Der kühne Gold-Traum der deutschen Skilangläuferinnen ist Wirklichkeit geworden: Katharina Hennig und Victoria Carl sind in Peking sensationell zum Olympiasieg im Teamsprint gestürmt und haben zwölf Jahre nach dem Triumph von Evi Sachenbacher-Stehle und Claudia Nystad in der gleichen Disziplin wieder einen goldenen Triumph für das lange gebeutelte Langlauf-Team gefeiert. (News: Alle aktuellen Infos zu Olympia 2022)
So kam es zum deutschen Gold-Wunder
„Das ist so geil, ein besseres Geburtstagsgeschenk gibt es einfach nicht“, brüllte Bundestrainer Peter Schlickenrieder, der am Mittwoch 52 Jahre alt wurde, in den Teamfunk.
Carl: „Ich zittere am ganzen Körper“
„Wir sind wie im falschen Film und können das gar nicht fassen. Unglaublich, dass wir auf das Staffelsilber noch einen draufsetzen konnten“, sagte die 25 Jahre alte Oberwiesenthalerin Hennig. Die völlig aufgelöste Schlussläuferin Carl meinte: „Ich zittere am ganzen Körper, ich bin voller Adrenalin und laufe herum wie Falschgeld. Erst am letzten Berg habe ich gemerkt, dass es um eine Medaille geht.“
Sekunden zuvor war der erst am Wettkampfmorgen für die leicht angeschlagene Katherine Sauerbrey ins Team gerückten Carl in einem packenden Zielsprint die Riesen-Überraschung gelungen. Die Schlussläuferin des „Thüringen-Express“ setzte sich hauchdünn vor der Schwedin Jonna Sundling und der Russin Natalja Neprjajewa durch. (DATEN: Alle Ergebnisse bei Olympia 2022)
Rückschlag erweist sich als Glücksfall
Am Samstag hatten Hennig und Carl zusammen mit Sauerbrey und Sofie Krehl Silber in der Staffel gewonnen. Schon dies war eine mittlere Sensation. Der Höhepunkt folgte nun aber in dieser so brutalen Disziplin: Jede Läuferin musste im Wechsel drei der höchst anspruchsvollen 1,5-km-Runden zurücklegen, und das im Halbfinale wie im Finale - der Abnutzungskampf im klassischen Stil lag den beiden deutschen Golden Girls perfekt. (SERVICE: Der Medaillenspiegel)
Begonnen hatte der Tag für die deutschen Frauen mit einem vermeintlichen Rückschlag: Die eigentlich an der Seite von Hennig für den Start eingeplante Olympia-Entdeckung Sauerbrey musste passen. Die Belastungen ihrer ersten Winterspiele forderten den Tribut der 24-Jährigen, die als Startläuferin der Silberstaffel geglänzt hatte. (DATEN: Der Zeitplan von Olympia 2022)
Ersatzfrau Carl hatte zwar in Peking zuvor ebenfalls starke Leistungen gezeigt und maßgeblich zum Staffelerfolg beigetragen - sie galt aber als die etwas schwächere Klassik-Läuferin. Ein Trugschluss.
Wie einst Gold-Evi und Nystad
2010 in Vancouver hatten Sachenbacher-Stehle und Nystad den Teamsprint gewonnen und damit den bislang letzten deutschen Olympiasieg im Skilanglauf gefeiert. 2018 in Pyeongchang waren die deutschen Männer und Frauen im Finale jeweils Zehnte und damit Letzte geworden. Bei der Heim-WM 2019 gab es im freien Stil Platz neun für Victoria Carl und Sofie Krehl, Janosch Brugger und Sebastian Eisenlauer schieden im Halbfinale aus.