Auch wenn es zur ultimativen Krönung am Ende nicht ganz reichte.
55 Sekunden fehlten zum Eishockey-Olymp
Dieser 25. Februar 2018 ging für das deutsche Eishockey trotzdem in die Geschichte ein.
Nur 55 Sekunden hatten der Mannschaft des damaligen Nationaltrainers Marco Sturm im Finale der Winterspiele von Pyeongchang für den Sprung in den sportlichen Olymp gefehlt. (News: Alle Infos zu Olympia 2022)
Eine knappe Minute, die ausschlaggebend dafür werden sollte, den Kufen-Cracks aus Russland in der Overtime schließlich doch die Goldmedaille überlassen zu müssen, die Mega-Sensation schlechthin zu verpassen.
Und dennoch: Mit Silber war dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB) das erste olympische Edelmetall seit 42 Jahren gelungen. Ein Husarenstreich, der unverhofft wie hochverdient zustandekam.
„Es gibt keinen Grund, nicht stolz zu sein. Auch wenn es jetzt weh tut. Es gehört immer ein bisschen Glück dazu“, sagte Nationalspieler Patrick Reimer hinterher. „Wer hätte gedacht, dass wir überhaupt so weit kommen? Hey, Silber!“
Olympia 2018: Eishockey-Deutschland mit Silber-Coup
Ja, wer hätte das gedacht?! Auch wenn das Tüpfelchen auf dem i ausblieb: Was den Coup gleichwohl herausragend machte, war nicht zuletzt der Umstand eines denkbar schlechten Turnierstarts von Schwarz-Rot-Gold angesichts eines 2:5-Auftakts gegen den sechsmaligen Medaillengewinner Finnland.
Und auch das 0:1 im zweiten Gruppenspiel gegen den damaligen Weltmeister Schweden ließ zunächst wenig Fantasie, um große Träume reifen zu lassen. (SERVICE: Der Medaillenspiegel)
Erst im anschließenden Duell mit Norwegen fand das Team in die Spur - wenn auch erst im Penaltyschießen (2:1). Sei‘s drum: Der Lohn war Vorrundenplatz drei und der fast nicht mehr für möglich geglaubte Sprung ins Achtelfinale.
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Dort wartete die Schweiz - und erneut ging es beim Stand von 1:1 in die Verlängerung, ehe diesmal Yannic Seidenberg mit seinem entscheidenden Treffer zum Matchwinner avancierte, seine Farben bei Olympia erstmals nach 16 Jahren wieder in die Runde der letzten acht Teams schoss.
DEB-Team ringt auch Schweden und Kanada nieder
Thrill pur - und das bis zum Ende des Turniers: Denn nicht weniger dramatisch wurde es im Viertelfinale erneut gegen Schweden (4:3) nach einem offenen Schlagabtausch.#
Kapitän Marcel Goc und Co. drohten dabei eine 3:1-Führung zu verspielen, ehe Patrick Reimer in der Overtime die Erlösung brachte. (DATEN: Alle Ergebnisse bei Olympia 2022)
Und auch der 4:3-Halbfinal-Erfolg gegen das hochfavorisierte Kanada, bei dem sich die deutschen Profis in einen regelrechten Rausch spielten, war nichts für schwache Nerven.
„Schon da war der größte Erfolg quasi perfekt“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl im Nachhinein.
Deutschland unterliegt im Finale knapp
Die erste olympische Medaille nach 1976 war bereits sicher - was jetzt kam, sollte nur eine weitere Krönung werden.
Und Deutschland wollte sie, und sie war in Reichweite - mehr als das: „Verrückt! Verrückte Welt! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, es ist unglaublich, was die Mannschaft hier geleistet hat“, sagte Bundestrainer Sturm unmittelbar vor dem Endspiel.
Last-Minute-Schock verhindert deutsches Gold
Sein Team schnupperte an einem hollywoodreifen Happy End. Die Kommentatoren beschworen bereits die Neuauflage des legendären „Miracle on Ice“ - den 22. Februar 1980, als die USA das als unbezwingbar geltende Russland bei Olympia in die Knie gezwungen hatten.
3:2 führte Deutschland gegen die Sbornaja dank der Treffer von Felix Schütz (29:32), Dominik Kahun (53:31) und Jonas Müller (56:44).
Nicht einmal eine Minute war regulär noch zu spielen, 55 quälende Sekunden - dann riss Nikita Gussew, der zuvor auch schon das zweite russische Tor erzielt hatte, die Deutschen aus ihren Träumen.
Der Ausgleich wirkte wie ein sich abzeichnender Knockout - auch wenn das DEB-Ensemble noch einmal alle Kräfte mobilisierte, in der Overtime weiterhin aufopferungsvoll dagegenhielt.
Tränen auf dem Eis nach Final-Knockout mit Overtime-Drama
Bitter: Als Reimer auf der Strafbank saß, traf Kirill Kaprizov nach 9:40 Minuten Deutschlands vollends ins Mark, zerstörte so die große Sensation.
Sturms Mannen sanken aufs Eis, bei manchem flossen auch stille Tränen. Gebrochen und um den vielleicht größten Moment ihres Lebens gebracht. Ein anderes Gefühl überwog schließlich trotzdem.
„Wenn wir mal auf das gesamte Turnier zurückblicken, dann können wir unglaublich stolz sein, was wir hier mit der Mannschaft erreicht haben“, sollte Verteidiger Christian Ehrhoff später sagen.