„Das geht über eure Vorstellungskraft, Jamaika hat eine Bob-Mannschaft.“
Olympia: Die Erben von Cool Runnings - Jamaikas Bob-Team bringt sogar die Queen zum Lachen
Jamaikas Bob-Team verzückt die Queen
Dieser Gesang mit dem sich die jamaikanische Bob-Mannschaft im Filmklassiker Cool Runnings selbst feierte, brannte sich über Jahrzehnte bei vielen Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen in den Kopf ein. (News: Alle aktuellen Infos zu Olympia 2022)
Er zeigt das Lebensgefühl der Jamaikaner, aber auch den frischen Wind, den das jamaikanische Bob-Team mit seiner Teilnahme an den Olympischen Spielen 1988 in Calgary in den Wintersport brachte.
Denn der Spielfilm Cool Runnings aus dem Jahr 1993 beruht auf einer wahren Gegebenheit: Dudley Stokes, Devon Harris, Michael White, Samuel Clayton nahmen 1988 im Viererbob als erstes Team aus Jamaika überhaupt an Olympia teil. Sie erreichten mit Platz 14 sogar einen achtsamen Platz und ließen Teams aus den USA, Frankreich und Russland hinter sich.
Viel wichtiger aber: Das Team eroberte die Herzen und diente als Vorbild für viele weitere Exoten aus nicht für den Wintersport bekannten Nationen. Gerade Jamaika schickte seitdem immer wieder Bob-Teams zu Olympia.
Jamaika hat große Ziele für Olympia 2022
In diesem Jahr wird es dann aber erneut historisch. Bei Olympia in Peking startet das jamaikanische Bob-Team erstmals in drei verschiedenen Wettbewerben: Monobob, Zweierbob und im Viererbob.
Wenn auch mit einem kleinen Augenzwinkern haben sich zudem die Ambitionen des jamaikanischen Bobsports verändert.
Nach der erfolgreichen Qualifikation „muss es jetzt eine Medaille bei den Spielen sein. Davon träumt jeder, dafür sind wir hier. Warum also nicht hoch hinaus wollen?“, betonte Fahrer Shanwayne Stephens vor den Spielen. (DATEN: Alle Ergebnisse bei Olympia 2022)
Im Zweierbob konnten sie dieses optimistische Ziel nicht ganz erreichen. Das jamaikanische Duo musste nach drei von vier Durchgängen als 30. und Letzter die Segel streichen.
Auf Olympia-Sieger Francesco Friedrich hatte das Duo zu diesem Zeitpunkt 6,75 Sekunden Rückstand, im Bob-Sport Welten. (SERVICE: Der Medaillenspiegel)
Trotz Misserfolg bleibt Stimmung großartig
Den Fahrern und Betreuern war das aber egal. Mehrfach knallte der Bob in den drei Durchgängen krachend in die Bande. Im Ziel wurde trotzdem nach jedem Einlauf lautstark gejubelt. Die Betreuer wedelten völlig euphorisch mit ihrer Landesflagge, als Shanwayne Stephens und sein Partner Nimroy Turgott im Ziel ankamen.
Der Vergleich zu den Vorreitern von den Spielen in Calgary ist auch 34 Jahre später präsent.
„Natürlich werden wir mit Cool Runnings verglichen, davon können wir uns nicht lösen“, erklärt Stephens. Das sei einfach Teil des jamaikanischen Bobsports und ihrer Kultur.
Zum Training wird Auto angeschoben
Das neue jamaikanische Team schreibt aber auch viele eigene Geschichten. Schon vor den Olympischen Spielen schrieben sie viele Schlagzeilen.
Gerade wegen ihrer skurrilen Trainingsmethoden in Großbritannien, wo der 31-jährige Fahrer 2002 mit seiner Familie hinzog.
Als im Frühjahr 2020 die Corona-Pandemie Europa heimsuchte und Shanwayne Stephens und sein Partner Nimroy Turgott nicht wie gewohnt im Fitnessstudio an ihrer Kraft arbeiten konnten, absolvierten die Beiden ihr Ausdauertraining auf den Straßen ihrer Heimatstadt Peterborough.
Dort trainierten sie aber nicht etwa mit Gewichten, sondern schoben abwechselnd den Mini Cooper von Stephens Freundin durch ein verlassenes Industriegebiet.
„Es geht natürlich nicht ganz so schnell, aber man trainiert die gleichen Muskelgruppen“, sagte Stephens damals der BBC.
Training bringt sogar Queen Elisabeth II zum Lachen
Shanwayne war von seiner Methode gleich so überzeugt, dass er davon sogar Queen Elisabeth II. berichtete.
Der Bobfahrer dient der britischen Royal Air Force als Scharfschütze und sprach bei einem Videogespräch mit der Queen auch über sein Training.
Die zeigte sich vom Training erstaunt. „Nun, ich nehme an, das ist auch eine Möglichkeit zu trainieren“, antwortete die Königin dem Obergefreiten lachend.
Zumindest am Start scheint sich das kuriose Lock-Down-Training ausgezahlt zu haben. Die jamaikanischen Startzeiten waren im Zweierbob nicht die schlechtesten im Feld.
Zu viele Fahrfehler kosteten dem Duo trotzdem das Mindestziel Platz 20 und somit einen Platz im finalen Lauf. Das soll im Viererbob ab Samstag besser werden. (DATEN: Der Zeitplan von Olympia 2022)
Auch hier hat das Team aus Jamaika ambitionierte Ziele: Es soll das beste Ergebnis des Landes bei den Olympischen Winterspielen werden.
Dazu wäre ein Ergebnis besser als Platz 14 nötig und somit einen Rang besser als die originalen Cool Runnings von 1988. Sollte das gelingen wäre die Laune im jamaikanischen Team sicher noch euphorischer.
Vielleicht gibt es dann einen neuen Schlachtruf, der sich in den Köpfen der Welt verankert.