Die deutschen Sprinterinnen haben bei den Olympischen Spielen in Tokio die erste Medaille für eine deutsche Staffel über 4x100 m verpasst.
Wechsel-Patzer kostet Staffel-Medaille
Rebekka Haase (Wetzlar), Alexandra Burghardt (Burghausen), Tatjana Pinto (Paderborn) und Gina Lückenkemper (Berlin) kamen im Finale auf Platz fünf. Dem DLV-Quartett, das im Vorlauf 42,00 gelaufen war, fehlten in 42,12 Sekunden zu Bronze 24 Hundertstel. Der letzte Wechsel von Pinto auf Lückenkemper brachte das deutsche Team letztlich um eine Medaille und sorgte hinterher für Gesprächsstoff. (Olympia 2021: Alle Entscheidungen im SPORT1-Liveticker)
Lückenkemper: “Ja, es ist scheiße”
“Ich habe gemerkt, dass der Abstand ein bisschen größer war als sonst, deswegen habe ich dann ‘Stopp’ gerufen. Gina musste dann rausnehmen”, sagte Pinto in der ARD.
“Gina konnte es nicht abwarten?” Diese an Pintos anknüpfende Reporterfrage wollte wollte Lückenkemper so nicht stehen lassen: “Ich bin der Meinung, dass ich schon pünktlich losgelaufen bin.” Und weiter: “Nachdem wir gestern bei dem Wechsel eine Art Auffahrunfall hatten, war es für Tatjana jetzt ungewohnt, dass ich da auf einmal losgeschossen bin.”
Lückenkemper ergänzte: “Wenn wir versucht hätten, das Ding ohne einen Stopp durchzuziehen, wäre das echt eng geworden. Das hätte klappen können, aber auch daneben gehen können. Wenn meine anlaufende Läuferin ‘Stopp’ ruft, heißt das definitiv: Anker werfen! Ja, es ist scheiße.”
Gold ging erstmals seit 2004 an Jamaika, das in der drittbesten je gelaufenen Zeit von 41,02 Sekunden den Weltrekord der USA (40,82) um zwei Zehntel verpasste. Silber ging an die US-Amerikanerinnen (41,45) vor Großbritannien (41,88).
Männer-Staffel landet auf Rang sechs
Bei den Männern kam das deutsche Quartett mit Julian Reus (Erfurt), Joshua Hartmann (Köln), Deniz Almas (Wolfsburg) und Lucas Ansah-Preprah (Hamburg) in 38,12 Sekunden auf Platz sechs.
Nach seinem Sensationssieg über 100 m führte Lamont Marcell Jacobs die italienische Sprint-Staffel erstmals zu olympischem Gold. Italien siegte in 37,50 Sekunden hauchdünn vor Großbritannien (37,51), Bronze ging an Kanada (37,70). Jamaika, mit Usain Bolt Sieger von London und Rio, kam nur auf Platz fünf (37,84). Die USA waren bereits im Vorlauf gescheitert.
Jamaikas Topstar Elaine Thompson-Herah gewann ihre dritte Goldmedaille in Tokio. Mit nun fünf Olympiasiegen rückte sie auf Platz zwei unter den erfolgreichsten Leichtathletinnen vor, die Amerikanerin Allyson Felix hat sechs Goldmedaillen vorzuweisen.
Die bislang letzte deutsche Medaille hatte die Staffel der DDR mit Silber 1988 in Seoul gewonnen. 2016 in Rio waren Haase, Lückenkemper und Pinto mit Lisa Mayer (Wetzlar) Vierte geworden.