„Ich habe Schmerzen und in den letzten Tagen viel geweint. Der Druck ist enorm.“
Der Fluch von Olympiasiegerin Goggia
Die Worte, die Sofia Goggia vor dem Super-G bei den Olympischen Spielen im Interview mit der Gazzetta dello Sport wählte, waren drastisch. Die Italienerin ist in den Speed-Disziplinen, vor allem in der Abfahrt, eigentlich DIE Favoritin schlechthin. Fünf Abfahrten fuhr sie in dieser Saison, viermal erreichte sie das Ziel und stand dabei stets auf dem Podest. (News: Alle aktuellen Infos zu Olympia 2022)
Ähnliches hatte die 29-Jährige auch in Peking vor. Schon bei Olympia in Pyeongchang vor vier Jahren zeigte sie ihre Klasse und sicherte sich die Goldmedaille. Ob sie diese verteidigen kann, beziehungsweise ob sie überhaupt die Chance dazu bekommt, ist aber mehr als fraglich.
Goggia hat für Super-G abgesagt
Für den Super-G am Freitag musste die Italienerin bereits absagen, das Abfahrtsrennen am Dienstag ist zumindest noch möglich - aber längst nicht sicher. Grund dafür ist ein Sturz, den Goggia am 23. Januar im Super-G in Cortina D‘Ampezzo erlitt. Bei ihrem Heimrennen riskierte die stets wagemutige Italienerin wieder einmal alles, dann allerdings verschlug es ihr die Beine und sie knallte brutal in den Schnee. (DATEN: Alle Ergebnisse bei Olympia 2022)
Ein angerissenes Kreuzband im linken Knie, ein verstauchtes Kniegelenk und ein kleiner Bruch im Wadenbein wurden diagnostiziert. Die Zeitung Tuttosport titelte: „Olympische Winterspiele auf der Kippe, Italien bangt um Super-Sofia.“
Für die 29-Jährige ist es bereits das zweite Mal in nur einem Jahr, dass ihr eine Verletzung einen Strich durch die Rechnung macht.
Heim-WM in Cortina 2021 verpasst
Im Februar 2021 verpasste sie die Heim-WM in Cortina, weil sie sich kurz zuvor schwer verletzte. Beim Renn-Wochenende in Garmisch-Partenkirchen wurde seinerzeit der Super-G abgesagt. Goggia tobte sich stattdessen mit ihren Teamkolleginnen auf einer Touristenpiste, genauer gesagt auf der Talabfahrt in Richtung Hotel aus. (SERVICE: Der Medaillenspiegel)
Dabei fuhr die Italienerin derart schnell, dass sie in einen weichen Haufen im tieferen Schnee prallte. Dabei zog sie sich eine Fraktur des Schienbeinkopfes im rechten Knie zu. Saisonaus für die Topfavoritin auf Gold.
„Nach dreißig Stunden glaube ich, dass ich keine Tränen mehr übrig habe, aber der entsetzliche Schmerz und der Kummer bleiben in mir, stark, sehr stark, zusammen mit einem Herz, das sich windet und geräuschlos schreit und brüllt“, formulierte sie nur einen Tag nach dem verhängnisvollen Sturz bei Instagram.
Zu drei Bildern von sich neben einem Fernglas schrieb sie: „Bis gestern waren die Weltmeisterschaften fest im Blick: Ich fühle mich wie erschlagen.“
Goggia fährt mit vollem Risiko
Nun droht der Sportlerin ein bitteres Deja-vu. Sollte sie nach dem Super-G auch in der Abfahrt am Dienstag nicht antreten können, wäre die Reise nach China umsonst gewesen. Der Zeitplan von Olympia 2022)
Gänzlich unschuldig ist Goggia daran gewiss nicht. Schon seit jeher geht sie keinem Risiko aus dem Weg und fährt wie eine Draufgängerin. Immer wieder fand sich die Italienerin im Fangzaun wieder. Manchmal verletzte sie sich leicht, manchmal schwer. Ihr Kreuzband war bereits mehrfach betroffen, dazu das Schienbein, der Oberschenkel, der Arm.
Einige Stürze konnte sie zumindest dank ihrer akrobatischen Fähigkeiten abwenden.
Beim Sturz vor wenigen Wochen gelang ihr dies nicht. Sollte sie sich also ausgerechnet am Ort der Olympischen Spiele 2026 so schwer verletzt haben, dass eine Teilnahme an den Spielen 2022 am Ende doch nicht in Frage kommt?
Es wäre wohl die bitterste Ironie des Schicksals.