49 Jahre nach dem Attentat von München und der berüchtigten Ansage „The Games must go on“ haben die Organisatoren der Olympischen Spiele ein lang erwartetes Zeichen gesetzt.
Olympia-Moment beendet heiklen Streit
Während der Eröffnungsfeier in Tokio gab es eine Schweigeminute für die elf von palästinensischen Terroristen ermordeten Mitglieder des israelischen Olympia-Teams von 1972 - die erste überhaupt in diesem Rahmen (NEWS: Alles zu Olympia).
Große und vergebliche Kampagne 2012
Die Familien der Opfer hatten beim IOC lange vergeblich auf diesen Moment hingewirkt, 2012 hatte es eine große internationale Kampagne für eine Schweigeminute gegeben, unterstützt unter anderem vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama und Bundesaußenminister Guido Westerwelle.
Der damalige IOC-Präsident Jacques Rogge lehnte allerdings ab, die Eröffnungszeremonie sei „nicht das richtige Umfeld, um an einen so tragischen Vorfall zu erinnern“. Formalien und Verweise auf das „Protokoll“ waren immer wieder als Begründung angeführt worden.
Opfervertreter sagten dagegen, dass der wahre Grund für die jahrzehntelange Weigerung die Furcht vor einem Eklat durch Delegationen aus arabischen Ländern gewesen sei - und ihnen das unter der Hand auch klar vermittelt worden wäre.
Israelischer Minister dankt Thomas Bach
2012 und 2016 in Rio gab es als Kompromiss Sonderzeremonien außerhalb der Eröffnungsfeier, nun erstmals währenddessen. Der Gedenkmoment galt auch den Opfern der Corona-Pandemie.
Die ideelle Bedeutung der Geste unterstrichen Ilana Romano und Anki Spitzer, Witwen der in München getöteten Yossef Romano und Andre Spitzer. „Wir haben endlich Gerechtigkeit für die Ehemänner, Väter und Söhne, die in München ermordet worden sind“, kommentierten sie die Entscheidung zu Gunsten einer Schweigeminute.
Israels Sport- und Kulturminister Hili Tropper dankte IOC-Präsident Thomas Bach für den „historischen“ Moment: „Besser spät als nie.“
Elf israelische Olympia-Teammitglieder 1972 getötet
Am 5. September 1972 waren acht Terroristen der palästinensischen Organisation „Schwarzer September“ in das Olympische Dorf in München eingedrungen, töteten zwei israelische Sportler an Ort und Stelle und nahmen neun Geiseln.
Der Versuch, diese auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck zu befreien, vergrößerte die Tragödie: Alle Geiseln, ein deutscher Polizist und fünf Terroristen kamen ums Leben.
Die Spiele wurden trotz des Attentats fortgesetzt, die damalige Ansage des damaligen IOC-Präsidenten Avery Brundage wurde zum geflügelten Wort.