Drama bei Olympia im Sommer, silbernes Märchen im Winter: Alexandra Burghardt hat eine besondere deutsche Olympia-Geschichte perfekt gemacht.
Burghardts Märchen: Lückenkemper weint
Während Lückenkemper heute nun beim ISTAF Indoor in Düsseldorf im Einsatz ist (LIVESTREAM ab 14.15 Uhr bei SPORT1 ab 15 Uhr im TV), hat die 27 Jahre alte Burghardt am selben Wochenende nun zusammen mit Mariama Jamanka eine Olympia-Medaille geholt - als Silbergewinnerin im Zweierbob der Frauen! (News: Alle aktuellen Infos zu Olympia 2022)
Gut 2.000 Kilometer zwischen ihren Auftritten bei zwei verschiedenen Ringe-Veranstaltungen - und wegen der Corona-Verschiebung der Sommerspiele nur 28 Wochen.
Die Umstände kann Burghardt - aktuell die schnellste 100-Meter-Läuferin des Landes - selbst kaum fassen: „Ich habe so viele Jahre trainiert, um mir meinen olympischen Traum zu erfüllen, nun darf ich ihn gleich zweimal in einem halben Jahr leben.“
Von der Tartanbahn in den Eiskanal: Burghardt bleibt cool
„Tatsächlich ist es sehr ähnlich, hier ist es nur viel, viel kälter“, berichtet Burghardt über ihre Erfahrung - dabei verlief der Umstieg Burghardts von der Tartanbahn zur Anschieberin im Eiskanal nicht völlig reibungslos. (SERVICE: Der Medaillenspiegel)
Völliges Neuland hat Burghardt nicht betreten: Vor ihr gab es schon diverse Ausflüge und Wechsel von der Leichtathletik zum Bobsport - das Tempo und die Schnellkraft, die 100-Meter-Läufer(innen) mitbringen, sind genau die Qualitäten, die beim Anschieben gefragt sind.
Der erfolgreichste olympische Bobsportler Kevin Kuske (4x Gold, 2x Silber) ist das beste Beispiel für eine erfolgreiche Umstellung. Auch Maximilian Arndt, Thomas Florschütz und Nico Walther kamen vom 100-Meter-Sprint.
Normalerweise nimmt der Wechsel nur aber eben einen längeren Zeitraum in Anspruch.
Bundestrainer gesteht Störgeräusche - und gibt sich knallhart
Burghardt hatte hingegen vor ihrem ersten olympischen Bobrennen lediglich wenige Monate Bobsport auf dem Buckel - ein Umstand, der durchaus für Störgeräusche unter den etablierten Anschieberinnen sorgte, wie Bundestrainer Rene Spies bestätigte.
„Und ein Stück weit kann ich die Unzufriedenheit ja auch nachvollziehen“, gestand er bei Eurosport, machte aber auch klar: „Aber wir sind im Leistungssport.“
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Und Leistung hat die Sprinterin der LG Gendorf Wacker Burghausen auf der Drachenbahn, die zur deutschen Goldgrube wurde, gezeigt.
Lückenkemper am TV zu Tränen gerührt
Auch Lückenkemper fieberte bei der Winter-Mission ihrer Kollegin mit: „Dafür werde ich mir nachts den Wecker stellen, um mir das live anzuschauen“, hatte Lückenkemper bereits vorab im SPORT1-Interview angekündigt. (Das komplette Interview mit Gina Lückenkemper)
Das Aufstehen lohnte sich: Der Silber-Coup von Jamanka und Weggefährtin Burghardt rührte Lückenkemper vor dem TV zu Tränen: „Nein, ich heule nicht. Oder vielleicht doch. Wie geil war das gerade bitte“, berichtete sie bei Instagram.
Für sie selbst kommt ein derartiger Ausflug dabei eher nicht in Frage - bei Burghardt passen auch die körperlichen Voraussetzungen (1,82 Meter statt 1,70), um beim Anschieben Tempo und Kraft zu mischen, schlicht besser.
Auch für Burghardt ist Ausflug in den Wintersport nur ein vorübergehendes Abenteuer sein, ihre Zukunft sieht sie weiter im Sprint. „Für mich habe ich entschieden, dass ich danach wieder vollständig zur Leichtathletik wechsle, das ist tatsächlich sehr temporär das Projekt.“
Bevor sie jedoch mit ihren Team-Kolleginnen wieder um olympische Medaillen sprinten kann, muss sie bis Paris 2024 warten - eine fast schon ungewohnt lange Zeit für das deutsche Olympia-Wunder.