Pünktlich, kurz vor dem Beginn der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele am Freitag, gab es die nächste Schock-Nachricht rund um die deutsche Delegation in Peking.
Olympia wird zur Corona-Lotterie
Der DOSB gab bekannt, dass sich mit Eric Frenzel und Terence Weber zwei Nordische Kombinierer mit Corona infiziert haben. Vor allem Frenzel galt als Anwärter auf eine Medaille.
Schon vor dem Beginn scheinen die Olympischen Winterspiele immer mehr zu einer Corona-Lotterie zu verkommen, bei der es jeden Athleten und jede Athletin erwischen kann.
Doch wie ist der Stand im Team D und wie bei den anderen Nationen? SPORT1 fasst den Status quo zusammen und klärt darüber auf, welche Folgen die Corona-Lotterie in Peking hat.
Drei Coronafälle im Team D - aber auch Lichtblicke
Bekannt und offiziell vom DOSB bestätigt sind derzeit drei Corona-Fälle im Team D: Neben Frenzel und Weber hatte es zuvor auch den Eiskunstläufer Nolan Seegert erwischt. Daher verpasste er den Start im Teamwettbewerb am Freitag vor der Eröffnungsfeier mit seiner sportlichen Partnerin Minerva Hase. Allerdings macht sich der 29-Jährige noch Hoffnungen, mit Hase im Paarlauf-Wettbewerb am 18. und 19. Februar teilnehmen zu können.
In der Nordischen Kombination fallen die wichtigen Termine auf den 9., den 15. und den 17. Februar. Ein Einsatz von Frenzel und Weber beim ersten Wettkampf ist bereits ausgeschlossen.
Doch es gibt auch Lichtblicke. Neben den Verdachtsfällen bei Frenzel und Weber, die sich nun bestätigten, hatte es nämlich noch vier weitere gegeben. Namen sind nicht bekannt, doch der DOSB teilte mit, dass sich die Re-Tests bei den vier Verdachtsfällen nicht bestätigt haben. Durchatmen dürfte Axel Jungk, der im Skeleton ein Medaillenkandidat ist und wohl einer der vier war.
Bei den drei anderen könnte es sich um Mitglieder des deutschen Eishockey-Teams der Herren gehandelt haben, die 2018 sensationell Silber geholt hatte. Beim ersten Training der Kufen-Cracks hatten vier Spieler gefehlt. Nun also Entwarnung. Gerade nach der Handball-EM, die aus deutscher Sicht im Corona-Chaos endete, dürfte allen Beteiligten und Fans dabei ein großer Stein vom Herzen fallen.
Skispringen und Kombination verkommen zur Farce
Und wie ist die Lage bei den anderen Nationen?
„Gold gehört euch, Jungs“, schrieb Jarl Magnus Riiber am Donnerstag. Der Goldfavorit in der Nordischen Kombination hat sich wie Frenzel und Weber kurz vor dem Start der Olympischen Winterspiele infiziert. Diese Entwicklung lässt den Wettkampf fast zu einer Farce verkommen.
Der Norweger macht sich nur wenig Hoffnung auf einen Start, gleiches dürfte für Frenzel und Weber gelten. Außerdem wurde mit Kristjan Ilves aus Estland ein weiterer Mitfavorit in der Nordischen Kombination der Herren positiv auf das Coronavirus getestet. Damit fehlen bei den Olympischen Wettkämpfen aller Voraussicht nach vier der besten sieben Kombinierer im Weltcup. Immerhin hat Team D mit Vinzenz Geiger noch einen Top-Athleten am Start, der zumindest bislang fit ist.
Beim Skispringen der Frauen wird Katharina Althaus am Samstag, wenn es bereits um Medaillen geht, als plötzliche Top-Favoritin in den Wettbewerb von der Chance gehen. Die Dominatorin Maren Lundby verzichtet auf die Teilnahme und mit der Österreicherin Marita Kramer zog die bisherige Favoritin eine Niete in der Corona-Lotterie - sie wurde positiv getestet.
Carina Vogt, Olympiasiegerin von Sotschi, hatte zuvor die Qualifikation verpasst. Nun spricht vieles, wenn nicht alles, für Althaus, die am Freitag das Training dominierte.
Bei den Herren werden mit den Norwegern Daniel-André Tande und Johann André Forfang ebenfalls zwei aussichtsreiche Athleten wegen Corona zumindest beim ersten Wettbewerb in Peking im Skispringen passen müssen. Forfang hatte 2018 in Pyeongchang Silber geholt, Tande ist Skiflugweltmeister.
Beim Teamwettbewerb würden die Norweger nur mit den beiden als einer der Favoriten ins Rennen gehen. Ob Tande und Forfang rechtzeitig negativ getestet werden können, ist aber noch unklar.
Lose der Corona-Lotterie: Isolation und bittere Tränen
Ein Inbegriff des Corona-Schicksals rund um die Spiele in Peking ist schon jetzt Kim Meylemans.
Die gebürtige Deutsche startet im Skeleton für Belgien und hatte unter Tränen von ihrem undurchsichtigen Schicksal berichtet. Sie sei trotz drei negativen Coronatests isoliert worden und durfte nicht ins olympische Dorf. Mittlerweile gab es ein kleines Happy End, da Meylemans nun in einem Einzelzimmer im olympischen Dorf isoliert wird und auch trainieren darf, allerdings zeigt der Fall, was die Situation mit den Athleten und Athletinnen macht.
Praktisch jeden Tag müssen sie Angst haben, sich doch mit dem Coronavirus infiziert zu haben, oder zu einem Close Contact erklärt zu werden.
Es gibt Hoffnung für die Olympischen Winterspiele
Doch wie geht es überhaupt weiter, wenn die Diagnose Corona gefallen ist? Darüber klärte nun Olympia-Arzt Bernd Wolfarth auf.
„Den beiden Athleten geht es den Umständen gut“, berichtete er bezüglich Frenzel und Weber, die nun weiter fleißig PCR-Tests machen müssen. „Wir kümmern uns um die Athleten und versuchen, sie bestmöglich zu versorgen. Das Playbook sieht eine Rückkehr ins Team zurück vor“, erklärte Wohlfahrt: „Ob sie in den Sport zurückkehren können, muss man abwarten. Am Ende gilt da auch: Safety first.“
Mit Dirk Schimmelpfennig hält der Chef de Mission das Hygienekonzept und das Vorgehen bei positiven Corona-Tests für effektiv „Wir sind 14 Tage hier. Es zeigt sich, dass die Gegenmaßnahmen gegen das Coronavirus im Closed-Loop konsequent und erfolgreich sind. Wenn es uns gelingt, die Athleten gesund in diesen Closed-Loop zu bringen, haben wir große Chancen, dass es bei dem Status bleibt.“
Er glaubt, dass fast alle Infektionen von außen nach Peking hereingetragen wurden. Es besteht also zumindest die Hoffnung, dass die Corona-Lotterie schon bald alle Lose verteilt hat.