der DDR. Nach der Wende war Oertel für den Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) sowie den Norddeutschen Rundfunk (NDR) tätig, moderierte Galas und andere öffentliche Veranstaltungen.

Zudem war der promovierte Sportreporter als Dozent an der FU Berlin und an der Georg-August-Universität Göttingen tätig. Darüber hinaus veröffentlichte er mehrere Bücher.

Am 19. April 2023 wurde schließlich bekannt, dass Oertel bereits am 27. März 2023 verstorben war. Die Stimme des Sports war friedlich eingeschlafen.