Der Vorsitzende der IOC-Disziplinarkommission Denis Oswald hat einen Einblick in die mögliche Verteidigungsstrategie der russischen Mannschaft im Fall der positiv auf eine Dopingsubstanz getesteten Eiskunstläuferin Kamila Walijewa gegeben.
Dubiose Erklärung für Skandal enthüllt
„Ich war bei der Anhörung nicht dabei, aber ihr Argument war, dass die Kontamination mit einem Mittel passiert ist, das ihr Großvater nimmt“, sagte der Schweizer am Dienstag. (SERVICE: Der Medaillenspiegel)
Walijewa (15) war am 25. Dezember positiv auf das Herzmedikament Trimetazidin getestet worden, das Resultat des Dopinglabors in Stockholm kam jedoch erst nach dem Sieg der Russen im olympischen Teamwettbewerb am 8. Februar. „Es ist wahr, dass dieses Mittel etwas seltsam ist, vor allem für ein Mädchen in ihrem Alter“, sagte Oswald (74): „Aber solange wir nicht genau wissen, was passiert ist, ist es schwierig, ein Urteil zu fällen.“ (News: Alle aktuellen Infos zu Olympia 2022)
Olympia: Öffnung der B-Probe von Walijewa steht noch aus
Europameisterin Walijewa darf trotz der positiven Probe am Einzelwettbewerb der Frauen teilnehmen, das hatte der Sportgerichtshof CAS am Montag entschieden.
Trimetazidin ist ein Stoffwechsel-Modulator, der die Ausdauer und den Blutfluss steigern kann. Es wird als Herzmedikament und zur Prophylaxe des Herzproblems Angina pectoris verschrieben und steht seit 2014 auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA.
Der Fall der minderjährigen Sportlerin wird erst nach den Spielen abschließend behandelt. Noch steht die Öffnung der B-Probe aus, zudem ermittelt die WADA auch im Umfeld des Teenagers. DATEN: Alle Ergebnisse bei Olympia 2022)
„Es ist nicht vorstellbar, dass ein 15-jähriges Mädchen so etwas alleine tut“, sagte Oswald, schon vor seiner Einschätzung war Walijewas Umfeld in den Fokus gerückt: Der auf Dopingthemen spezialisierte ARD-Reporter Hajo Seppelt hatte berichtet, dass der als Dopingtäter schon einmal vier Jahre gesperrte Filipp Shvetskyi als „Medizinberater“ mit Walijewa zusammengearbeitet hätte - und dass bei Trainingslagern, die von Nationaltrainerin Eteri Tutberidse verantwortet gewesen waren, „Pillendöschen“ mit unklarem Inhalt an Athletinnen und Athleten verteilt worden seien.
Bei einer Sperre könnten Walijewa und dem russischen Team das Mannschaftsgold aberkannt werden.