Lea Krüger, Präsidiumsmitglied im Verein Athleten Deutschland, hat am Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine das Internationale Olympische Komitee in mehreren Punkten zum Handeln aufgefordert.
Athleten machen Druck auf Bach
„Ich sehe das IOC in der Pflicht, uns glaubhaft zu vermitteln, dass komplette Neutralität umsetzbar ist“, sagte die Säbelfechterin bei Sky. Erst dann könne man „darüber sprechen, einzelne russische Athletinnen und Athleten zu den Olympischen Spielen zuzulassen“.
So wie Aktive aus Russland bei vergangenen Spielen infolge von Dopingskandalen als "Neutrale" aufgetreten seien, sei es "offensichtlich" gewesen, dass es sich um Vertreter des Landes gehandelt habe. Unter anderem gestattete das IOC Trainingsanzüge in den Landesfarben.
Auch beklagte Krüger den „Flickenteppich“, den die Ringe-Organisation in der Causa Russland durch das Aussprechen von Empfehlungen an die Weltverbände geschaffen habe. Dabei besitze das IOC „klare Kompetenzen, was die Olympischen Spiele angeht“.
Die Organisation um Präsident Thomas Bach gebe aus ihrer Sicht "die Verantwortung oft ab".
Leidtragende seien erneut die Aktiven, auf deren Rücken alles abgeladen werde. Dies gelte auch für die Frage nach einem möglichen Boykott, so Krüger, die im Namen von Athleten Deutschland deutlich machte: "Wir würden einen Boykott von oben nicht mittragen. Es sollte eine persönliche Entscheidung der Athletinnen und Athleten sein." Insgesamt sei ein Boykott als "sehr problematisch" anzusehen.
Auch bei ukrainischen Sportlern gehen die Meinungen teils weit auseinander. Während mehrere Wintersportler, für die erst 2026 wieder Olympische Spiele anstehen, sich zuletzt für einen Boykott stark gemacht hatten, sagte etwa der ukrainische Top-Schwimmer Mychajlo Romantschuk bei Sky: „Ich würde Olympia nicht boykottieren. Ich muss zeigen: Ich bin da - selbst wenn russische und belarussische Athletinnen und Athleten teilnehmen.“
Die Diskussion über einen möglichen Boykott sei "wichtig", aber sie müsse "anders gelagert" sein, findet Lea Krüger: "Wir müssen viel früher über rote Linien und Sanktionsmechanismen diskutieren."
Der Sport müsse zudem davon abrücken, um jeden Preis neutral sein zu wollen, schließlich sei er „auf einem Wertefundament aufgebaut. Dieses Fundament muss der Sport einfordern.“ Deswegen sei es „in Ordnung“, wenn von der Politik diesbezüglich Druck aufgebaut werde, wie zuletzt geschehen. Der Sport müsse „die Debatte über die Werte aber selbst führen“.