Bei den Olympischen Spielen in Tokio werden die Augen auch auf Deutschlands Schwimm-Traumpaar Florian Wellbrock und Sarah Köhler gerichtet sein.
Hier sieht Wellbrock seine Chancen
Das Besondere bei Wellbrock: Er geht sowohl im Becken als auch im Freiwasser an den Start – und das mit besten Aussichten. Bei der WM 2019 schaffte der 23 Jahre alte Magdeburger als erster Schwimmer überhaupt das Kunststück, Gold im Becken und im Freiwasser zu gewinnen.
Im SPORT1-Interview spricht Wellbrock über seine Chancen, die zu erwartenden harten Bedingungen in der Odaiba-Bucht und die Unterbringung im olympischen Dorf – ohne seine Freundin. (NEWS: Alles zu Olympia)
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SPORT1: Herr Wellbrock, auf Sie warten anstrengende Olympische Spiele. Fühlen Sie sich gewappnet?
Florian Wellbrock: Ich bin mit der Vorbereitung in diesem Jahr insgesamt sehr zufrieden. Wir hatten die beiden großen Wettkämpfe: Magdeburg und Berlin. Die waren auch gleichzeitig unsere Qualifikation. Da war es das Ziel, einigermaßen schnell zu schwimmen, um ein Ausrufezeichen zu setzen. Auch im Trainingslager hat alles gut geklappt. Die Trainingsergebnisse waren so, wie wir uns das alle vorgestellt haben.
Florian Wellbrock: Größte Chancen auf 1500 Meter
SPORT1: Sie gehen in Tokio auf drei Strecken an den Start: 800 und 1.500 Meter im Becken sowie die 10 Kilometer im Freiwasser. Sie haben zuletzt gesagt: Dreimal Gold wird wohl ein Traum bleiben ...
Wellbrock: Ja, das ist richtig.
SPORT1: Wo sehen Sie denn Ihre größten Chancen?
Wellbrock: Auf den 1500 Metern. Da gehe ich als Weltmeister ins Rennen.
SPORT1: Wen sehen Sie auf dieser Strecke als stärkste Rivalen?
Wellbrock: Gregorio Paltrinieri aus Italien und Mykhailo Romanchuk aus der Ukraine.
Besonderes Rennen im Freiwasser
SPORT1: Paltrinieri war in der Vorbereitung auf Tokio an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt. Wie haben Sie diese Nachricht aufgenommen?
Wellbrock: Ich war ein bisschen traurig, weil ich mich gut in die Lage reinversetzen kann, wie es für einen Hochleistungssportler ist, wenn man kurz vor einem Top-Event so schwer erkrankt. Ich habe Genesungswünsche ausgerichtet, aber bewusst auf irgendwelche Nachfragen verzichtet, wie es ihm geht, wie der aktuelle Stand ist. Ich wollte nicht, dass es in irgendeiner Art und Weise hätte gehässig rüberkommen können.
SPORT1: Beim Freiwasser wartet ein besonderes Rennen.
Wellbrock: Das Wasser wird wahrscheinlich eine Temperatur von 30 bis 31 Grad haben. Der Neoprenanzug wäre da deshalb fehl am Platz. Da werden wir mit ganz normalen Anzügen schwimmen. Bei der EM habe ich das schon mal getestet.
SPORT1: Wie schätzen Sie Ihre Chancen im Freiwasser ein?
Wellbrock: Verhältnismäßig gut. Wir haben ein relativ kleines Feld von 25 Startern. Das sorgt dafür, dass die Grundgeschwindigkeit insgesamt höher sein wird. Ich denke, dass ich eine Top-Fünf-Platzierung schaffen sollte.
Olympia, Corona und Freundin Sarah Köhler
SPORT1: Durch Corona werden es auch ein Jahr nach dem ursprünglichen Termin sehr spezielle Olympische Spiele. Überwiegt die Vorfreude oder sind Sie zwiegespalten und sorgen sich vielleicht sogar?
Wellbrock: Ich bin im Großen und Ganzen sehr euphorisch gestimmt. Für alle Sportler war ja bereits seit 2020 klar, dass die Spiele nicht normal verlaufen werden. Jeder konnte sich auf die Bedingungen einstellen. Aber ich finde es für uns Sportler wichtig, dass die Spiele stattfinden.
SPORT1: Wie sind die Bedingungen in Tokio, wie sind Sie untergebracht?
Wellbrock: Wir sind im olympischen Dorf untergebracht, teilen uns mit fünf bis sieben Leuten ein Apartment. Das sind ganz normale Wohnungen bzw. Wohngebäude, die gebaut wurden und nach den Olympischen Spielen weiter verkauft oder vermietet werden.
SPORT1: Ihre Freundin Sarah Köhler startet auch in Tokio. Wohnen sie dann in einer reinen Männer-WG oder werden auch Frauen mit dabei sein?
Wellbrock: Um Gottes willen. Das ist eine rein Männer-Unterkunft - da werden wir unsere Ruhe haben. (lacht)